April 26, 2007

Kino: SPIDER-MAN 3

In Hollywood geht man selten ein Risiko ein. Erst recht nicht dann, wenn ein Film um die 260 Millionen US-Dollar ver- anschlagt, Werbekosten exklusive. Im letzten Kinojahr ent- täuschten an den Kassen eine Vielzahl kostspieliger Major- Produktionen, darunter insbesondere Bryan Singers DC- Comicverfilmung "Superman Returns". Eigentlich nicht seltsam möchte man meinen, liegt doch die Stärke des Films in gewisser Hinsicht bei den persönlichen Wurzeln des Regisseurs, der seinen Superhelden mit wenig Action und dafür umso mehr Gefühl wieder belebte. Warum aber wollte eine Mehrheit des Publikums nicht die postpubertäre Coming Of Age-Geschichte eines Clark Kent erzählt bekommen, wenn es doch aber ungleich mehr auch an den Adoleszenznöten des Studenten Peter Parker interessiert scheint?

"Spider-Man" war in Form seiner Realfilmadaption des Marvel-Comics ein Risiko. Eines, das schon bei der direkten Fortsetzung zwei Jahre später hätte bereut werden können. Denn so elegant sich der Kämpfer für das Gute im rot-blauen Anzug auch durch die Häuserschluchten des gewaltigen New Yorks schwingt, so sehr er auch in der Luft umher wirbelt und Bösewichtern mit ausgeklügelten Choreographien den Garaus macht - Sam Raimi hat weniger die Geschichte eines strahlenden Superhelden, als die des ewigen Verlierers Peter Parker erzählt. Das hat man ihm mitunter übel genommen, zu wenig Donnerwetter und zu viel unverhohlener Liebeskitsch ließ so manchen Actionfreund verdutzt zurück, tat dem Erfolg beider Filme allerdings keinen Abbruch: Zusammen spielten sie allein im Rahmen der Kinoauswertung weltweit über 1,6 Milliarden US-Dollar ein.

Von daher relativiert sich die eingangs angeführte Risiko- freude des Studios zumindest soweit, als sich klingelnde Kassen und künstlerische Individualität nicht ausschließen müssen. Raimi bleibt seinem charakteristischen Duktus dementsprechend treu. "Spider-Man 3" ist ein spektakulär in Szene gesetztes Abenteuer, das selbst den kleinsten visuellen Effekt stets hinter seine Geschichte über Liebe, Freundschaft und - natürlich - das Erwachsenwerden positioniert. Doch obwohl sich der Film ganz auf seine in den beiden Vorgängern festgelegten Basics beruft und kaum neue Schritte nach vorn wagt, überflügelt Raimi diese ohne ein lediglich höher geschraubtes Maß an Action und Gefühl, sondern vielmehr weil er seinen perfekten Rhythmus findet: "Spider-Man 3" ist die Arbeit eines eingespielten, souve- ränen Teams und vereint seine Elemente noch mitreißender, witziger und einfühlsamer, noch amüsanter und bewegender als es den beiden ersten Verfilmungen gelang.

Und dieses Mal hat Peter Parker (besser denn je: Tobey Maguire) alle Hände voll zu tun. Zwar ist er endlich mit seiner großen Liebe Mary Jane Watson (Kirsten Dunst, gewohnt zuckersüß) liiert, doch der wachsende Zorn ihres gemein- sames Freundes Harry Osborn (brillant: James Franco) überschattet die Glückseligkeit. Dieser nämlich tritt in die Fußstapfen seines Vaters, dem grünen Kobold, und wünscht sich nichts sehnlicher als den Tod Peters und dessen Alter Ego Spider-Man. Doch damit nicht genug: New York wird nicht nur vom Sandman, dem bei einem physikalischen Experiment degenerierten Sträfling Flint Marko (Thomas Haden Church in einer überaus charismatischen Rolle), sondern auch seinem eigenen Superhelden bedroht - eine schwarze parasitäre Substanz aus dem Weltall hat Spider-Man befallen und bringt dessen dunkle verborgene Seiten zum Vorschein. Zumindest bis das Zeug schließlich auf den Photographen Eddie Brock (eher blass: Topher Grace) übergeht und damit die Geburtsstunde von Venom, einem der beliebtesten Spider-Man-Gegner, einleitet.

Bezog in den beiden zu vorigen Episoden jeweils nur ein Bösewicht Stellung und füllte das Potential der Handlung damit bereits weitgehend aus, so kämpft der Superheld nunmehr nicht nur gegen drei Gegner, sondern vor allem auch mit sich selbst. Bis auf wenige grobe Sprünge und drama- turgische Schnitzer (die hastige Kooperation zwischen Sandman und Venom bleibt motivations- und einfallslos) aber bündelt Raimi die einzelnen Aktionsstränge erstaunlich sicher und schließt nahezu alle Subplots stimmig und ohne in Oberflächlichkeiten zu verfallen ab. Trotz eines erhöhten Actionpegels und einer insgesamt rasanteren Inszenierung dominiert auch in "Spider-Man 3" der emotionale, ja manches Mal sogar wunderbar rührselige Ton. Und das ist das Geheimnis dieses Films: Raimi transportiert die Figuren ins Kinomedium abermals mit ungeheuerem Respekt und einer Vielschichtigkeit, wie sie keine Comicverfilmung mehr seit Tim Burtons unterschätztem "Batman Returns" aufweisen konnte.

Da sollte man dann auch bedenkenlos vergessen, dass Danny Elfman - der noch während der Postproduktion des Vor- gängers seine Koffer packte - durch Christopher Young ersetzt wurde. Denn wirklich begeisterungswürdig an diesem Film ist die aufrichtige Ehrlichkeit seines Regisseurs, der der Geschichte und ihren Figuren genau jene Tiefe verleiht, die so vielen anderen Comicadaptionen fehlt. Das garantiert nicht nur manch nachhaltigen Gänsehauteffekt, sondern lässt "Spider-Man 3" jederzeit glaubwürdig erscheinen. Und in einem Film, wo sich illustre Monster zwischen gigantischen Wolkenkratzern auf die Rübe hauen, ist das nicht unbedingt selbstverständlich.


