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Mai 02, 2011

Kino: SCRE4M

Neues Jahrzehnt, neue Regeln. So einfach ist das mit der Franchise-Wiederbelebung. Geschlagene 11 Jahre, nachdem "Scream 3" der erfolgreichsten Horrortrilogie aller Zeiten einen parodistischen und eben von allen angeblichen Regeln befreiten Meta-Schlusspunkt setzte, wollen es Regisseur Wes Craven und Autor Kevin Williamson noch einmal wissen: Zurück nach Woodsboro, zurück zum Stammpersonal und Erfolgsrezept des Originals, und alles wieder auf Anfang. Ein heiteres und doch enttäuschendes "Scream"-Comeback.

Mit einer fröhlich ausgestellten Selbstwiederholung scheint die Serie nun ihren rechtmäßigen Anteil am langjährigen Remake-, Reboot- und Reimagining-Wahnsinn einfordern zu wollen, zu dem nicht zuletzt sie selbst entscheidend beigetragen hat. Getreu seiner Vorgänger folgt und verweigert sich
"Scream 4" der so genannten Genregesetze und parodiert gnadenlos das, was er selbst ist: Eine Neuverfilmung. Trotz Hyperironie und bewährter Zutaten hat die reflexive und mittlerweile auch ein wenig selbstgefällige Mixtur aus bedienten und gebrochenen Konventionen einiges an Geschmack eingebüßt.

Im kleinen Städtchen Woodsboro nimmt erneut eine grausame Mordserie ihren Lauf. Sidney (Neve Campbell) wollte ihrem Heimatort eigentlich nur einen kurzen Besuch abstatten, um ihr Buch über die schicksalhaften Ereignisse der vergangenen Jahre vorzustellen, da wird sie abermals mit der totgeglaubten Stimme aus der Vergangenheit konfrontiert: "Was ist dein Lieblingshorrorfilm?", "Heute Nacht wirst du sterben!" und die üblichen Avancen des Ghostface-Killers eben. Auch Dewey (David Arquette) und Gale (Courteney Cox), die Hollywood für eine schnarchige Ehe den Rücken gekehrt haben, müssen wieder einmal um ihr Leben fürchten.


Zur alten "Scream"-Garde gesellen sich freilich einige schnieke Newcomer, die sich wie schon in den Vorgängern vor allem aus viel versprechenden TV-Gesichtern rekrutieren. Sidneys Cousine Jill (Emma Roberts) wird von Ghostface ebenso attackiert wie deren Freunde Kirby (Hayden Panettiere) und Charlie (Rory Culkin), diverse Cameo-Auftritte besonders im mittlerweile legendären Opening eines jeden "Scream"-Films inklusive. Dieses hinterlässt einen gewohnt bleibenden Eindruck, weil Williamson und Craven das Intro des Originals geschickt variieren und erneut Standardsituationen des Genres durch den postmodernen Kakao ziehen.

Williamson, der mit
"Scream" 1996 über Nacht zu einem der meistgefragten Drehbuchautoren Hollywoods avancierte, lässt Sidney und Co. wieder in ein normales Leben zurückkehren. Er scheint den dritten Film weitgehend zu ignorieren, dessen Script nicht er, sondern Ehren Kruger verantwortete, umgeht dessen überdrehten Tonfall und legt Figuren und Geschichte nahe am Original an. Wo "Scream 3" sich und die eigene Trilogie in einer beispiellosen Meta-Parodie selbst aufhob und damit auch gleich jeglichen Spoof-Filmen wie "Scary Movie" die Show stahl, schaltet Williamson im vierten Film der Serie wieder ein paar Gänge zurück.

Tatsächlich ist "Scream 4" in einer dramaturgischen und von Craven wiederum entsprechend inszenierten Überschaubarkeit konzipiert, die alle Versprechen der beiden Vorgänger, das Ironisierungsspiel mit sich selbst immer noch weiter zu steigern, nicht einzulösen bereit ist. Stattdessen: Drei klare Akte, geradlinige Erzählung, ein sanfter doppelter Boden. Sidney kehrt zurück als verletzliche Jungfer, Gale übernimmt wieder den Part der knallharten Journalistin mit weichem Kern, und Dewey ist der leicht tollpatschige Polizist wie vor 15 Jahren. Für die irrsinnigen Verschnörkelungen und Film-im-Film-Spielereien der beiden vorherigen Sequels gibt es in "Scream 4" keinen Platz.

Die gemütliche Rückbesinnung auf den ersten Teil bekommt dem Film jedoch nicht allzu gut. Bodenständigkeit kann es für die drei Helden nicht mehr geben, zu viel ist passiert in den Vorgängern und zu sehr haben sie sich verändert, um wieder in ihre ursprünglichen Rollen schlüpfen zu können.
"Scream 3" funktionierte deshalb als schöner Abschluss der Trilogie, weil man seine Absurditäten auch gar nicht mehr hätte fortführen können. Eine überschaubare und Komplexität vermeidende Whodunit-Geschichte, die lediglich noch einmal das Original nachahmt, ist nun allerdings nicht unbedingt das, was man der Serie nach 11 Jahren Ruhestand gegönnt hat.

Bei aller Verzichtbarkeit dieses Nachklapps sei zur Ehrenrettung von
"Scream 4" jedoch gesagt: Einen besonderen Charme versprüht der irgendwie in den 90ern fest hängende Humor Williamsons noch immer. Craven und er harmonieren nach wie vor gut, beide wissen, wie man Spaß und Schocks vergnüglich vereinbaren kann. Beide wissen auch, aus welchen Gründen ihre Zusammenarbeit zu einer der erfolgreichsten des Genres wurde. Der Film ist definitiv unterhaltsam und schwer okay, er funktioniert, besonders am Anfang und am Ende. Wahrscheinlich sogar ist "Scream 4" nicht mehr und nicht weniger eine wilde Achterbahnfahrt als seine Vorgänger – nur eben mit deutlichen Verschleißspuren an den hinteren Wägen.


