August 28, 2008

Zuletzt gesehen: THE FALCON AND THE SNOWMAN

John Schlesingers nüchterne Rekonstruktion eines wahren Falls aus den 70er-Jahren: Christopher Boyce (Timothy Hutton) und Andrew Daulton Lee (Sean Penn), zwei junge Kerle aus gut situiertem Hause, verkaufen geheime Staatsdokumente eines amerikanischen Waffenlieferanten an die Sowjetunion. Der konventionell und ohne nennenswerte Einfälle inszenierte Film scheint heute mehr oder weniger vergessen, vermutlich da sein Stoff an Brisanz eingebüßt hat. Dabei ist Schlesingers hochinteressante Melange aus Politthriller und Spionagedrama raffinierter als viele ihrer Genrekollegen: Der Film nimmt sich völlig zurück und vertraut ganz auf die Urteilskraft seines Publikums. Durch den Verzicht auf moralische und ideologische Interventionen fallen zwar Charaktertiefe, aber auch bereitwillige Motivations- und Identifikationsangebote weg, "The Falcon and the Snowman" ist aber vermutlich auch deshalb so authentisch, weil er mit bewussten Auslassungen arbeitet und zuletzt mehr als eine Frage offen lässt – was bei einem spannenden, eigentlich der genereüblichen Gradlinigkeit und Erklärungswut verpflichteten Film nicht selbstverständlich ist. Randnotiz: Nachdem Daulton Lee 1998 aus dem Gefängnis entlassen wurde, hat Sean Penn ihn als persönlichen Assistenten eingestellt – da hätte Schlesinger ja ohnehin kaum mithalten können…


70%