In diesem turbulenten Chaos um Fragen der Ehe, Standeszugehörigkeit, Rollenverteilung und Statussymbolen zieht Sturges abermals sämtliche Register seines Könnens und vereint eine mindestens so gradlinige wie sich gleichzeitig auch selbst überholende Geschichte mit ironisch gepfeffertem Wortwitz. Nach den Kassenhits "The Lady Eve" und "Sullivan’s Travels" bleibt der Regisseur den Sujets seines Schaffens treu: "The Palm Beach Story" folgt mit irrsinnigem Tempo einer völlig überdrehten Handlung, die mitunter gar die genüsslichen Pointen und Spitzen in Sturges’ kritischem Gesellschaftsbild zu überschatten droht. Dieses thematisiert sowohl den immerwährenden Erfolgsdruck, um als akzeptiertes Individuum in einem Konsum- und Markt orientierten System bestehen zu können, als auch die gesellschaftliche Erwartungshaltung an klassische Rollen- muster: Ein Mann ist eben erst dann ein Mann, wenn er es vermag, sich und seiner Familie einen mindestens soliden Lebensstandard zu garantieren.
Wie auch schon in seinen zu vorigen Filmen beweist Sturges abermals ein sicheres Gespür für filmische Mittel. Die den Rahmen bildende Anfangssequenz, die die Hochzeit des Paares Jeffers in Zeitraffer abbildet, demonstriert mit allen Mitteln der Kunst die beeindruckende Fähigkeit des Regisseurs, komplexe Handlungsebenen durch den Einsatz cleverer Ellipsen- und Montagetricks zu prägnanter Kurzform zu verdichten – wie kein zweiter überführt er Vorgeschichte und Hintergrunddetails der Folgehandlung in visuelles Erzählen, ohne sich langwieriger Erklärungen in Dialogform zu bedienen. Gerade weil sich Sturges innerhalb filmischer Codes so sicher wie auch selektiv bewegt, verwundert es immer wieder aufs neue, dass sein beispielloses Œuvre der Komödie stets erst hinter Billy Wilder, Ernst Lubitsch oder Howard Hawks Erwähnung findet. Nicht zuletzt die Beständigkeit innerhalb des Sturges-Werkes, die sich aus der konsequenten Ausarbeitung sozialkritischer Sichtweisen mit untertonartiger Ironie, der Verpflichtung der vielmals selben Schauspieler, die eine eigene konstante Gruppe bilden, und dem fast unerreichten Faible für gewitzte Schlagabtausche ergibt, distanziert den ehemaligen Theaterregisseur von seinen Kollegen.
"The Palm Beach Story" kommt zwar eher beschwingt und leichtfüßig daher, wozu die heitere Musik ebenso beiträgt wie natürlich auch die von zahlreichen unwahrscheinlichen Ereignissen angetriebene Geschichte, doch im Kern ist auch dieser Sturges-Film mit vielfältigen zeitlichen Referenzen unterfüttert. Wie auch in seinen anderen Arbeiten findet der gegenwärtige Weltkrieg keinerlei Erwähnung, sodass man glauben könnte, der bewusste Verzicht auf jedwede Verbindung zu dessen Schreckensvisionen sei durch den optimistischen Zweck des Kinos insbesondere in Zeiten des Krieges verbürgt (so wie es Sturges in "Sullivan’s Travels" auch indirekt thematisiert). Zweifellos jedoch steht hinter der Intention, das Publikum zum Lachen und somit auf andere Gedanken zu bringen, der Entwurf einer Handlung und deren Figuren, die um jene Spuren, die der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel in Kriegszeiten zieht, auch gar nicht bereinigt werden können.
So steht der Misserfolg von Tom Jeffers geradezu symptomatisch auch für den Verlust seiner Männlichkeit, der sich darin äußert, nicht den an seinem Rollenmuster festgemachten Erwartungen entsprechen zu können. Damit konstituiert Sturges nach "The Lady Eve" abermals Bedeutung und Dialektik der Screwball-Comedy: Wenn der Mann sein bürgerliches Lager aufgeben und in den Dienst einer Nation treten muss, wird die langläufige Ordnung der Geschlechter nicht nur neu definiert, sondern auch nachhaltig verrückt: Claudette Colbert verkörpert hier ebenso wie Mary Astor einen neuen Typ Frau, der von emanzipatorischer Selbstbestimmtheit und vor allem einer eigenen Sexualität gekennzeichnet ist – ob Heiratswunsch oder schließlich Scheidung, über beides bestimmen hier nicht die Männer. Sie können ihren eigenen Machtverlust bestenfalls mit fragenden Grimassen kommentieren.