Oktober 03, 2011

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Majestätisch setzt Lars von Trier ("I'm a Nazi.") in den ersten Minuten des Films gemäldehafte Bilder zu musikalischem Pomp (Wagner) in Szene, die wie formschöne Photoshop-Stills daherkommen, und nicht halb so eindrucksvoll wirken, wie sie es vermutlich gern würden. Was folgt, ist eine an der eigenen "Dogma"-Ästhetik geschulte, mit blümeranten Stilisierungen verfeinerte und an Thomas Vinterbergs "Festen" erinnernde Familienkrisengeschichte in wirrem Kameragezuppel und reduzierten Lichtquellen, gebrochenen Blickachsen und ständig wechselnden Brennweiten. Während der zweiten Hälfte dann trüben subtile Spezialeffekte und beeindruckende, dem Titel gerecht werdende, Bilder opulenter Melancholie den (ohnehin mit Vorsicht zu genießenden) Eindruck formaler Strenge, derweilen sich die Figuren immer mehr in einen abgründigen Strudel aus Lethargie, Tristesse und Lebensmüdigkeit bewegen – "Melancholia" ist, ähnlich wie "Antichrist", ein weiterer Schritt von Triers hin zu noch mehr Stil des Stils wegen. Diesmal habe ihn keine Depression inspiriert und angetrieben, ließ der Filmemacher mehrfach verkünden, und deshalb sei dies auch ein weniger schwermütiger, sondern eher ein schöner Film. Man soll ja keinem Menschen etwas Schlechtes wünschen, aber je besser es Herrn von Trier zu gehen scheint, desto profaner sehen seine Filme aus. "Melancholia" hat mich jedenfalls weitgehend unberührt zurückgelassen.


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