80% - erschienen bei: DAS MANIFEST

April 24, 2007

Kino: MAN CHENG JIN DAI HUANG JIN JIA

Als Abschluss einer epischen Actiontrilogie, die mit "Hero" begann und dem "House of Flying Daggers" fortgesetzt wurde, enttäuscht "Curse of the Golden Flower" im gleichen Maße wie er auch restlos begeistert. Das hat zweierlei Gründe: Yimou Zhangs Film erzählt mit engem Fokus die Geschichte einer kaiserlichen Familie, dicht und überaus kühl inszeniert, so eng geschnürt wie die Korsetts der Frauen am Hofe. Das ist technisch brillant, hat mit der Opulenz und den vielfältigen, spektakulären Kampfesszenen der Vorgänger aber nur noch wenig gemein. Dagegen überrascht Zhang nach anfänglichem Zweifel mit einem hervorragend besetzten Kammerspiel im großen Stil – "Curse of the Golden Flower" ist theatralisches, visuell überwältigendes Kino.

Vor dem traditionellen Chrysanthemen-Fest hängt der Haus- segen am kaiserlichen Hof sprichwörtlich schief: Intrigen und Inzest bestimmen die Familienstrukturen. Die Königin (Li Gong) hatte ein Verhältnis mit ihrem ältesten Stiefsohn, dessen wahre Mutter er fälschlicherweise für tot hält. Dieser hat jedoch nur noch Augen für die Tochter des Hofapo- thekers, in die auch der König (Yun-Fat Chow) vernarrt ist, der seine ungeliebte Ehefrau mit vergiftetem Tee langsam töten will. Diese weiß um den Plan ihres Gatten und versucht ihrerseits Rache zu üben, wofür sie auch ihren Sohn, den Prinzen Jie (Chou Jay), gewinnen möchte. Erst später wird er wiederum erfahren, dass die Tochter des Apothekers seine Halbschwester ist.

Diese Familiendynastie richtet sich allmählich zugrunde. Und der Zuschauer ist mittendrin in einem statischen Drama, das sich irgendwo zwischen Shakespeare und Seifenoper bewegt. "Curse of the Golden Flower" verlangt seinem Publikum dabei viel Aufmerksamkeit ab – die Dialoge sind blumiger denn je, während die Gesten ausschweifender kaum sein könnten. Doch der Film gefällt sich in diesem Kitsch aufs wunderbarste. So regenbogenfarbig die Wände des Palastes auch sein mögen, die Eiseskälte zwischen den Figuren überschattet jede Bonbonpracht. Zhang ist ein Beobachter, der diesen Kontrast nur allzu gern betont: Die güldenen Gewänder, die funkelnden Edelsteine und prachtvollen Tücher täuschen eine warmherzige Harmonie vor, die der Film mehr und mehr zersetzt.

Erst in einem fulminanten Finale brechen die Figuren aus ihrer formalen Etikette heraus. Das wird seinerseits mit allerlei Symbolen unterstrichen und durch eine parallel montierte, gigantische Schlachtsequenz veräußerlicht, droht aber im Meer dieser betörenden Farbenpracht unterzugehen. Zhang verlagert hier seinen Schwerpunkt: Nicht die Massenszenen besitzen eine epische Wucht – tatsächlich stören sie die eigentliche Handlung fast ein wenig –, sondern die familiäre Eskalation. Die beherrschte Strenge bei der Durchführung alltäglicher Zeremonien weicht zum Höhepunkt dann einer blutigen Radikalität. Jegliche Eleganz ist dahin, Teppiche und Blumen sind rot gefärbt. "Curse of the Golden Flower" hat vielleicht nicht mehr zu erzählen als eine gewöhnliche Folge "Denver Clan" – aber ein so edles Antlitz darf selbst die gröbste Trivialität schließlich nicht immer haben.

70% - erschienen bei: DAS MANIFEST

April 23, 2007

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen zu: "Der Fluch der goldenen Blume" (Yimou Zhang), "Spider-Man 3" (Sam Raimi) und "Hot Fuzz - Zwei abgewichste Profis" (Edgar Wright). Bin grad im Unistress, deshalb bleibt derweil nur Zeit für die Kracher. Der neue Verhoeven folgt mit Verspätung.

April 20, 2007

TV: Fernsehtipps 21.04. - 27.04.07

Samstag, 21.04.

20:15 Uhr – “Ghostbusters 2” (K1)

Allein Bill Murray darf hier einige so herrlich komische Dialoge aufsagen, dass selbst das x-te Sehen noch Spaß bereitet, auch wenn das Sequel gegenüber dem Vorgänger weit abfällt.

20:15 Uhr – „E.T. – Der Außerirdische“ (BR)

Einer der wenigen wirklichen Kinderfilme, Spielbergs frühe und immer noch beste Arbeit, die sich ganz auf die Ebene seiner Helden begibt. Zeitloses Meisterwerk.

0:10 Uhr – “Shocker” (RTL2)

Ironische und vor allem irre rasant inszenierte Horror-Komödie - einer der missverstandenen Craven-Filme. Gekürzt.

2:10 Uhr – „U-Turn“ (ARD)

Ein Film, der von Obsessionen berichtet, die ich einfach nicht teilen kann. Chauvi-Gedöns.

2:15 Uhr Uhr – „Happiness“ (RBB)

Anmaßende, zynische und selbstverliebte Satire. Grässlich.

4:10 Uhr – „Shadow of the Vampire“ (Pro7)

Herausragende Hommage an die Stummfilmzeit, neben “Gods and Monsters” und “Ed Wood” einer der wunderbarsten Filme über das Genrekino.

Sonntag, 22.04.

14:00 Uhr – „Clueless“ (Pro7)

Sträflich unterschätzte Komödie mit erfrischend herbem Ton.

20:15 Uhr – „Hellboy“ (Pro7)

Kauzige Comicverfilmung, toll gespielt und herrlich ironisch.

