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August 22, 2015

Kino: VACATION

Die unter dem Banner des ehemaligen Satiremagazins National Lampoon produzierten "Vacation"-Filme muss man wohl amerikanisches Komödienkulturgut nennen. Ihr erster Teil, "Die schrillen Vier auf Achse", ist ein allseits beliebter Kultfilm, der mit "Hilfe, die Amis kommen" und "Schöne Bescherung" nicht minder erfolgreich fortgesetzt wurde. "Vacation" heißt nun die hierzulande erklärselig „Wir sind die Griswolds“ untertitelte Neuauflage der Reihe, die jetzt die Erben der Familie auf Urlaub schickt – und sie natürlich viel Blödsinn in Tradition ihrer Vorgänger fabrizieren lässt. [...]

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August 06, 2012

Kino: JEFF, WHO LIVES AT HOME

Der Titel ist nicht Programm: Statt Kellerkindkomödie mit Slacker-Anstrich erzählt "Jeff, der noch zu Hause lebt" eine gleichermaßen einfühlsame wie an entscheidenden Stellen wirklichkeitsentrückte Selbstfindungsgeschichte. Nach dem wunderbaren "Cyrus" der nächste ganz eigene tragikomische Film der Brüder Jay und Mark Duplass. [...]

Juni 02, 2011

Kino: THE HANGOVER PART II

Nachdem Phil (Bradley Cooper), Stu (Ed Helms), Alan (Zach Galifianakis) und Doug (Justin Bartha) den schwersten Filmriss ihres Lebens halbwegs verdaut haben, reisen die vier einmal um die halbe Welt, um in Thailand die Hochzeit von Zahnarzt Stu zu feiern. Obwohl sich die (Noch-)Junggesellen geschworen haben, es nicht wieder zum Äußersten kommen zu lassen, wachen drei von ihnen nach einer durchfeierten Nacht in einem Hotelzimmer in Bangkok auf (aus irgendeinem Grund ist der vierte im Bunde, Doug, erneut nicht direkt ins Geschehen verwickelt). Wieder haben die Jungs keine Erinnerungen daran, was passiert ist, und wieder bringen ihre Exzesse unangenehme Konsequenzen mit sich. Und der irrelustige asiatische Schwule (Ken Jeong) ist auch wieder mit von der Partie.

Der männliche Ritus, sich zum Ende der Junggeselligkeit mit Freunden noch einmal richtig abzuschießen, bevor es dem heiligen Bund der Ehe beizutreten gilt, kann sehr amüsant sein. Darüber wurden schon diverse komische Filme gedreht, zum Beispiel eben die elliptische Katerkomödie "The Hangover". Sie verstand die letzte große Bachelor Party als Erinnerungslücke, die ihre Protagonisten nach einem bösen Erwachen Stück für Stück und voller Verzweiflung zu füllen bemüht waren. Die enthüllten Details der folgenreichen Sausenacht bewegten sich zwischen schwer harmlos und leicht aufregend und führten am Schluss selbstverständlich zur ehelichen und freundschaftlichen Versöhnung zwischen Mann und Frau und – garantiert platonisch – auch zwischen Mann und Mann.

Nicht ohne finale An- wie Aussprachen, leicht sentimentalem Läuterungsgestus und etwaigen geschmacklosen Witz wiedergutmachender Harmonie folgte "The Hangover" artig den neuerlichen Konventionen der US-Komödie, nach denen jedes Unheil stets wieder zur Ordnung gebracht und jede normative Verunsicherung gebannt werden muss. Selbst noch die verrücktesten Begebenheiten im Alkoholrausch könnten nie ernstlich einen Status Quo aufheben, denn im Männerwolfsrudel ("The Wolfpack") ist am Ende alles ungefährlich – und lustig natürlich sowieso. Dass die bemerkenswert langweilige, witzlose und himmelschreiend verklemmte Prollblödelei 2009 zum Überraschungshit des Jahres avancierte, versteht sich von selbst: Reaktionäre Doofheit war schon immer mehrheitsfähig, besonders beim amerikanischen Publikum.

Nun ist so ein besonders böser Kater nicht wirklich fortsetzungstauglich, erst recht nicht, wenn sich anschließend alles sogar noch zum Besseren wendet. Freilich aber musste Todd Phillips seine Spießerbande in Serie schicken und dem Hangover einen Part II hinterher kippen. Gemäß dem Niveau des Vorgängers greift das Sequel dessen einzige Idee wieder auf und lässt das Wolfpack nach einer durchzechten Nacht erinnerungslos zurück. Neue Stadt, neue Heirat, neuer Kater, alles noch mal nach Erfolgsrezept. Diese 1:1-Kopie des Erstlings ist tatsächlich noch einmal wesentlich tempoärmer als der ohnehin schon schnarchige Vorläufer und feuert seine Wahnsinnsgags dieses Mal im Dreiviertel- stundentakt ab.

Man kann nicht sagen, aus "Hangover 2" wäre irgendwie die Luft raus, denn das hieße ja, der erste Film sei kein Platten gewesen. Aber konnte man dort zumindest noch nachvollziehen, was das leicht zufrieden zu stellende und bierfreudige Jungs- und Jungmännerpublikum an der Geschichte attraktiv zu finden schien (Klemmi-Humor und ein kurzzeitiger Anflug von Normwandlung), lässt einen die Wiederholung eher ratlos zurück. Die durchschaubaren Versuche des Films, Ideen- und (offenbar auch) Lustlosigkeit mit noch zotigeren Einlagen im Ballermann-Modus abzuwehren, münden jedenfalls in abermals schlimmen Verunglimpfungen von Minderheiten und allem, was heterosexuelle Ängste auszulösen vermag.

