Februar 12, 2007

Kino: PATHFINDER

„Im Herzen eines Mannes schlagen zwei Wölfe, der eine wird Hass, der andere Liebe genannt.“, lauten die weisen Worte einer gutmütigen Indianerin mit dem malerischen Namen StarFire – und im gesamten Kino bricht schlagartig schal- lendes Gelächter aus. Dabei ist das mitnichten der erste unfreiwillig komische Dialog in "Pathfinder", dem Remake des norwegischen Films "Ofelas" von Nils Gaup aus dem Jahre 1987. Ex-Video- und Werbeclipregisseur Marcus Nispel ist im Umgang mit Neuverfilmungen erprobt, immerhin hat er 2003 schon das "Texas Chainsaw Massacre" in plastische Grautöne getränkt und sich als ordentlicher Genrefilmer erwiesen, der die um jeglichen Subtext beraubten Fantasien Tobe Hoopers zumindest recht ansehnlich vorführte, wenn sie schon keine über reine Thrillerunterhaltung hinaus gehende Bedeutung mehr besaßen.

Auch "Pathfinder" erstrahlt in bläulichen Bildern, deren pittoreskes Antlitz direkt aus einer Graphic Novel stammen könnte. Doch trotzdem bedeutet Nispels neuester Output einen großen Schritt zurück, befriedigt es doch nicht einmal die infantilen Bedürfnisse eines Publikums, das begierig lediglich nach schuldiger Run and Hide-Ware lechzt. Denn trotz seiner pompös ausgestellten Brutalität mitsamt den umher fliegenden Köpfen und sonstigen Extremitäten, ist "Pathfinder" nicht viel mehr als ein grausig langweiliges Stück Edelkitsch, das ausschließlich unter dem Vorzeichen einer Komödie unwiderrufliche Qualitäten aufweist.

Doch worum geht es überhaupt? Kurz gesagt: Um Legenden. Die eignen sich ja bekanntermaßen immer ganz gut, um den naturgemäß großzügigen Spielraum mit reichlich Eigen- interpretation zu füllen – je unkonkreter, desto besser. Demnach sollen die sagenumwobenen Nordmänner mit ihren gigantischen Drachenschiffen bereits rund 500 Jahre vor Kolumbus die amerikanischen Küsten heimgesucht haben. Die Eroberung scheitert zunächst – bei dem Überfall auf ein Indianerdorf bleibt eines der Wikingerkinder zurück. Erst 15 Jahre später überfallen sie unter Führung des brutalen Gunnar (Clancy Brown, der ähnliche Fummel bereits in "Highlander" tragen durfte) erneut die Wampanoag-Stämme und setzen den Beutezug in Nordamerika fort. Doch aus dem einstigen Kind ist ein entschlossener Kämpfer namens Ghost (Karl Urban, "The Lord of the Rings") geworden, der trotz seiner Hellhäutigkeit auf der Seite der Indianer kämpft. Wie es der Zufall so will, führt das zu einer Konfrontation mit dem eigenen Vater, jenem Anführer der monströsen Wikingerbande.

Über die rund 100 Minuten Spielzeit wird deshalb nun ausgiebig gejagt und gekämpft, sich hinter Trickfallen versteckt und auf den Feind gelauert, nur um aus dem Nichts, das diesen Film ausfüllt, möglichst viel stumpfsinnige Prügel zu generieren. So archaisch die beiden Parteien – Indianer und Wikinger – gezeichnet werden, so hölzern bewegen sich auch deren Mitglieder. Es ist fast schon so erstaunlich, wie ausdruckslos "Pathfinder" gespielt und inszeniert ist, dass man darüber zu grübeln beginnt, ob dessen Primitivität nicht gar als künstlerischer Ausdruck zu verstehen ist; sozusagen als Mittel zu dem Zwecke, die berichtete Zeit auch adäquat zu transportieren.

Das verstünde sich zwar kaum mit der Vergnüglichkeit, die der Film – ganz sicher unbeabsichtigt – bereitet, aber sei’s drum, bei einer derart amüsanten Schlachtpalette scheint alles erlaubt. Als Zuschauer wird man bei Nispel ja ohnehin nicht für voll genommen, da sollte man die Zeit, von der man beim Kinobesuch des "Pathfinder" reichlich hat, auch sinnvoll nutzen. Deshalb betrachtet man diese Mischung aus Horror, Action und Abenteuer besser nicht als Glied einer Kette, an der auch Filme wie John Milius’ "Conan the Barbarian" oder John McTiernans "The 13th Warrior" baumeln, sondern als heiteren Kostümfilm, in dem zwar alle ganz fürchterlich ernst und verbissen dreinschauen, der aber ganz heimlich auch über sich selbst schmunzeln muss.


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