20:15 Uhr – „Das Phantom der Oper“ (Tele5)

Als wäre Lloyd Webbers Musical nicht ohnehin schon eine Qual, setzt Schumacher dem ganzen noch die Krone auf – unerträglich!

22:35 Uhr – „Equilibrium“ (Pro7)

Gut. Für mehr reicht es bei mir noch immer nicht.

0:00 Uhr – „Dem Himmel so fern“ (SWR)

Eindrucksvolle, meisterlich in Szene gesetzte Douglas Sirk- Adaption.

0:40 Uhr – „Die Killerhand“ (Pro7)

Gefällt durch Slacker-Humor und einige überaus nette Einfälle. Gelungen.

1: 05 Uhr – „Einer flog übers Kuckucksnest“ (ARD)

Sicherlich ein Film, der seine Qualitäten hat: Nicholson ist brillant, das Ende legendär. Und trotzdem verleiht die fast schon hysterische Angst vor der Frau als eigenständigem Machtorgan dem ganzen eine reichlich konservative Note. Zwiespältig.

Montag, 23.04.

20:40 Uhr – „Der Falke und der Schneemann“ (Arte)

Grandioser Thriller mit einem überragenden Timothy Hutton. Inklusive Schlesinger-Bonus.

22:50 Uhr – „Nackt unter Wölfen“ (MDR)

Glanzlicht des Defa-Films – überaus wirkungsvolle Romanver- filmung.

Mittwoch, 25.04.

20:15 Uhr – „Gefährliche Brandung“ (K1)

Zigfach kopierter und spannender Actionfilm von der einstigen Regiehoffnung Kathryn Bigelow.

21:35 Uhr – „Beautiful Girls“ (Das Vierte)

Lakonische, sensible und vor allem ehrliche Provinzgeschichte mit einem großartigen Ensemble. Ted Demmes bester Film.

Donnerstag, 26.04.

20:15 Uhr – „Planet der Affen“ (VOX)

Der eine einzige Film, den Tim Burton in den Sand gesetzt hat. Kein visuelles Konzept, ein grottenschlechter Hauptdar- steller und ein völlig deplatziertes Ende – abhaken, vergessen und lieber das Original schauen.

0:55 Uhr – „Lohn der Angst“ (ZDF)

Hochspannender und stilbildender Thriller vom großartigen Clouzot.

Freitag, 27.04.

0:20 Uhr – „Der Schakal“ (RTL2)

Gänzlich unnötiges Remake, bei dem nur Jack Blacks Auftritt im Gedächtnis bleibt.

April 18, 2007

Kino: THE REAPING

Es beginnt immer irgendwo in Afrika. Und da Hollywood den schwarzen Kontinent gerade wieder einmal neu entdeckt hat – man denke nur an "Catch a Fire", "Blood Diamond" oder "Goodbye Bafana" –, führt auch der Horrorthriller "The Reaping" den Zuschauer in die entlegene Wüste des Sudans, wo sich die Vorboten der Apokalypse zu formieren scheinen: Da suchen rätselhafte Epidemien die Menschen heim und ziehen Ungezieferplagen über das Land. Das allerdings ruft bei der Universitätsprofessorin Katherine Winter (Hilray Swank) bestenfalls ein altkluges Lächeln hervor. Die einstige Pastorin hält nämlich selbst für das unheilvollste Phänomen noch eine wissenschaftliche Erklärung parat – der Schrecken in Nordafrika speist sich ganz simpel aus einer Übergewichtung von Mythos und Religion.

Derart abgeklärte Ex-Gläubige hat das Kino ja bekanntlich gern, so lange es ihm zumindest gelingen mag, die neuerdings Ungläubigen zu bekehren und in die geistliche Welt zurückzuführen. Das hat zuletzt niemand so elegant bewiesen wie Mel Gibson, dem M. Night Shyamalan mit "Signs" erfolgreich zur Reintegration in die Enthaltsamkeit verhalf. Dieser dankte es ihm und löste mit seinem Fetischsplatter um die Kreuzigung Jesu einen wahren Boom frommer Hollywood- Produktionen aus, der auch das eigentlich völlig verdient in Rente geschickte Bibelhorror-Subgenre zu neuen Inspira- tionen anregte. Denn eigentlich, so dachte man, sei das Thema seit dem Ausbleiben der prophezeiten Apokalypse zum Millennium und der dazugehörigen Popcornentsprechung von "End of Days" bis hin zu "Stigmata" endgültig durch.

Falsch! Das Interesse an göttlichen und besonders natürlich nichtgöttlichen Mächten ist längst wieder geweckt. Ob nun in Renny Harlins/Paul Schraders "Exorcist"-Sequel oder jüngst der Neuauflage von "The Omen" – der Teufel und seine illustren Gesandten treiben es wilder denn je, um schluss- endlich natürlich dennoch bezwungen zu werden. "The Reaping" bildet da selbstverständlich keine Ausnahme. Der Film adressiert zwar kein ausschließliches Teenager-Publikum, sondern giert mit seinem fast schon verbissen ernsten Ton auch nach der Gunst eines jeglicher Blasphemie abschwö- renden Erwachsenenkinos. Aber freilich empfiehlt sich Stephen Hopkins’ Mystery-Thriller als seichter PG-13-Grusel auch für fummelnde Zahnspangenträger, die bevorzugt Filme konsumieren, in denen jedwede Ordnung erst rigoros aus den Fugen gehoben wird, nur damit sie dann ebenso schnell wieder in ihr Gefüge gebracht werden kann.

