"2:37" bezeichnet jenen Zeitpunkt, von dem aus die Filmhandlung beginnt und schließlich auch ihr Ende nehmen wird: Ein Schüler hat sich das Leben genommen. Schnitt. Was folgt ist ein ganz normaler Schulalltag mit allem, was eben dazu gehört: Liebesnöte, Pennälerstreiche, Hänseleien. Regisseur Murali K. Thalluri, zu Drehbeginn selbst erst knapp über 20 Jahre alt, verkauft diese Bilder von ganz normalen Jugendlichen als überdramatisiertes Warnzeichen einer haltlosen Irritation. Semidokumentarisch wandert er von Klassenraum zu Klassenraum, lässt sich die einzelnen Stücke schneiden und ist darum bemüht, einen möglichst authen- tischen Querschnitt vom alltäglichen Leben seiner Protago- nisten zu zeigen. Dieses verkorkste Experiment wird auch dann nicht spannender, wenn Thalluri auf die Zugkraft seiner whodunit-Geschichte setzt – die Frage, wer sich denn von diesen Teens wohl umgebracht haben könnte, ist ungefähr genauso uninteressant wie überhaupt sämtliche Probleme dieser Nervensägen. Insbesondere deshalb, da der Film mit überaus plumpen Mitteln arbeitet und seine Figuren durch und durch klischeehaft zeichnet. Weil Thalluri von Subtilitäten auch wenig zu verstehen scheint, unterbricht er die Handlung immer wieder mit redundanten Schwarzweißsequenzen, in denen die Jugendlichen einem Selbstbekenntnis gleich ihr Innenleben ausplaudern – bzw. das in Worte fassen müssen, was ihr Regisseur nicht fähig ist zu erzählen. Da ist es dann auch alles andere als überraschend, wenn sich der homophobe Mädchenschwarm als Schrankschwuchtel entpuppt oder sich hinter der Maske eines musischen Vorzeigeschülers ein inzestuöses Monstrum verbirgt, ganz einfach weil sich das alles zuvor stets selbst ankündigt. "2:37" ist ganz einfach nichts weiter als eines dieser schwerfälligen Teenagerportraits, die bei aller Hysterie immer zu vergessen scheinen, wie normal und letztlich gar wichtig derartig verkorkste Lebensabschnitte für die Entwicklung dieser Jugendlichen sind.
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