August 20, 2007

Retro: THE EWOK ADVENTURE (1984)

Ewoks, das sind kleine pelzige Bären, die es sich auf dem Mond Endor gemütlich gemacht haben. Sie leben in gigantischen Baumkronhütten, feiern gern ausgelassene Familienfeste und stellen sich auch selbstlos in Dienst der Rebellen. So geschehen in Richard Marquands "The Return of the Jedi", dem seinerzeit letzten Film der "Star Wars"-Saga, wo die kleinen Racker an der Seite von Han Solo, Prinzessin Leia, Chewbacca, R2D2 und C3PO gegen allerlei imperiale Sturmtruppen und ST-ATs ins Feld zogen, um die Pläne des Imperators Palpatine zu durchkreuzen. Dieser ließ auf Endor einen zweiten Todesstern samt intergalaktischem Schutzschild errichten, den die Allianz unter Mithilfe Lando Calrissians schließlich jedoch zerstören konnte. Und wären da nicht die kuscheligen Ewoks gewesen, so hätte es mit dem Universum wohl kein allzu gutes Ende genommen.

Seit jeher stand dem der Vorwurf voran, dass Lucas jene allein des kommerziellen Kalküls wegen in die letzte Episode integriert habe, um die Merchandising-Kuh noch ausgiebiger melken zu können. Hinsichtlich des Films ließe sich das mit dem Einwand abwenden, die Ewoks als notwendiges Pendant zum düsteren, epischen Parallelstrang um den Vater-Sohn-Konflikt zwischen Darth Vader und Luke Skywalker einzusetzen, sodass sie mit etwas kindlichem Humor die zahlreichen Kriegsszenen hätten ausgleichen können – immerhin sollte auch "The Return of the Jedi" trotz seiner Dramatik noch als familienfreundliches Abenteuer bestehen. Das schon kurz nach der internationalen Kinoauswertung von Episode VI in Produktion befindliche ABC-Spin Off "The Ewok Adventure" (Caravan of Courage) wies indes doch darauf hin, dass Lucas eine gewinnbringende Vermarktung der Pelztierchen im Sinn gehabt haben dürfte.

Der TV-Film erwies sich als enormer Quotenerfolg und wurde vielerorts, auch hierzulande, sogar ins Kino gebracht. Die Verwandtschaft zum "Star Wars"-Universum galt dabei offensichtlich als vorausgesetzt, explizit warben die Produzenten nämlich nicht mit den Verweisen zur Kinoserie (was sich mittlerweile geändert hat: auf der DVD prangt das bekannte SW-Logo ober- und unterhalb des Titels). Tatsächlich halten sich die Ähnlichkeiten auch so stark in Grenzen, dass eine derartige Vermarktung irreführend gewesen wäre. Denn obwohl das gesamte Interieur des Films mit allen Lebewesen und Orten offiziell dem ‚Canon’ der Saga zugerechnet wird, erinnert nur noch sehr wenig an die Episoden IV-VI, darunter die orangefarbenen Fluganzüge, Laserkanonen und das von Peter Bernstein stark variierte, aber immer noch erkennbare Ewoks-Motiv aus der ursprünglichen Feder John Williams’.

Bedauerlicherweise gelingt es der TV-Produktion nicht einmal die äußere Kontinuität zu "The Return of the Jedi" herzustellen. Nicht nur hausen die Ewoks nunmehr in einfachen Zelten auf dem Boden (statt der wundervollen Häuschen in den Bäumen), sie scheinen mittlerweile auch kaum noch Probleme mit Basic, der Allgemeinsprache, zu haben – obwohl der Film inhaltlich vor Episode VI angesiedelt ist. Die Unterschiede zu den Kinofilmen machen sich insbesondere aufgrund des geringen Budgets negativ bemerkbar, im direkten Vergleich wirkt die Ausstattung in "The Ewok Adventure" geradezu profan. Hauptsächlich müssen die Wälder als Kulissen dienen, ansonsten schiebt sich hier und da mal ein zugegeben schickes, aber eben doch immer erkennbares Matte-Painting ins Bild. Obwohl die visuellen Effekte auf das Konto von ILM gehen und sogar mit einem Emmy prämiert wurden, liegen sie weit hinter dem Produktionsstandard der Zeit, mitunter selbst für ihre TV-Verhältnisse. Die kantigen Stop Motion-Einlagen könnten gestriger nicht sein, besitzen hingegen aber auch keinerlei Charme. Spinnen aus Pappmaché und einfachste Rückprojektionstricks verlangen dem "Star Wars"-Fan zusätzlich einiges ab.

Richtig gehend ärgerlich geriet der Film allerdings nicht aufgrund seiner formalen Unzulänglichkeiten, sondern weil er weder als externes Bindeglied zwischen den Episoden – es werden nicht einmal minimale Verweise zu den Handlungssträngen der Kinoserie gefädelt –, noch als eigenständiger Beitrag innerhalb des "Star Wars"-Universums dient. Stattdessen geht es in der Aufmachung eines biederen Kindermärchens, sogar ein redundanter Voice Over führt durchs Geschehen (getreu dem Motto: Großvater, erzähl uns doch bitte noch eine Geschichte vor dem Schlafengehen), lediglich darum, wie Wicket (im Kostüm steckt abermals Warwick Davis) und seine Freunde die Eltern von Cindel und Mace (deren steifes Spiel selbst unter TV-Soap-Niveau liegt) aus den Klauen des Bergriesen Gorax’ befreien. Dabei wird die Handlung mit zahlreichen sinnlosen Fülleffekten gestreckt, nur damit die Ewoks und mit ihnen die wiedervereinte Menschenfamilie zuletzt wie unter Drogeneinfluss im Zelt umhertanzen dürfen. Wenn dann der Erzähler den Zuschauer noch mit Weisheiten erdrückt ("Nun erfreuen sich alle wieder an den einfachen Dingen des Lebens"), wird selbst der härteste "Star Wars"-Liebhaber passen müssen: Für sich genommen können die Ewoks dann doch ganz schön anstrengend sein.

30%