Tendenziell, aber leider nicht deutlich genug, ist zu erkennen, dass Regisseur James Gray die Rückkehr zur scheinbaren Normalität und Familientradition des Antihelden als fast willen- lose, zwanghafte Erniedrigung schildert, und auch ebenso, dass das wilde Partyleben gar kein so schlechtes gewesen sein muss – verglichen mit der jedwede Individualität unterdrückenden Zugehörigkeit zum Cop- und Familien-Clan. Bedauerlich, dass hier nur phasenweise und in der Gesamtheit zu unsauber eine Geschichte herausgearbeitet wird, die in beklemmend leisem Tonfall von Fatalitäten und Familien- zwängen berichtet.
Und immer dann, wenn der Film höchst reizvolle Momente der Ambivalenz zu schaffen vermag, und seine Gut-Böse- Dramaturgie zu bröckeln beginnt, verunsichert die Regie mit deplatziertem Pathos und schwer indifferenter Schauspiel- führung. "We Own the Night" bleibt deshalb, bei aller Ambition, nur halbherzig Umkehrung und Ergänzung des besonders im Gangstergenre langbärtigen Motivs vom Einzelnen, der sich unfreiwillig den Strukturen seiner Herkunft unterwerfen muss – und funktioniert somit lediglich teilstückartig als moderne "Godfather"-Variation.
Es ist dennoch, unterm Strich und bei all seinem verschenkten Potential, ein spannender und düsterer und deprimierender Thriller, dessen ungelenke Inszenierung und inkonsequentes Ausstattungskonzept – die Spät-80er sieht man dem Film zu keiner Sekunde an, selbst die Musik fällt völlig aus dem Rahmen – durch einige unerwartet mitreißende Sequenzen von großer Nachhaltigkeit entschuldigt werden: Allein eine höchst effiziente und originell gefilmte Verfolgungsjagd, fast ausschließlich über ihr Tondesign gestaltet, muss wohl als besonders großartiger Moment eines an großartigen Momenten in den letzten Jahren bemerkenswert armen Genres gewürdigt werden.
60%