Wenn einem schon nach wenigen Minuten allerlei Blut und Gekröse, Körperteil und Gedärm um die Ohren fliegt, weiß man wieder zügig, woran man ist. "Saw", die beständige Folterserie, das derzeit zuverlässigste Horrorunternehmen des Kinos und der einzige wirkliche Franchise-Riese im Genre, beglückt jedes Jahr aufs Neue mit hübschen Fallen, konstruierten Hintertürchen und ideenreichen Blutschüben. Ob’s nun gefällt oder nicht: Die Reihe liefert regelmäßig ab, was sie verspricht, und das auf durchaus akzeptablem Niveau, seit nunmehr sieben Filmen. Jetzt aber soll zum letzten Mal gesägt werden.
Der Jigsaw-Killer ist also bislang nicht totzukriegen. Was eine gewisse Ironie mit sich bringt, denn eigentlich ist er schon in Film Nummer drei abgetreten. Tobin Bell, der Star der Serie, geistert seither in Rückblenden durch die Handlung und steuert das Geschehen quasi aus dem Jenseits. Obwohl Jigsaw keine wirkliche Rolle mehr spielt, bleibt er das Cover-Zugpferd der Reihe. Seine Nachkommen sind ihm hörig, sie führen die tüfteligen Mordfallen munter fort und das, zugegeben, aus keinem wirklich ersichtlichen Grund. Es scheint vielmehr, als verberge sich hinter den nicht enden wollenden Jigsaw-Erben ein gewisser Kodex: Eine Ideologie des Tötens.
Darin lag schon immer der Kern der "Saw"-Filme, die ihre Splatter-Ergüsse stets mit einer Prise banalisierter Gesellschaftskritik zu legitimieren versuchten. Jigsaw, der seinen Opfern ausgerechnet mit Tod bringenden Fallen den moralischen Wert des Lebens vor Augen führen möchte, sinniert als todkranker Psychopath über Moralvorstellungen und entscheidet willkürlich, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch zu sein hat. Bis zu einem gewissen Punkt musste sich die Serie deshalb zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, sadistischen Hardcore-Horror mit Nazilogik anzureichern und fürs Multiplexkino salonfähig zu machen.
Mit immer abstruseren Storykonstrukten und einem deutlichen Rückgang der fragwürdigen Jigsaw-Monologe hat sich die Reihe allerdings schnell zum verlässlichen Folterspaß gemausert, der nicht anders als die zahllosen Slasher-Filmserien der 80er Jahre strukturiert ist. Kreatives Töten heißt die Formel, der Rest wird irgendwie so gebogen, dass es passt: Zweckerfüllung. Die "Saw"-Serie ist immerhin redlich bemüht, das Drumherum mit verschiedenen Erzählebenen, wechselnden Protagonisten und verschachtelten Rückblenden verhältnismäßig komplex zu gestalten. Tatsächlich bilden alle sieben Filme ein zusammenhängendes Gewebe, aus dem man ein Stück nicht ohne weiteres heraustrennen kann.
Deshalb geht es auch in "Saw 3D – Vollendung", so hat man den siebten Film hierzulande genannt, genauso verschachtelt zu wie bisher. Detective Mark Hoffman (Costas Mandylor) hängt die Backe schief, nachdem Jigsaws Witwe (Betsy Russell) ihm am Ende von "Saw VI" den berüchtigten Folteraufsatz übers Gesicht stülpte. Hoffman allerdings überlebt und setzt sein blutiges Treiben fort, während Frau Jigsaw bei der Polizei um Immunität bittet, um dafür mit exklusiven Informationen zur Stellung des Killers beizutragen. Das übliche Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf, während zwischenzeitlich diverse Menschen in diversen Todesfallen ihre Leben lassen müssen.
Wenn eine Horrorserie sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges als Finale oder letztes Kapitel ankündigt, dann weiß man als geneigter Fan in der Regel, dass es jetzt erst richtig losgeht. Unwahrscheinlich zumindest, dass "Saw 3D" bei Einspielergebnissen von weltweit bereits knapp 100 Millionen US-Dollar wirklich die „Vollendung“ besiegelt. Zwar schließt sich der Kreis zum Schluss abermals, als der Bogen bis zum ersten Film von James Wan gespannt wird, aber das kann’s ja nun trotzdem noch nicht gewesen ein. So lange Jigsaw Milch gibt, wird er auch gemolken. Das war bei Freddy, Jason und Konsorten nicht anders.