Von daher bräuchte Katherine Winter sich nicht wirklich darum sorgen, dass sich in der Kleinstadt Haven in Louisiana rätselhafte Ereignisse zutragen. Zwar ist auch sie mit ihrem wissenschaftlichen Latein am Ende, als sich Flüsse rot färben, Rinderherden verrückt drehen und Frösche vom Himmel purzeln, doch eigentlich könnte die Sachlage offensichtlicher nicht sein: Ein kleines Mädchen (AnnaSophia Robb) ist von teuflischen Dämonen besessen und droht die gesamte Menschheit zu vernichten. Dass es immer gleich die Welt sein muss, die sich der Herr Satan unter den Nagel reißen will, mag man da noch gern verzeihen. Nur warum zur Hölle reiht "The Reaping" ein kitschiges Horrorklischee ans nächste? Da werden Szenarios kreiert, die sich als Alptraum herausstellen, Schreckensbilder entworfen, um als Vision enttarnt zu werden und die wirklich ödesten, weil sich beständig selbst ankündigenden Schockeffekte der Saison runtergespult. Und wie immer ertönt dazu ein Gedudel, das sich fleißig bei Jerry Goldsmith und seiner "Omen"-Partitur bedient.

Das ist dann zwar zeitweilig in eine überdurchschnittlich edle Optik gesetzt (die Aufnahmen des roten Sumpfes erinnern an die visuelle und atmosphärische Kraft von Hopkins’ früheren Arbeiten), aber einfach keine einzige Sekunde lang spannend. Da das Drehbuch auch gar nicht erst den Versuch unternimmt, seine unheilvolle Geschichte mit etwas Clever- ness auch für ein Publikum, welches derartigen Bibel-Horror naturgemäß nicht für bare Münze nimmt, schmackhaft zu machen, ist "The Reaping" für seine unchristlichen Zu- schauer kaum zumutbar. Die werden nämlich mit Sicherheit störend feststellen, dass sich der Film nicht nur unverhält- nismäßig ernst nimmt, sondern schon regelrecht peinlich vorhersehbar geriet. Dass sich im Finale schließlich eine katastrophal unterforderte Hilary Swank gegen ein Meer schlechter CGI-Effekte zur Wehr setzen muss, nimmt man dann nur noch peripher wahr. Bleibt einzig der Rat, dass sich die Oscargewinnerin langsam einmal Gedanken machen sollte, nicht doch den Agenten zu wechseln.

15% - erschienen bei DAS MANIFEST

April 16, 2007

SUPERBLOGS 2007 - Wahlrunde eröffnet

Wie es der Banner in der Linkleiste schon seit einigen Tagen vermuten lässt, wurde ich im Rahmen des Hitflip-Blogs für den "Superblog 2007" nominiert. Das kam ehrlich gesagt etwas überraschend, ich hatte mich nämlich nicht angemeldet und habe von der Nominierung eher zufällig erfahren. Ab heute kann man bis zum 23. April für insgesamt 23 nominierte Filmblogs stimmen. An dieser Stelle folgt deshalb nun die dezente Bitte, fleißig für mich abzustimmen. Also Feinde und Freunde, versammelt Euch und votet mit! Zur Superblog- Wahl geht es
---> hier <---

Kino: SUNSHINE

Sie sind so nah an diesem hellsten und gleichzeitig glühenden Punkt angekommen wie niemand vor ihnen, die Astronauten und Wissenschaftler einer ebenso gewagten wie spekta- kulären Sonnenmission. Doch die Kraft assoziierende Licht- und Wärmeflut täuscht – der lebenswichtige Stern befindet sich in einem denkbar schlechten Zustand und bedroht die Erde mit dem Verlust seiner Energie. Nun soll eine überdimensionale Bombe entgegenwirken: Das Rettungsteam muss sie in die Sonne befördern und hofft, dass die Detonation einen reanimierenden Glüheffekt ausüben wird. Doch die Aktion verläuft unplanmäßig, ein zuvor entsandtes Schiff mit Namen "Icarus I" und Crew befindet sich ebenfalls in Reichweite. Und nicht nur dort hat die enervierende Wirkung der Sonne bereits Spuren hinterlassen – die Expedition entwickelt sich mehr und mehr zu einem unheilvollen Trip, bei dem es bald um Leben und Tod gehen wird.

Obwohl die Wissenschaft davon ausgeht, dass die Sonne über Brennstoff für noch mindestens fünf Milliarden Jahre verfügt, zeichnet der "28 Days Later"-Regisseur Danny Boyle in "Sunshine" ein gefahrenvolles Bild vom drohenden Ende der Menschheit. Der Griff nach der Sonne als sinnliche Grenzüberschreitung ist dabei nur eines der Motive dieser Weltraumodyssee. Den Ikarus-Mythos bemüht der Film nämlich gleich in vielfacher Hinsicht. Wenn die Sonne den Menschen in ein geistiges Labyrinth aus verzerrter Wahr- nehmung und Infragestellung des eigenen Ichs zwängt, erinnert das natürlich unweigerlich an den im Reich des Minotaurus festgehaltenen Griechen. Das gleichnamige Schiff, auf das die Crew bei ihrer Mission stößt, wirkt da wie eine reflexive Spiegelung seiner selbst: An Board befindet sich ein durch die Sonne zersetztes Mitglied, das zum Monstrum mutiert scheint und die Besatzung der Rettungsmission attackiert.

In dieser an den klassischen Melting Man alter Science Fiction-Abenteuer erinnernden Figur vereinen sich nicht nur die Angst vor dem Fremden, sondern ebenso auch die Furcht davor, seine eigene dunkle Seite zum Vorschein – oder treffender: ans Licht – zu bringen. Der mythologische Überbau des ganzen ist offensichtlich: So wie Ikarus bei seiner Flucht mit den angehefteten Flügeln an seinem Übermut scheiterte und durch die glühende Kraft der Sonne ums Leben kam, stoßen auch die Mitglieder der Rettungscrew an natürliche Grenzen, bei denen selbst ihre technischen Errungenschaften von High Tech-Raumschiffen bis zu goldenen Panzeranzügen zunächst nicht mehr viel ausrichten können.

