August 20, 2010

Zuletzt gesehen: PHANTOM OF THE PARADISE (1974)

Er verkauft dem Teufel seine Seele, wie einst auch der Gelehrte Heinrich Faust dem diabolischen Mephisto verfiel, spukt fortan in den Gemäuern eines großen Theaters herum, ganz so wie auch das Phantom es in der Oper tat, und er ist Teil eines schaurigen Grusical-Ambientes, das nicht selten an die "Rocky Horror Picture Show" erinnert: Winslow (William Finley) ist die tragische Gestalt, die ihre Songs an den Teufel in Menschengestalt, einem schmierigen Musikproduzenten (Paul Williams), verliert. Dieser plant im neu eröffneten Paradise-Theater eine große Rockoper, in der auch Winslows geheime Liebe Phoenix (unsicher, aber dennoch bezaubernd: Jessica Harper aus "Suspiria") auftreten soll.

Brian De Palmas Frühwerk ist ein ganz und gar unschuldiges Konglomerat aus der schönen Musik von Paul Williams und überladenen Showeffekten. In grotesken Kostümen und Sets entfacht der Regisseur ein theatralisch virtuoses Feuerwerk aus schrillen Stimmen, schiefen Gesten und zahlreichen Versatzstücken der Popgeschichte. Die gleichfalls leichtfüßige und naive Kampfansage an das korrupte System der Plattenlabels, -Chefs und Medienkonzerne, die den einzelnen Schaffenden als künstlerisches Individuum auszumerzen versuchen, wird mit einer erstaunlichen Sensibilität formuliert, die "Phantom of the Paradise" zu einem für De Palmas Verhältnisse ungewöhnlich sentimentalem Erlebnis macht. Zudem verkleidet der Regisseur seine geliebten Hitchcock-Referenzen hier noch in ironische Zitate, wenn er beispielsweise in einer an "Psycho" angelehnten Duschszene Messer gegen Saugglocke eintauscht. Die mitunter extrem ungelenke und hysterische Inszenierung und manch arg am Ziel vorbei geschossener Einfall trüben den Gesamteindruck jedoch merklich.


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