So königlich wie der Titel ist der tatsächliche Film nicht. Doch der Besuch, den Regisseur John Heys der Berliner Schwulen- ikone Napoleon Seyfarth einst in dessen Wohnung abstattete, ist dennoch eine höchst vergnügliche und gleichzeitig nachdenklich stimmende Angelegenheit. Im abgenudelten VHS-Look und durch Zitate u.a. von Wieland Speck unterbrochen, erzählt Seyfarth von seiner Lebensgeschichte und seinen Männern, seiner HIV-Infektion und der Vor- bereitung auf den Tod. Es ist ein kurzer filterloser Einblick in das Leben eines Künstlers, dessen größte Inszenierung das Sterben werden soll. "Mein Todesmotto ist das gleiche wie mein Lebensmotto: Vier Fäuste und kein Hallelujah! Oder: Im Rudel wir oft kamen. Wurst ist mein Ende. Amen." Seyfarth starb im Jahr 2000, zwei Jahre nach Ausbruch seiner Krankheit.
70%
Ein Traum in Erdbeerfolie (D, 2009)
Und noch so ein Titel, der viel besser ist als sein Film. Regisseur Marco Wilms blickt darin vor und zurück: Es ist ein Erinnern an die wilde Jugendzeit im Osten, als er und seine Freunde in Prenzlauer Berg eigene Modenschauen mit Sci-Fi-Kostümen und New-Wave-Musik veranstalteten, und in ihrer eigenen unerwünschten Subkultur immer ein Dorn im Auge der Stasi und ihrer bürgerlichen Umwelt waren. Und es ist eine Reunion all dieser ehemaligen Freunde, darunter Designerin Sabine von Oettingen, Friseur Frank Schäfer und Fotograf Robert Paris, die noch einmal eine CCD-Party veranstalten wollen: Chic Charmant und Dauerhaft.
Der Film gefällt in seinen Archivaufnahmen, vor allem, wenn es groteske Ausschnitte aus dem DDR-Fernsehen zu sehen gibt, und missfällt in den gestellt wirkenden Doku-Teilen der Gegenwart. So lustig und unbeschwert man dieser irgendwann mal alternativen Truppe auch zuschauen mag, das oft verharmlosende Sinnieren über die an Schranken (und Mauern) gekoppelte Kreativität im Arbeiterstaat erscheint oft mit unangenehmer Altherrenromantik einherzugehen. Nicht zuletzt neigt Wilms auch hinter seiner wiederversammelten queeren Gruppe zur Selbstdarstellung – was sich irgendwann ein wenig nervend auswirkt.