Dass die Reise in fremde Welten vor allem auch eine Metapher für die Reise ins Ich darstellt, ist im Genre keine besonders neue Erkenntnis. "Sunshine" begibt seine All-Eroberer jedoch auf einen beklemmend klaustrophobischen wie sinnlich-erlebbaren Trip in deren innere Abgründe. Der Konflikt, geschürt aus dem äußeren Druck, die Mission nicht erfolgreich durch- und damit die Rettung der Erde herbeiführen zu können, und der inneren Notwendigkeit, sein Selbstwesen erkunden zu müssen, wird mithilfe einer betö- renden visuellen Bildgestaltung auf die Leinwand projiziert. Unter Einsatz einer pulsierenden Musik des britischen Elektro-Duos Underworld wird das Vordringen in Grenzbereiche auch für den Zuschauer zu einer audiovisuellen Erfahrung, die sich weniger einer Ausformulierung ihres veritablen conditio humana-Ansatzes, denn der möglichst unnarrativen Darstellung einer Raum und Zeit auflösenden Weltraumreise verschreibt.

Deshalb versteht sich "Sunshine" kaum als konventionelles Genrekino, dafür entwickeln sich seine Figuren zu dürftig, erarbeitet er keine dramaturgische Dichte und auch keinen erkennbaren Spannungsbogen. Boyles Inszenierung ist vielmehr auf eine eigene Stilistik der Science Fiction angelegt. Deshalb auch täuscht die Nähe zu Kubricks "2001: A Space Odyssey". Zwar beschäftigt sich der Film aufgrund seiner identischen philosophischen Utopie einer Welt ohne Menschen mit evolutionären Fragen nach Beschaffenheit und Wesen desselbigen, allerdings siedelt Boyle diese Ausei- nandersetzung nur auf einer sehr dünnen Ebene an und bekräftigt das auch mit einem etwas unbefriedigenden Ende, das keine weiteren Fragen aufwirft, sondern jene zuvor buchstäblich in den Raum geworfenen Thesen sogar geradezu ignoriert.

Denn wo Kubrick letztlich eine pessimistische Vision mensch- licher Unterwerfung entwirft oder Ridley Scott den Zuschauer mit "Alien", an den der Film nicht nur in Bezug auf sein Produktionsdesign, sondern auch in den Monstersequenzen erinnert, einer sublimierten Fremdheit (in Form sexueller Triebe) gegenüberstellt, verharrt Boyle zu sehr in seinen Ansätzen – das Ende erscheint konventionell und daher unpassend. Zuweilen erfüllt die wörtlich zu nehmende Blendwirkung in "Sunshine" aber dennoch ihren Zweck: Als bestechend verführerisches und im selben Moment auch rudimentäres Kinoerlebnis widersteht man der Sogwirkung dieses Films gern. Zumindest vorläufig.


60%
- erschienen bei Wicked-Vision.de

April 14, 2007

News: 28 WEEKS LATER Clip & Trailer

Zum Sequel des Danny Boyle-Hits "28 Days Later" sind ein Clip und das neue UK-Poster veröffentlicht worden. Erinnert mich bislang alles angenehm an "The Crazies".

Kino: PERFECT STRANGER

Was ist das momentan nur für ein seltsamer Trend? Vor kurzem noch beförderte Joel Schumacher den schwer unterforderten Jim Carrey auf die Suche nach der eigenen Identität in seinem Vexierspiel "The Number 23", nun geht bereits der nächste Retro-Thriller an den Start. "Perfect Stranger" - oder leger: "Verführung einer Fremden" - kommt daher wie einer dieser unangenehm lasziven Erotikkrimis anno 1990, in denen für gewöhnlich irgendeine heißkalte Frau, die meistens Sharon Stone hieß oder dieser zumindest ähnelte, einen lüsternen Ermittler in Fesseln legte. Die finale Überraschung interessierte da in der Regel schon niemanden mehr - je klarer die exquisiten Einblicke in die Intimsphären der Hauptdarsteller, desto schwammiger der Rest.

Da die Stone ihre Reproduktionsprüfung mit Ganzkörper- Update bereits letztes Jahr in "Basic Instinct 2" absolvierte, sind nun endlich auch die Männer an der Reihe. Bruce Willis nämlich hat das Genre um ein mindestens genauso schuldiges Vergnügen bereichert: "Color of Night". Dort entpuppte sich die schöne Verführerin schlussendlich als kurioser Zwitter, was der Zuschauer aber ohnehin kaum noch wahrzunehmen schien - das entblößte Gemächt des Herrn Willis bescherte da schon den wesentlich nachhaltigeren Eindruck. "Perfect Stranger" ist hingegen zweifellos der Film mit den weniger spektakulären Schauwerten (ein prätentiöser Küchen-Quickie bleibt die Ausnahme), seine Auflösung ist dafür allerdings umso hanebüchener.

Halle Berry spielt Rowena Price, eine rasende Reporterin. Die ist derzeit aber gar nicht gut zu sprechen, hat ihr Chef doch gerade erst eine große Titelstory abgeblasen. Frustriert trifft sie zufällig ihre alte Freundin Grace (Nicki Aycox), die ihr von der Bekanntschaft mit dem Werbechef Harrison Hill (Bruce Willis) berichtet. Am nächsten Morgen allerdings liegt diese plötzlich auf dem Pathologietisch - Diagnose: Mord! Price und ihr verdächtig charmanter Kollege Miles (beständig zwischen liebenswert und nervtötend: Giovanni Ribisi) untersuchen den Fall auf eigene Faust. Per Internetchat treten beide in Kontakt zu Hill, den sie als verführerischen Übeltäter vermuten. Schließlich gelingt es Price sogar unter falschem Namen in dessen Agentur eingestellt zu werden. Doch man ahnt es schon - da hat die gerissene Schönheit ihre Rechnung ohne die raffinierten Kniffe des wohl längsten Drehbuchs des Jahres gemacht.

"Perfect Stranger" ist das Ergebnis folgenden Rezepts: Man nehme zunächst einen smart dreinschauenden Bruce Willis, auf den die Kamera immer dann besonders elegant schwenkt, wenn er gerade lässig den Raum betreten oder einen abgehalfterten Witz über die Lippen gebracht hat, stelle ihm eine sexy ins Licht gerückte Halle Berry als modische Profilerin zur Seite und packe dann noch zwei große Hände voller illustrer Filmklischees der 90er dazu. Am Ende schwimmen da freilich allerlei unappetitliche Zutaten nebeneinander - und der Geschmack reicht gerade so von fad bis nüchtern. Nein, James Foley ("The Corruptor") ist wahrlich kein Meisterkoch, da hätte es bei der Zubereitung einfach manch eigener Würze bedurft.

