Die Independentproduktion "Brick" von Regiedebütant Rian Johnson ist nicht nur eine der wenigen wirklichen Hammet- und Chandler-Huldigungen, sondern auch ein bizarr-mutiges Unterfangen, das all seine Aufmerksamkeit redlich verdient hat. Von den nassen und dunklen Gossen, den schattigen Treppenhäusern und kargen Laternenlichtern des klassischen Detektivfilms verwandelt sich das Ambiente bei dieser mysteriösen Verstrickung in den Tatort Schulhof: "Brick" spielt tatsächlich in einer High School und legt die bedeutungsschwangeren, abgeklärten Dialoge eines kühlen Bogart- oder Mitchum-Originals direkt in die Münder halbwüchsiger Teenager. Den bissigen Kommentar auf die subjektive Erhabenheit der Jugend mal außen vorgelassen, trifft der Zuschauer innerhalb dieser bewusst konfusen, an John Hustons meisterlichen "Maltese Falcon" angelegten Erzählung all die Typenvariationen mitsamt den desillusionierten Helden, ambivalenten Femme fatales und abgebrühten Bösewichtern wieder.
Das könnte schnell zu einer plumpen Theaternummer verkommen, so als wenn sich ein Haufen Kids altklug aufmachen würde, um zu zeigen, wie sehr sie den Stil des Noir begriffen hätten. Doch Johnson ist so ambitioniert darin, die ausweglose und pessimistische Atmosphäre der alten 40er-Jahre Krimis im Teenagemilieu zu reproduzieren, dass man nicht einmal auf die Idee kommen würde, ihm das zu unterstellen. Ganz genau hat er die stilistischen Eigenheiten der Vorbilder studiert; der kantige Schnitt, die simplen, aber eindeutigen Eintellungen, die verhaltenen, suggestiven Musikklänge und spärlichen Ausstattungsdetails beweisen den genauen Blick eines Regisseurs, der weit mehr als ausgestellte Koketterie im Sinn hat.
Insbesondere die Jungschauspieler erfüllen ihre entfremdeten Figuren mit einer unnahbaren Zweideutigkeit, die keinen Zweifel am Nihilismus dieser Charaktere zulässt. Joseph Gordon-Levitt ist bestechend als detektivischer Loner, dessen abgebrühte Eloquenz ihn nicht vor herben Faustschlägen bewahrt: „Your muscle seemed plenty cool putting his fist in my head. I want him out.“. Wenn sich diese Gestalten weder mit Hut und hochgezogenem Kragen, noch ausschließlich bei schwüler Nacht umher treiben, dann scheint ganz nebenbei auch bewiesen, dass Film Noir alles, nur kein Genre bezeichnet. Das Drehbuch verschachtelt die für sich genommen banalen Ereignisse zu einem cleveren, undurchschaubaren Komplott, und reichert sie mit einigen bemerkenswerten, ebenso ausgeklügelten wie doppelbödigen Dialogen an, die zu keiner Zeit aufgesetzt wirken. "Brick" hätte dabei leicht zu einer bloßen Spielerei verkommen können – doch unter Johnsons sicherer Hand belebt er den schwarzen Film wie kein zweiter.