Neben Ridley Scotts „Blade Runner“ assoziiert man kaum eine Rolle so sehr mit Rutger Hauer, wie die des dämonischen Highway-Killers und Bad Guy-Prototypen John Ryder. In der Neuauflage des Stoffes aus dem Hause Platinum Dunes, die jedes Quartal einen weiteren unerfahrenen Videoclip- Regisseur aus dem Hut zu ziehen scheinen, der dann entsprechende Remakes solch berühmt-berüchtigter Filme wie „The Texas Chainsaw Massacre“ (2003) oder „The Amityville Horror“ (2005) anfertigen darf, soll nun Sean Bean („The Dark“) den Part des grimmigen Meuchelmörders mimen. Das macht er allerdings nicht besonders spielfreudig, die rüde Bedrohung seines Vorbildes erreicht er nur mit Mühe für wenige Augenblicke. Da erstaunt es auch kaum, dass ihm die Rolle kurzfristig zwischen zwei Projekten angeboten wurde und als schmerzlose Finanzspritze wohl gerade recht kam.
An der Geschichte hat sich währenddessen nicht viel getan. Das Studentenpärchen Grace (Sophia Bush) und Jim (Zachary Knighton) befindet sich auf der Durchfahrt in die Semesterferien, als sie im strömenden Regen einen freundlichen Mann auflesen. Nach etwas Smalltalk ist die Sache klar: Der nette Herr erweist sich als Boogey Man der staubigen Wüste und bedroht die Kids schließlich mit einem Messer. Zwar können die beiden ihn aus dem Auto werfen, doch war dieser Zwischenfall erst der Anfang einer alptraumhaften und überaus blutigen Highway-Odyssee, die keine Gnade kennt.
„The Hitcher“ ist reißerisch und alles andere als geschwätzig, das hat er mit seinem Original gemein. Doch hält er sich insgesamt eng an die Vorlage, weicht er ausgerechnet in dessen Personenkonstellation ab und führt den Kontext ad absurdum. Denn aus dem einstigen Katz-und-Maus-Spiel zwischen Hauer und Howell, also dem Kampf gut gegen böse, Mann gegen Junge, entwickelt sich in Regisseur Dave Meyers’ Version ein simpler Racheakt. Nicht der junge Jim, sondern dessen Freundin Grace wird nun zur Kämpferin erklärt und muss sich schließlich ihrem Widersacher stellen, während der Freund das Schauspiel hilflos zwischen zwei Trucks gefesselt mit ansehen muss (und dieses Mal übrigens in Großaufnahme zerteilt wird).
Wir erinnern uns: 1986 war es genau umgekehrt, dort beförderte der wahnsinnige Hauer die junge Jennifer Jason Leigh ins Jenseits, um sich seiner Konkurrentin zu entledigen. Die Antwort darauf gab Drehbuchautor Red später selbst – wie die Kritik schon mutmaßte, war „The Hitcher“ ein Film, dessen homosexueller Unterton in jedem Moment spürbar war. Der Highway-Killer war nicht viel mehr als ein sexuell konnotierter Fremder, der seine schwule Orientierung mit hilfloser Gewalt zu bändigen versuchte. Das Duell der beiden Hauptdarsteller war diesbezüglich mit derartig vielen Anspielungen geschwängert, dass „The Hitcher“ zu einem der unterschwellig erotischsten Filme der 80er avancierte (man denke auch an Reds nachfolgende Arbeit „Near Dark“).
Dass Hauer die Freundin seines (vermeintlichen) Rivalen tötete, war also ein konsequenter, radikaler Schritt, der durch den Rollentausch im Remake natürlich keine Bedeutung mehr hat (obwohl die Figuren denselben Unterbau spendiert bekommen, wenn das Pärchen beispielsweise über zukünftige Kinder sinniert). So gesehen ist Meyers’ Kinodebüt zwar ein stringenter und kurzweiliger Thriller, der doppelte Boden fehlt ihm jedoch gänzlich und lässt auf unzureichendes Verständnis gegenüber der Vorlage schließen. Damit wiederum gesellt er sich problemlos zu den anderen Platinum Dunes-Produktionen, die sich ebenfalls nur auf die oberflächlichen Reize ihrer Originale stützten. Als schicker, gestylter Highway-Horror macht der neue „The Hitcher“ sicherlich eine ganz passable Figur. Mehr aber auch nicht.