Immerhin fällt den "Saw"-Produzenten immer noch was Neues ein. Der siebte Film nun eröffnet wie gewohnt mit einer obligatorischen Mordfalle, die allerdings in einem Schaufenster platziert ist. Vor den Augen der Öffentlichkeit bluten zwei Männer um die Gunst ihrer Flamme, bis irgendwann haufenweise Innereien umher fliegen. Der Beginn von "Saw 3D" dürfte sicherlich zu den bisher originellsten der Serie gehören, was ja auch nicht mehr selbstverständlich ist.
Gastauftritte mehr oder weniger bekannter Größen wie hier Linkin-Park-Sänger Chester Bennington gehören inzwischen genauso zum Programm wie die stärkere Ausgestaltung des "Saw"-Universums. Die Handlung der Filme scheint nunmehr schließlich eine derart tragfähige Plotmythologie gebildet zu haben, dass Jigsaw als gesellschaftlicher Boogey Man bereits zum Medienphänomen aufgestiegen ist. Immerhin haben sich mittlerweile Selbsthilfegruppen von Jigsaw-Überlebenden versammelt, während man in TV-Shows als Opfer kuriose Berühmtheit erlangen kann. Das "Saw"-Netz lässt sich munter weiter spinnen.
Was also soll man jetzt groß über "Saw 3D" sagen, außer, dass er völlig okay ist, dass er die Franchise-Erwartungen erfüllt und die im Prinzip eher Thriller-orientierte Handlung der Vorgänger fleißig weiterführt. Besonders ambitioniert ist das alles zwar nicht, aber das gehört zum Prinzip. Die besten Ideen stecken wie immer in kreativen Foltermethoden, die schlechtesten in der Entwicklung der Figuren. Das Billig-3D hat’s nicht gebraucht, sonst aber ist der Film nicht anders, nicht besser oder schlechter als die bisherigen Kapitel der Serie. Alle wie aus einem Guss – zielgenau produziert, ganz auf die Bedürfnisse der Fans zugeschnitten. "Saw"-Business as usual, im guten Sinne.
50% - erschienen bei: gamona
Der Jigsaw-Killer ist also bislang nicht totzukriegen. Was eine gewisse Ironie mit sich bringt, denn eigentlich ist er schon in Film Nummer drei abgetreten. Tobin Bell, der Star der Serie, geistert seither in Rückblenden durch die Handlung und steuert das Geschehen quasi aus dem Jenseits. Obwohl Jigsaw keine wirkliche Rolle mehr spielt, bleibt er das Cover-Zugpferd der Reihe. Seine Nachkommen sind ihm hörig, sie führen die tüfteligen Mordfallen munter fort und das, zugegeben, aus keinem wirklich ersichtlichen Grund. Es scheint vielmehr, als verberge sich hinter den nicht enden wollenden Jigsaw-Erben ein gewisser Kodex: Eine Ideologie des Tötens.
Darin lag schon immer der Kern der "Saw"-Filme, die ihre Splatter-Ergüsse stets mit einer Prise banalisierter Gesellschaftskritik zu legitimieren versuchten. Jigsaw, der seinen Opfern ausgerechnet mit Tod bringenden Fallen den moralischen Wert des Lebens vor Augen führen möchte, sinniert als todkranker Psychopath über Moralvorstellungen und entscheidet willkürlich, wer ein guter und wer ein schlechter Mensch zu sein hat. Bis zu einem gewissen Punkt musste sich die Serie deshalb zu Recht den Vorwurf gefallen lassen, sadistischen Hardcore-Horror mit Nazilogik anzureichern und fürs Multiplexkino salonfähig zu machen.