60%
- erschienen bei: gamona

(Zweitsichtung: 50%, Drittsichtung: 40%. Auf ein viertes Mal verzichte ich!)

April 14, 2011

Zuletzt gesehen: SCREAM TRILOGY

Die mindestens 15. Sichtung, nun in sehnlicher Vorfreude auf Numero cuatro. Hommage, Paraphrase, Zerlegung, Deutung, Gedankenspiel, Happening, Ausschlachtung und Wieder- belebung des Slasherfilms als kompaktes Gesamtpaket. Das Regelwerk vor-, aus- und nachgestellt, bedient, gebrochen, verinnerlicht, parodiert und mit absoluter Ernsthaftigkeit umgeschrieben. Entrümpelung, Sortierung, Neuzusammen- setzung, und der Slasherfilm als feministisches Lustspiel noch mal anders gedacht. Ein Drehbuch, das sich alle Freiheiten zur postmodernen Fabuliererei gönnt, ein Regisseur, dessen langjähriger Diskurs um filmische Realitäten endlich gehört wird, ein Film, der sich vom Schrecken zur Hysterie und wieder zurück bewegt. Und der alles richtig macht und jeden Ton trifft. "Scream" ist pures 1996 und hat dennoch nicht einen Millimeter Staub angesetzt. Er ist anders als die vielen Filme, die in einem System aus Verweisen und Bescheidwissen um ihre eigene Identität kämpfen. Sein Konzept ist nicht reine Mechanik, hinter der jeder Ernst zurücktreten, jede Situation zur Anordnung und jede Figur zum Stereotyp verkommen müsse. Keine Dekonstruktion ohne Neukonstruktion. "Scream" ist ein Film voller Lebendigkeit vor einem ausgestorbenen Genre: Der glückselige Höhepunkt eines Kinos, das seine Filme nur noch als Produkte zur Schau zu stellen weiß. So rar, so schön, so Lieblingsfilm.


100%

Auf gute Laune getrimmte Fortsetzung einer beispiellosen Teen-Horror-Abhandlung, die ihr Bewusstsein, als postmoderner Film lediglich auf andere Filme reagieren und sich bestenfalls als originelle Neuzusammensetzung behaupten zu können, gegenüber dem Vorgänger noch einmal zu schärfen versucht. Das freimütige und recht ergebnislose Sinnieren über angebliche Sequel-Gesetze bemüht sich redlich, die eigentlich nur nachbuchstabierte Prämisse des ersten Films unter Verschluss zu halten. Tatsächlich fügt "Scream 2" der (bisherigen) Trilogie so wenig Nennenswertes hinzu, dass man ihn auch problemlos überspringen könnte. Für höchste Vergnüglichkeit sorgen sowohl die Film-im-Film-Elemente, als auch die stärkere Konzentration auf die komischen Aspekte der sich lediglich wiederholenden Geschichte, wodurch den Figuren der Serie einige amüsante Momente eingeräumt werden. Das wenig aufregende Finale spielt den Schluss des Vorgängers noch einmal unbeholfen nach (inklusive erneuter nur leichter Kratzer für das lieb gewonnene Pärchen Herr und Frau Arquette) und verrückt dessen selbstironischen Charakter in Richtung Eigenparodie. Angereichert mit zahllosen gekonnten Spannungsmomenten und ausgeglichenem Humor funktioniert "Scream 2" als hübscher Nachklapp, dem die Cleverness des ersten Films allerdings fast komplett abgeht.


60%

Mit der Ermordung einer zentralen Figur der beiden Vorgängerfilme gibt "Scream 3" gleich während der Exposition eine deutliche Richtung vor: Getreu dem selbst auferlegten Motto "Forget the Rules" erlaubt es sich Regisseur Wes Craven, seine zyklische Slasher-Vergnügung im dritten Anlauf gleich gänzlich ad absurdum zu führen. Den wenig ironischen Repetitionsgestus des zweiten Films beantwortet "Scream 3" mit bitterbösem Sarkasmus, indem er Filmfortsetzungen für mörderisch erklärt (das Drehbuch eines Film-im-Film-Sequels dient dem Killer als Anleitung) und sich als Parodie einer Parodie fröhlich selbst aufhebt (jeder Witz über "Stab 3" ist ein Witz über die eigene Trilogie und umgekehrt). Auf mehreren Ebenen multipliziert Craven sein ebenso augenzwinkerndes wie komplexes Spiel mit verschiedenen Realitäten (vgl. "Shocker", "New Nightmare" oder "My Soul to Take"), um anhand einer aberwitzigen Abrechnung mit der Genreindustrie ganz nebenbei noch die irrsinnigen Verknüpfungen zwischen Film und Wirklichkeit durch den Kakao zu ziehen. Er verdoppelt die Protagonisten der beiden Vorgänger und lässt die fiktiven Helden auf ihre noch fiktiveren Abziehbilder treffen. "Scream" und "Stab" kollidieren schließlich in einem nicht mehr differenzierbaren Filmuniversum und kommentieren sich unentwegt selbst. Dass es Craven gelingt, in all dem intellektuell stimulierenden Meta- Mischmasch sogar noch die Geschichte des ersten Films zu einem stimmigen und sogar emotionalen Ende zu führen, belegt einmal mehr dessen Meisterschaft als unverkennbarer und vielschichtiger Ausnahmeregisseur im Horrorfilm. Die absolute Ultrakunst.


90%