Doch trotz der grausigen Dialoge und ihrer noch viel, viel grausigeren Darsteller reicht es selbst für ein verwegenes, unfreiwilliges Schmunzeln kaum mehr aus. Und so quält man sich durch diese 110 Minuten uninspirierten Zelluloids, wartend auf den einen obligatorischen Moment, der das bis dato gesehene mit hektischer Erklärungswut ad absurdum führen wird, bis dann endlich auch das letzte Klischee über die Leinwand flimmern darf: Es ist - Überraschung! - ein Schlusstwist wie aus den alten guten Erotikthriller-Tagen…


10%
- erschienen bei: DAS MANIFEST

TV: Fernsehtipps 14.04. - 20.04.07

Samstag, 14.04.

20:15 Uhr – „Ghostbusters“ (K1)

Zeitlose Horrorkomödie mit unnachahmlicher Eigendynamik.

22:15 Uhr – „Teufelskreis Alpha“ (Das Vierte)

Solide inszeniert, mäßig spannend. „Scanners“ ist mir lieber.

Sonntag, 15.04.

20:40 Uhr – „Unter Piratenflagge“ (Arte)

Bombastisch ausgestatteter Michael Curtiz-Klassiker. Nicht ganz so gut wie „The Sea Hawk“.

1:50 Uhr – „Dämonisch - Frailty“ (Pro7)

Simpel konstruierter, aber effektiver Thriller mit einigen grandiosen Spannungsmomenten. Überdies sehr blasphe- misch, was schon einmal grundsätzlich Pluspunkte bringt.

Montag, 16.04.

22:15 Uhr – „Explosiv – Blown Away“ (ZDF)

Allein Jeff Bridges lohnt das Einschalten – spannender Action- Thriller, der sich auf das wesentliche konzentriert.

1:25 Uhr – „La Boum“ (ARD)

Dreams are my reality – wenn sich idealisierte Nostalgie mit schwärmerischer Altherrenromantik verbindet.

Dienstag, 17.04.

20:15 Uhr – „Stop! Oder meine Mami schießt“ (K1)

Der Titel kommentiert sich eigentlich von selbst.

Mittwoch, 18.04.

20:15 Uhr – „Fat Actress“ (Das Vierte)

Kirstie Alley gefällt. Aber da hätte man einfach mehr draus machen können.

20:15 Uhr – „Teaching Mrs. Tingle“ (K1)

Kevin Williamsons herrlich schräge Abrechnung mit den Schulnöten, wunderbar besetzt mit Helen Mirren und Katie Holmes. Und Marisa Coughlans „Exorcist“-Einlage auf dem Ehebett ist zum Brüllen.

23:00 Uhr – „Amityville Horror“ (Tele5)

Schlecht gealterter Pseudo-Klassiker, heute eher albern als gruselig.

Donnerstag, 19.04.

20:40 Uhr – „Mein wunderbarer Waschsalon“ (Arte)

Wunderschöne Tragikomödie von Stephen Frears. Selten war Daniel-Day Lewis wieder so gut.

22:15 Uhr – „Lock Up – Überleben ist alles“ (VOX)

Männer mal wieder unter sich – banaler Knastfilm für große Jungs und abgehalfterte Sly-Fans.

Freitag, 20.04.

20:15 Uhr – „Signs – Zeichen“ (Pro7)

Im Spiel mit Suggestionen und der Erwartungshaltung des Zuschauers clever in Szene gesetzter Horrorfilm, der bis zum konsequenten Schluss fesselt. Den faulen Budenzauber Shyamalans entlarvt man allerdings recht einfach – hier erreicht der dezent überschätzte Regisseur nicht annähernd die Klasse seines Vorbildes Hitchcock.

20:15 Uhr – „Scooby Doo“ (RTL2)

Bunte und kurzweilige, aber leider völlig an der Vorlage vorbei geschrammte Realverfilmung, der zudem leider auch der rechte Witz fehlt.

Kino: GOODBYE BAFANA

Wenn im Kino etwas immer gut funktioniert, dann sind es Geschichten über Menschen, die sich vom Bösen zum Guten wenden. Besonders dann, wenn ein weißhäutiger Rassist die Initiation zum menschelnden Liberalisten durchlebt. "Good- bye Bafana" von Bille August ("The House of the Spirits") ist zudem nicht nur die Gutmenschengeschichte eines geläuterten Helden, sondern durch die Verquickung mit dem Schicksal Nelson Mandelas auch noch ein modisches Biopic. Mit der Garantie zum Weichspülen ist dieser – natürlich – auf wahren Begebenheiten basierende Film deshalb fein chrono- logisch erzählt, sicher auch solide inszeniert und ganz bestimmt fürchterlich ambitioniert. Aber eben auch ordentlich glatt poliert und reichlich verklärend. Vor allem aber ist die Reise zurück in das Jahr 1968 grauenvoll gespielt.

Der südafrikanische Apartheidbefürworter und Gefängnis- wärter James Gregory (Joseph Fiennes) wird nach Robben Island versetzt. Dort verspricht er sich gemeinsam mit Frau (Diane Kruger) und Kindern ein besseres Leben. Auf der Fährenüberquerung werden auch gleich die vorläufigen Sympathien verteilt: Die kindliche Frage, warum auf der Insel nur schwarze Gefangene verwahrt würden, beantwortet Mutter Gregory eindeutig – "weil sie Terroristen sind". Die Karriere von Gregory verläuft schnell und steil nach oben: Durch seine Kenntnisse in Xhosa (als Kind wuchs er auf einem Bauernhof mit einem farbigen Jungen auf und beherrscht deshalb die Stammessprache) wird er für die direkte Überwachung des prominentesten Gefangenen eingesetzt – Nelson Mandela (Dennis Haysbert). Neben alltäglicher Zensur von Briefen kann er deshalb auch dessen Besuchergespräche mit seiner Frau übersetzen.

