Ein Leben in Bildern. Ein Film als absolute Therapie. Eine dokumentarische Autobiographie. In "Tarnation" montiert Jonathan Caouette zwei Jahrzehnte seiner Home Videos zu einem faszinierenden, erschütternden, bewegenden, aber vor allem ungemein kraftvollen Persönlichkeitsstück. Wir sehen eine Kindheit voller Schmerzen und Missbrauch, eine schizophrene Mutter und überforderte Großeltern, wir sehen Bilder eines heranwachsenden Jungen, der zu einer schwulen Identifikation findet, während er sich doch immer wieder von sich selbst zu entfremden droht. Es ist ein purer virtuoser Film, und es ist ebenso kein Film. Es ist Versuch, Rückblick und Anordnung, beunruhigend und bewegend persönlich. Und lässt sich kaum bewerten. Aber gewiss: Dass sich Caouettes Lebensabschnitte schließlich im Kino versammeln, erzählt uns etwas sehr, sehr Schönes über das Leben – und das Kino.
90%
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