Als Stu, einst zahnlos und nun auch noch durch ein Tattoo entstellt (auweia!), in Erfahrung bringen muss, während seines Rauschs Sex mit einem Transvestiten gehabt zu haben (und das auch noch in der Rolle des passiven Parts), sind sich seine Freunde und er einig, dass einem Menschen wohl nichts Schlimmeres im Leben widerfahren könne. Entsetzt stellt er fest, einen Dämon in sich zu haben, der ihn offenbar betrunken zu dieser Schrecklichkeit getrieben habe. Das Wolfpack vereinbart Stillschweigen auf Lebenszeit, und dann kommt auch schon wieder das lustige rauchende Äffchen um die Ecke, das dem Film ein ums andere mal aus der Misere helfen muss. Machwerke wie "The Hangover Part II" setzen wohl endgültig einen biederen Schlusspunkt unter das Erbe von John Waters, der solche und andere Derbheiten einst subversiv in den Mainstream schmuggelte – nicht ahnend, zu welch fraglicher Konformität sie einmal beitragen würden.


10% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden

Juli 24, 2009

Kino: THE HANGOVER

Bevor er den heiligen Bund der Ehe schließt, wird der smarte Noch-Junggeselle Doug von seinen drei besten Freunden auf einen Kurztrip nach Las Vegas eingeladen, um in geselliger Männerrunde ein, zwei, drei Kästen Bier leeren und, man kennt das ja irgendwie, den letzten Abend in ‚Freiheit’ entsprechend auskosten zu können. Dass seine drei Buddies, der eitle Lehrer Phil, der etwas stockige Zahndoktor Stu und der nerdige Tollpatsch Alan, am nächsten Morgen mit einem kräftigen Kater erwachen, war dabei sicherlich noch abzusehen – nicht jedoch, dass der Bräutigam in spe plötzlich verschwunden, das Hotelzimmer komplett auf den Kopf gestellt und die Erinnerungen an die Vornacht quasi ausgelöscht sind. Und dabei gilt nicht nur zu klären, wie der Tiger ins Badezimmer kam oder wem das schreiende Baby im Schrank gehört…

Die dem Zuschauer vorenthaltene, folgenschwere Nacht gilt es nun gemeinsam mit den liebenswert gemeinten Protagonisten zu rekonstruieren. Stück für Stück versuchen die auch äußerlich gezeichneten Jungs nachzuvollziehen, warum der Concierge ihnen plötzlich ein Polizeiauto vorfährt, sie von Gangstern verfolgt werden oder Mike Tyson höchstpersönlich einen mächtigen Groll gegen sie hegt. Das detektivische Aufspüren der Hinweise folgt dabei einem simplen elliptischen Prinzip – dem Gesetz der Lücke, die gefüllt werden will, und den absurden und irrwitzigen Zufällen, aus der eine Komödie ihre sicheren Gags generieren kann. Ein alter Hut, ein geschenkter Gaul, ein wahrer Drehbuchklassiker sozusagen.

Dem Regisseur einiger erfolgreicher Comedies, Todd Phillips, möchte dennoch wenig einfallen beim Ausmalen der leeren Felder. Und so bemüht "The Hangover" stets die offensichtlichsten Zusätze seiner an und für sich hübschen Idee: Kein Regieeinfall, der sich nicht drei Ecken zuvor ankündigt, kein Witz, der sich nicht auf verbrauchte Dosenbierklischees verlässt. Dass dem Film zusätzlich jeglicher Drive, Schwung, Pepp fehlt, er überhaupt eine Geschichte über abstruse Irrtümer mit ermüdender Gemächlichkeit erzählt, mag sich sogar noch als Konzept verstehen – so doch das Genre seit Judd Apatow neuerdings immer eins, zwei Gänge zurückfährt. Den bedauerlichen Mangel an tiefsinnigem Witz und Selbstironie dieser Retortenveranstaltung entschuldigt das aber nicht.

Es irritiert jedoch nicht im Geringsten, dass diese betont altmodische Komödie in ihrem 90’s-Appeal an Filme wie "Honeymoon in Vegas", "Arizona Junior" oder "Very Bad Things" erinnert und sich damit an den Kinokassen als Überraschungserfolg behaupten konnte: Es ist eine sichere Bank, die Geschichte mit den vier Männern, dem Baby, den Tigern, Tucken und Titten. Phillips knüpft in dieser Selbstfindungsschnulze immerhin an seinen eigenen "Road Trip" an – beschrieb dieser noch einen romantischen Rückblick auf die ungehemmten Vorzüge der Adoleszenz, befinden sich die vier männlichen Hangover-Helden schon inmitten einer bürgerlichen Normgesellschaft. Hier wie dort sinniert Phillips gleichermaßen über die Attraktivität des Ausbruchs und der anschließenden Rückkehr ins Gefüge. Der überschaubare Eskapismus der Handlung empfiehlt also auch den Film als willkommene Realitätsflucht für ein Pärchen- und Jungs- publikum, das mit ausreichend Bier und Popcorn seinen nächsten Kulthit gekürt hat.


30% - erschienen bei den: FÜNF FILMFREUNDEN