Doch das ideologische Bild Gregorys beginnt zu bröckeln, als er die Brutalität gegen Farbige vor seinen eigenen Augen erlebt. Ihm gelingt es schließlich, die verbotene Freedom Charta zu lesen, in der entgegen seiner Annahme nicht von der Unterdrückung weißer durch schwarze Bürger die Rede ist, sondern Gleichberechtigung proklamiert wird. Zwischen Gregory und Mandela entwickelt sich eine vorsichtige Freundschaft – und bis zur Entlassung der Galionsfigur 1990 wird aus dem Rassisten alsbald ein ANC-Kämpfer für die Freiheit. Denn: "Ich möchte dabei sein, wenn Geschichte geschrieben wird!". Na das klingt doch ganz wunderbar. Und wenn Mandela zu Zeiten seiner 27jährigen Gefängnis- aufenthalte wirklich so ein knuddeliger Papabär war, wie Haysberts Interpretation den Eindruck erweckt, dann kann jene Geschichte für das Kino sogar ganz und gar gemütlich (neu)geschrieben werden. Märchenstunde in Südafrika!

"Nelson Mandela, My Prisoner, My Friend" lautet der Titel von Gregorys Biographie, die die Grundlage für "Goodbye Bafana" bildet. Die rosigen Memoiren ergeben zwar einen guten Filmstoff, wurden jedoch auch stark kritisiert. Freunde Mandelas beschuldigten Gregory als Tatsachenverdreher, weil er wichtige Details erspitzelt und somit den Kampf zur Demokratie behindert habe. Eine tiefgehende Männer- freundschaft, wie Buch und Film sie suggerieren, sei nie zustande gekommen. Das ist eben der alte Widerspruch, mit dem das Kino zu leben gelernt hat: In der Regel folgt die Dramaturgie der Realität nicht den Gesetzen eines Drehbuchs. Und weil Augusts Film als universelle Parabel umso dienlicher scheint, wird die Wahrheit mit ihren Ecken und Kanten einfach mal so richtig schön abgeschliffen.

Dabei hat der an Originalschauplätzen gedrehte "Goodbye Bafana" atmosphärische Momente, die sein grundsätzliches Potential erahnen lassen. Wenn Frauen und Kinder bei einer Passkontrolle mit Schlagstöcken misshandelt werden, dann droht kurzzeitig jene romantische Verklärung zu verblassen, die den Film ansonsten so bieder durchzieht. Unglaubwürdig bis ärgerlich aber bleibt der Rest: Gregory dreht auf dem Gefängnishof täglich lebhafte Plauderrunden mit Mandela, ohne die geringste Aufmerksamkeit zu erhaschen, oder spaziert ohne Genehmigung in eine Bibliothek mit Abteilung für verbotene Literatur und entwendet problem- wie folgenlos das kritischste Dokument seiner Zeit – die Freedom Charta. Sollte der Weg zur Aufklärung seinerzeit tatsächlich derart unsteinig verlaufen sein, scheint die Brisanz der politischen Lage Südafrikas wohl doch ein wenig überbewertet, oder?

40%

RÜCKBLICK #01: Grace Kelly & die 42. Straße

Film der Woche: "Spider-Man 2"

Die zweite Sichtung seit damals im Kino, bevor es dann diese Woche in den dritten Teil geht. Einfach ein sensationell inszenierter Film – romantisch, gefühlvoll, brillant gespielt und toll getrickst.

Film-Flop der Woche: "The Reaping"

Bibelhorror ist ja schon an sich ziemlich garstig, eine meine einstigen Regiehoffnungen – Stephen Hopkins – aber konkurriert hier gemeinsam mit "The Exorcist: The Beginning" und "An American Haunting" um den dummdreistesten Genrefilm der letzten Jahre. Leider nicht einmal unfreiwillig komisch das ganze – einfach nur eine reine Folter von einem Film.

Überraschung der Woche: "The 42nd Street"

Musicals haben es mir angetan. Damit erfülle ich dann zwar wohl auch das letzte Schwulenklischee, aber ich kann es einfach nicht ändern – Busby Berkeleys Choreos sind einfach der Wahnsinn, nebenbei ist dies einer der besten Filme über die große Depression.

Song der Woche: "Grace Kelly"

Kann kein Mensch mehr hören, aber ich finde ihn immer besser. Mika hampelt auf der Bühne 1000mal eleganter herum als es ein Adam Green je könnte.

Song-Flop der Woche: "Your Love alone is not enough"

Die Kollaboration der Manic Street Preachers mit Nina Persson finde ich ziemlich nervtötend.

Held der Woche: Danny Elfman

Meine (Neu)Entdeckung des "Hulk"-Scores brachte die er- frischende Erkenntnis, dass Ethno-Gesänge doch ganz reizvoll sein können, so lange sie nicht aus der Primatenfeder Hans Zimmers stammen.

Trottel der Woche:

Kann mich nicht entscheiden zwischen Mark Wahlberg und seinen verklemmten Äußerungen über das "Brokeback Mountain"-Casting und Oliver Pocher, der seine Fresse trotz schauspielerischem Unvermögen derzeit in jede Fernseh- kamera presst.

Zitat der Woche:

„In der Manifest-Kritik hab ich großteils nur etwas von General Anal gelesen.“

(ofdb-Schreiber Rain Jao bezüglich dieser Besprechung)

April 10, 2007

News: HALLOWEEN (2007) Trailer!

Vor kurzem erschienen: Der erste Trailer zu Rob Zombies "Halloween", dem Remake des John Carpenter-Klassikers von 1978. Mich haben die ersten Eindrücke gelinde gesagt negativ überrascht.

