August 18, 2016
Blockbuster-Illusionen
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September 14, 2012
Kino: THE BOURNE LEGACY
April 29, 2009
Kino: DUPLICITY

Das hat den "Michael Clayton"-Regisseur und Autor der Jason-Bourne-Filme Tony Gilroy jedoch nicht davon abgehalten, die beiden für seine zweite Regiearbeit erneut zusammenzubringen. In "Duplicity" spielen Roberts und Owen ein Spionagepärchen, das mithilfe ausgeklügelter Firmen- bespitzelung den ganz großen Gaunercoup plant. Überhäuft mit Kinoreferenzen und Insiderbezügen ist Gilroys Film vor allem eine Hommage an klassische Screwball-Komödien und Agenten-Thriller im Stil von Alfred Hitchcock und Frank Tashlin.
Die eigentlich irrelevante Handlung des Films wird von zwei riesigen konkurrierenden Pharma-Unternehmen bestimmt, die ihre Sicherheitsberater und Industriespione aufeinander ansetzen. Die einstige CIA-Agentin Claire Stenwick (Roberts) und der ehemalige MI6-Spitzel Ray Koval (Owens) sind in der jeweils anderen Firma beschäftigt, arbeiten jedoch nicht gegeneinander, sondern an einem geheimen gemeinsamen Plan: Sie wollen sich mit dem wertvollen Patent eines neuen Medikaments absetzen und ihren beiden Bossen (Tom Wilkinson und Paul Giamatti) ein Schnippchen schlagen.
Die Nachricht über ein neues Wundermittel, mit dem der eine Wirtschaftskonzern den anderen auszuspielen droht, dient natürlich nur als offensiver MacGuffin – jenem Element, das Plot und Figuren an- und vorantreibt, ohne selbst eigentlich bedeutsam oder interessant zu sein. Die vielen Story- Verstrickungen, überraschenden Wendungen und erst nach und nach enthüllten Details der Liebesbeziehung der Doppelagenten im Mittelpunkt stellt Gilroy jederzeit deutlich für ein offenkundiges Spiel mit Genregesetzen und Drehbuchklischees aus.
Hinter der pseudokniffligen Geschichte von "Duplicity" verbirgt sich nämlich eher ein amüsiertes Sinnieren über all die falschen Fährten und Ablenkungsmanöver, das unabkömmliche Werkzeug klassischer Spionagekomödien. So interessiert sich Gilroy nicht nur für seine beiden Hauptdarsteller, denen er zahlreiche doppelbödige Dialoge und spitzfindige Wortgefechte geschrieben hat, sondern auch die ewig gleichen Strukturen des Genres, die er verstanden und vorgeführt wissen möchte.
So vereint der Film mit beschwingtem Tonfall ein ewig umeinander kreisendes Liebespärchen, obligatorische Heist- Momente und verschiedenste Spielorte, meist mit sonnigem Urlaubsflair und schönen Postkartenmotiven. Gilroy verweist dabei auf "Über den Dächern von Nizza" oder "Caprice", nutzt für sein Spiel mit der Erwartungshaltung großzügig Splitscreens und die raffinierte Musik von James Newton Howard, während er immer wieder Zeitsprünge vornimmt und die an und für sich simple Handlung neu anzuordnen versucht.
Leider erreicht "Duplicity" dabei nicht immer die Brillanz der Titelsequenz, in der Gilroy die beiden verfeindeten Unternehmenschefs Wilkinson und Giamatti auf einem Flugplatz wie Stummfilmungeheuer aufeinander zu kommen und sich schließlich schniefend und speiend gegenseitig verprügeln lässt – in Slow-Motion, wohl bemerkt. Insgesamt nämlich ist das Konzept des Films bei aller Sympathie ein wenig zu durchsichtig und bemüht, um die zwei Stunden Laufzeit zu rechtfertigen.
Vermutlich hat sich Gilroy – um das eher weniger filmgeschulte Publikum nicht gänzlich zu verprellen – deshalb auch gedacht, seine unernste Geschichte vielleicht doch mit einem seriösen Twist aufzulösen, der dem Plot ganz plötzlich jene Ernsthaftigkeit und Bedeutung verleiht, auf die zuvor so offensichtlich verzichtet wurde. Gerade die Unentschlossen- heit jedoch zwischen Genrepersiflage und clever verschach- telter Spionagekomödie mit überraschendem Schlussgag kostet "Duplicity" einiges an Glaubwürdigkeit und Konsequenz.
August 11, 2008
Kino: STAR WARS: THE CLONE WARS

Inmitten der sagenumwobenen Klonkriege – im allerersten "Star Wars"-Film, also nunmehr Episode IV, verweisen Obi-Wan Kenobi und Prinzessin Leia auf deren Bedeutung für die Galaxis – kämpfen die tapferen Jedi gegen die zerstörerischen Separatisten um den Erhalt der Republik. Der hinterlistige Count Dooku, geheimes Mitglied einer Unter- grundlegion der Sith, die den Fall der Demokratie mithilfe eines Putsches durch Kanzler Palpatine (aka. Darth Sidious) vorbereitet, hat dafür einen Handlanger in die Schlacht entsandt: Asajj Ventress soll Obi-Wan und Anakin in eine Falle locken, die den Separatisten und ihren Kampfdroiden den entscheidenden Sieg bringen könnte.
Der Plan scheint aufzugehen: Während die Jedi-Ritter und ihre Klonkrieger in der Schlacht Teilerfolge erzielen, haben Anakin und seine Padawan-Schülerin Ahsoka Tano den Auftrag erteilt bekommen, das von den Separatisten entführte Baby Jabba the Hutts unversehrt zurück nach Tatooine zurückzubringen, damit sich die Vertreter des Senats mit den Hutten verbünden können. Dort allerdings basteln Dooku und seine Handlanger an einer Verschwörung, damit Jabba die eigentlichen Retter seines Sprösslings fälschlicherweise zur Verantwortung zieht – und sich der Dunklen Seite anschließt.