Mit immer abstruseren Storykonstrukten und einem deutlichen Rückgang der fragwürdigen Jigsaw-Monologe hat sich die Reihe allerdings schnell zum verlässlichen Folterspaß gemausert, der nicht anders als die zahllosen Slasher-Filmserien der 80er Jahre strukturiert ist. Kreatives Töten heißt die Formel, der Rest wird irgendwie so gebogen, dass es passt: Zweckerfüllung. Die "Saw"-Serie ist immerhin redlich bemüht, das Drumherum mit verschiedenen Erzählebenen, wechselnden Protagonisten und verschachtelten Rückblenden verhältnismäßig komplex zu gestalten. Tatsächlich bilden alle sieben Filme ein zusammenhängendes Gewebe, aus dem man ein Stück nicht ohne weiteres heraustrennen kann.
Deshalb geht es auch in "Saw 3D – Vollendung", so hat man den siebten Film hierzulande genannt, genauso verschachtelt zu wie bisher. Detective Mark Hoffman (Costas Mandylor) hängt die Backe schief, nachdem Jigsaws Witwe (Betsy Russell) ihm am Ende von "Saw VI" den berüchtigten Folteraufsatz übers Gesicht stülpte. Hoffman allerdings überlebt und setzt sein blutiges Treiben fort, während Frau Jigsaw bei der Polizei um Immunität bittet, um dafür mit exklusiven Informationen zur Stellung des Killers beizutragen. Das übliche Katz-und-Maus-Spiel nimmt seinen Lauf, während zwischenzeitlich diverse Menschen in diversen Todesfallen ihre Leben lassen müssen.
Wenn eine Horrorserie sich auf dem Höhepunkt ihres Erfolges als Finale oder letztes Kapitel ankündigt, dann weiß man als geneigter Fan in der Regel, dass es jetzt erst richtig losgeht. Unwahrscheinlich zumindest, dass "Saw 3D" bei Einspielergebnissen von weltweit bereits knapp 100 Millionen US-Dollar wirklich die „Vollendung“ besiegelt. Zwar schließt sich der Kreis zum Schluss abermals, als der Bogen bis zum ersten Film von James Wan gespannt wird, aber das kann’s ja nun trotzdem noch nicht gewesen ein. So lange Jigsaw Milch gibt, wird er auch gemolken. Das war bei Freddy, Jason und Konsorten nicht anders.
Immerhin fällt den "Saw"-Produzenten immer noch was Neues ein. Der siebte Film nun eröffnet wie gewohnt mit einer obligatorischen Mordfalle, die allerdings in einem Schaufenster platziert ist. Vor den Augen der Öffentlichkeit bluten zwei Männer um die Gunst ihrer Flamme, bis irgendwann haufenweise Innereien umher fliegen. Der Beginn von "Saw 3D" dürfte sicherlich zu den bisher originellsten der Serie gehören, was ja auch nicht mehr selbstverständlich ist.
Gastauftritte mehr oder weniger bekannter Größen wie hier Linkin-Park-Sänger Chester Bennington gehören inzwischen genauso zum Programm wie die stärkere Ausgestaltung des "Saw"-Universums. Die Handlung der Filme scheint nunmehr schließlich eine derart tragfähige Plotmythologie gebildet zu haben, dass Jigsaw als gesellschaftlicher Boogey Man bereits zum Medienphänomen aufgestiegen ist. Immerhin haben sich mittlerweile Selbsthilfegruppen von Jigsaw-Überlebenden versammelt, während man in TV-Shows als Opfer kuriose Berühmtheit erlangen kann. Das "Saw"-Netz lässt sich munter weiter spinnen.
Was also soll man jetzt groß über "Saw 3D" sagen, außer, dass er völlig okay ist, dass er die Franchise-Erwartungen erfüllt und die im Prinzip eher Thriller-orientierte Handlung der Vorgänger fleißig weiterführt. Besonders ambitioniert ist das alles zwar nicht, aber das gehört zum Prinzip. Die besten Ideen stecken wie immer in kreativen Foltermethoden, die schlechtesten in der Entwicklung der Figuren. Das Billig-3D hat’s nicht gebraucht, sonst aber ist der Film nicht anders, nicht besser oder schlechter als die bisherigen Kapitel der Serie. Alle wie aus einem Guss – zielgenau produziert, ganz auf die Bedürfnisse der Fans zugeschnitten. "Saw"-Business as usual, im guten Sinne.
50% - erschienen bei: gamona