News: DEADLINE #02

Schon einige Tage erhältlich, aber an dieser Stelle trotzdem noch einmal der Hinweis auf die zweite Ausgabe des „Gory News“-Nachfolgemagazins „Deadline“, das im gut sortier- ten Handel erhältlich ist. Auf 130 Seiten gibt es darin Reviews und Specials rund um den phantastischen Film für nur 5 Euro. Die Themen im Überblick:

  • Frischfleisch – Neuigkeiten und Gerüchte
  • 10 Seiten Berlinale-Festivalbericht
  • Animeskop
  • Asian Film Network Labelpotrait
  • BORAT Special inkl. Interview
  • Horror privat: Simon Gosejohann
  • Worldwild – internationale Filme
  • Der Kampf des Jahrhunderts- Sylvester Stallone in Köln
  • Hirntot – die freundliche Rätselecke
  • Underdogs – Independentfilme und andere Auswüchse
  • BUBBA HO-TEP & Interview mit Bruce Campbell
  • Televisionen- TV-Serien DVD-Boxen
  • Heimservice – neu auf DVD
  • William Girdler – Systemtheoretiker
  • ZeichentriX – Comics am Rand
  • Nachschlag – Literatur vom Fach
  • Kolumne: Herr Buttgereit empfiehlt

April 07, 2007

News: Upcoming Reviews


Demnächst Filmbesprechungen zu: "Verführung einer Fremden" (James Foley), "Die Eisprinzen" (Josh Gordon & Will Speck) und "The Reaping" (Stephen Hopkins).

TV: Fernsehtipps 07.04. - 13.04.07

Samstag, 07.04.

20:15 Uhr – „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (WDR)

Weniger Doku als propagandistisch angehauchter Spielfilm, der sein Versprechen, unverhüllt hinter die Kulissen der Fußball-WM zu blicken, nicht einmal einlöst. Insgesamt nur glatt gebügelt und langweilig.

20:15 Uhr – „Die Zehn Gebote“ (K1)

Vierstündige Sandalen-Komödie monumentalen Ausmaßes.

22:30 Uhr – „13 Geister“ (Pro7)

Kurzweilig und blutig, allerdings weitaus weniger charmant als das Original.

0:20 Uhr – „The Hunted – Der Gejagte“ (RTL)

Bemühter US-Film, der die Kunst der Samurai mit einer modernen Racheerzählung verbindet – sehr schlecht gespielt und gekürzt sowieso.

23:30 Uhr – „Roter Drache: Blutmond“ (SAT.1)

Hannibal Lecters erster Leinwandauftritt. Leider aber verhunzt Michael Mann seine Bebilderung der großartigen Vorlage mit stilloser Ausstattung und gelangweilter Regie. Nur William Peterson kann überzeugen. Insgesamt dennoch besser als die zweite Verfilmung des Stoffes von 2002.

Sonntag, 08.04.

20:15 Uhr – „Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ (RTL)

Peter Jackson sprengt mit seinem Trilogiefinale sämtliche Erzählkonventionen und inszeniert mit epochaler Wucht ein Meisterwerk der Filmgeschichte, das die brillantesten Spezialeffekte aller Zeiten mit einer doppelbödigen Ge- schichte voller vielfältiger Figuren verbindet. Kino in seiner vollendeten Form. Die hier gezeigte Fassung ist allerdings mächtig gestutzt – da empfiehlt sich der Griff zur Extendedversion auf DVD.

20:15 Uhr – „Der Schuh des Manitu“ (Pro7)

Hier werden vor allem Zuschauer auf der Suche nach debilen Pups-, Pipi- und Schwulenwitzchen fündig. Mir ist das zu schlecht von Zucker und Abrahams geklaut.

22:15 Uhr – „True Lies“ (SAT.1)

Selbstironische, genial geschriebene und fulminant in Szene gesetzte Agentenparodie.

22:20 Uhr – „Sieben“ (Pro7)

Brillant inszenierter Film, der mich dennoch nie restlos begeistern konnte.

0:10 Uhr – „Beim Sterben ist jeder der Erste“ (K1)

Ein beklemmender und dicht inszenierter Backwood-Thriller, an dessen ausgeprägter Homophobie sich manch einer allerdings zu Recht stören darf.

Montag, 09.04.

12:00 Uhr – „Toy Story“ (RTL)

Pixar-Meisterwerk voller Gags und irrer Ideen.

20:15 Uhr – „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ (RTL)

…ist in erster Linie vor allem außergewöhnlich dröge.

20:15 Uhr – „Otto – Der Katastrophenfilm“ (K1)

Nicht mehr als ein laues Best-Of bekannter Otto-Kalauer. Abgenutzt und nur noch durch die 7 Zwerge unterboten.

22:00 Uhr – „Boogie Nights“ (K1)

Einer der wundervollsten Filme der 90er.

22:25 Uhr – „Lethal Weapon 4“ (RTL)

Die bislang beste Episode der Serie.

1:45 Uhr – „Saw“

Viel zu konstruierter, grottenschlecht gespielter und unver- hältnismäßig überschätzter Fließbandhorror.

Dienstag, 10.04.

2:10 Uhr – „Piranhas“ (ARD)

Nicht besonders gut gealterte Horror-Komödie, der der rechte Biss einfach fehlt.

Mittwoch, 11.04.

1:05 Uhr – „Fellinis Roma“ (ARD)

Aus der Barockzeit des Meisterregisseurs: Nur für Fort- geschrittene.

Donnerstag, 12.04.

22:05 Uhr – „Interview mit einem Vampir“ (VOX)

Einer meiner Lieblingsfilme. Unheimlich elegantes Schwulen- Drama nach Anne Rice, kunstvoll inszeniert und betörend photographiert.

Freitag, 13.04.

20:15 Uhr – „Hero“ (Pro7)

In jeder Hinsicht ein außergewöhnlicher Film, der den Zu- schauer auf eine historische und visuell atemberaubende Reise einlädt.

22:50 Uhr – „Timecop“ (RTL2)

Selbst Muskelzwerg Van Damme kann einen gelungenen Film sein eigen nennen – abgekupfert, aber verdammt spannend.