Das erste Befremden stellt sich schon vor Filmbeginn ein: Anstelle der obligatorischen Fox-Fanfare, die bekanntlich ein grün leuchtendes Lucasfilm-Logo und damit die ersten Gänse- hautgefühle des gepflegten "Star Wars"-Nerds einläutet, erscheint auf der Leinwand das gelbe Warner-Symbol. Und dann heißt es zwar, dass wir uns irgendwo in einer weit, weit entfernten Galaxis befinden würden, aber der Schrifttext – sozusagen das letzte wirkliche Artefakt des Lucas- Universums, die einzige echte Konstanz, das absolute Verbindungsglied – wird dem geneigten Zuschauer auch noch vorenthalten. Man ist verwirrt, verärgert, verunsichert. "The Clone Wars", das kann doch schon eigentlich nichts mehr werden.
Immerhin: Der Fließtext wird durch visuelles Erzählen ersetzt, eine fixe Montage gibt Aufschluss über den zeitlichen und räumlichen Rahmen, und schnell sind auch die Lichtschwerter gezückt. Der Titel ist dabei Programm, was man sich in den Kinofilmen noch zusammenreimen musste und in Episode II und III nur eine untergeordnete Rolle spielte, das wird jetzt in aller Ausführlichkeit in Anlehnung an japanische Vorbilder zurechtanimiert: Die alles entscheidenden Klonkriege, so sollen sie sich also abgespielt haben.
Nun waren jedoch die Realfilme schon nicht arm an Schlachten, insbesondere die letzte Episode der neuen Trilogie, die den großen Verlust der Jedi und folgenschweren Sieg der Sith dramatisch bebilderte, funktionierte eigentlich wie eine zweistündige Weltraumoper voller Kämpfe, die gerade durch ihr Aussparen der Klonkriegsdetails noch ausreichend Raum für die charakterliche Entwicklung ihrer Helden und nostalgische Zwischentöne fand – und damit zu jenem „Star Wars“-Gefühl zurückfand, das ein Großteil des Publikums in den neuerlichen Episoden bis dato vermisst hat.
Insofern waren die ausgesparten "Clone Wars" mit ihrer passiven, mythisch überhöhten Rolle bestens bedient. Denn das seelen- und lieblose CGI-Getümmel, das dieser Nachschub hier auffährt, ist ebenso unnötig wie einschläfernd: War die gleichnamige TV-Zeichentrickserie von 2003 zumindest als Appetizer auf Episode III sinnvoll, indem sie die Geschichte weitererzählte, wichtige Ereignisse vorbereitete und Fragen aufwarf, die "The Revenge of the Sith" dann beantworten sollte, so ist der zeitlich ähnlich angesetzte computer- animierte Kinofilm nun dahingehend funktionslos. Episode III ist vorüber, die Geschichte erzählt, der Deckel zu.
Somit gelingt es der 3D-Version von "The Clone Wars" anders als seinem TV-Vorgänger in 2D zumindest inhaltlich nicht, in neue Dimensionen des Mythos’ vorzudringen oder gar Leer- stellen auszufüllen. Aber schlimmer noch, ist dieser Pilotfilm für die in den USA ab Herbst dieses Jahres angekündigte Fernsehserie so uninspiriert und geistlos heruntergekurbelt, dass sich die Magie und Faszination, die "Star Wars" ja selbst in Form seiner x-ten Variation oder Neuauflage noch auszeichnet, nicht eine Sekunde lang einstellen mag.
Daran haben sowohl der scharfkantige, aggressive Stil des Films – die Figuren wirken völlig emotionslos und jeglicher Mimik enthoben animiert –, als auch die grauenvolle Musik von Kevin Kiner ihren Anteil. Das wichtigste Element von "Star Wars", die stilbildende John Williams-Komposition mit ihren zahlreichen Motiven und Verweisen, wird hier auf einen Klangteppich reduziert, der jedes Feingefühl vermissen lässt: Die Kampfszenen werden mit Heavy Metal-Riffs unterlegt (!), die wenigen bekannten Score-Themen für nichts sagende Momente verheizt – und das alles auch noch schlecht produziert und offenbar ohne Orchester eingespielt. Wenn man dann an den Blick in die Doppelsonne aus Episode IV und Williams wundervoll episches Schicksalsmotiv zurückdenkt, offenbart sich erst wirklich, was "The Clone Wars" alles verschenkt – und vor allem so richtig falsch gemacht hat.
Was als sympathischer Zeichentrick im Fernsehen noch seine Berechtigung gehabt haben mag und einst das Warten aufs letzte große "Star Wars"-Kapitel verkürzte, das gerinnt als kantiges Kino-Abenteuer aus dem PC zum verspäteten und sinnfreien Ärgernis. Die austauschbare, nur aus Kämpfen und Krawumm zusammengestückelte Handlung verrät nichts Neues über die Geschichte und ihre Mythologie, an der Lucas doch so lange gefeilt hatte. Ohne wirkliches Gespür für jene kindliche Magie und dramatische Zuspitzung, die den Weltraummärchen erst zum universellen Erfolg bei jung und alt verholfen haben, wird hier ein unsäglich niveauloser, in allen Belangen enttäuschender Einstieg vorbereitet – für eine Serie, auf die man auch gut und gerne hätte verzichten können. "The Clone Wars" ist selbst oder vermutlich gerade für eingefleischte "Star Wars"-Fans eine ziemlich bittere Angelegenheit.
