Das bedeutete eine Form der künstlerischen Freiheit, die keinesfalls selbstverständlich war: So sollte nicht etwa ILM, sondern die völlig unbekannte Effektschmiede WETA die visuellen Tricks beisteuern und wurden nicht etwa wenige Wochen, sondern gleich ganze sechs Monate Drehzeit veranschlagt. Vor allem aber durfte Jackson sämtliche seiner langjährigen Teamkollegen verpflichten, darunter Editor Jamie Selkirk oder Kameramann Alun Bollinger. Zemeckis, der vor allem mit seinem werbewirksamen Namen Pate stehen sollte, besuchte die Dreharbeiten insgesamt nur zwei Mal, ließ Jackson also einen enormen Freiraum. Dieser schrieb das Drehbuch gemeinsam mit Gattin Fran Walsh noch während des Drehs mehrfach um, immer wieder wurden Handlungs- details geändert, weggenommen oder hinzugefügt. Da den beiden nach Beendigung von "Heavenly Creatures" nicht viel Zeit für die Pre-Produktion blieb, fertigte Jackson für das Finale keinerlei Storyboards an – tatsächlich hatte er selbst nach Drehbeginn noch kein Konzept für das Ende des Films.
Von den insgesamt also recht eigenwilligen Produktions- umständen bekam Zemeckis indes wenig mit, den US-Geldgebern schien Vertrauen ohnehin besser als Kontrolle – am anderen Ende der Welt würde es der viel versprechende Kiwi-Regisseur schon irgendwie machen. Anders als es sein etwas verklärter Ruf behauptet, ist "The Frighteners" deshalb auch kein Film eines lediglich ausführenden und willenlosen Zemeckis-Rekruten (wie etwa der nicht unähnliche "Poltergeist" mehr eine Spielberg-, denn Hooper-Produktion war), sondern ein überaus kruder Genrefilm, der den exaltierten Humor früherer Jackson- Arbeiten mit den Formen des Mainstream-Kinos vereinbart. Das ist jedoch Stärke und Schwäche zugleich: Zwar ist der Film souverän inszeniert, das aber durch "Heavenly Creatures" hellauf begeisterte Arthauspublikum dürfte sich von ihm ebenso abwenden wie die eingeschworene Horrorgemeinde – denn "The Frighteners" ist weder anspruchsvolles Kunstkino, noch ein opulentes Gorefest. Dieser Disharmonie im Ton ist es vermutlich auch geschuldet, warum dem Film kein finanzieller Erfolg zuteil wurde und das zu Klassifizierungen neigende Publikum ausblieb.
Dabei ist Jacksons siebente Regiearbeit ein mit originellen Ideen geradezu überladenes Abenteuer, das mit enormem Drive, seinerzeit phänomenalen Spezialeffekten und kauzig-guten Darstellerleistungen aufwartet. "The Frighteners" glänzt insbesondere durch seinen visuellen Einfallsreichtum, mit dem die Geschichte erzählt wird – die verhältnismäßig komplexe Handlung wird ohne nennenswerte Längen beständig durch Aktion erklärt und vorangetrieben. Die wenigen Schwächen bei der Zeichnung einiger Nebenfiguren (Ray, der unruhige Ehemann und Gartenzwerg- liebhaber wird mit fortlaufender Dauer sinnlos aus dem Film katapultiert) werden durch die für den Regisseur typische Motiventwicklung verdrängt. So ist Frank Bannister der Prototyp des Jackson-Verlierers. Ganz so wie Lionel Crosgrove ("Braindead") befindet auch er sich auf der Schwelle zwischen kindlicher Naivität und gedrungener Adoleszenz. Sein Trauma – den Tod der Ehefrau, verschuldet auch durch das ewige Festhalten am Jungsein – gilt es zu überwinden, er muss sich emanzipieren von den Dämonen der Vergangenheit. Damit etabliert sich ein weiteres Mal das Initiationsmotiv, das Jackson mit verschiedenen Figuren in seiner epischen "The Lord of the Rings"-Trilogie, für die dieser Film heute als Freifahrtsschein gewertet werden kann, noch verfeinern wird.
"The Frighteners" ist auch ein sperriger Film, einer mit Ecken und Kanten, der sich einer eindeutigen Zuordnung entsagt. Seine verschiedenen Genreeinflüsse – Horror, Comedy, Serial Killer-Drama – und der illustre Umgang mit ihnen brachte Jackson auch vielfach den Vorwurf ein, der Film sei unausgegoren und konzeptlos. Das ist jedoch im Gegenteil eher eine der Stärken von "The Frighteners": Jackson nimmt den Zuschauer mit auf eine ausgelassene Achterbahnfahrt, die ungehemmt immer wieder den Ton wechselt und sich wenig schert um die Einschränkungen des Mainstream-Kinos. Danny Elfmans mit klassischen Horrorzitaten versehene Partitur unterstreicht die wenig formalistische Inszenierung, in dem sie mit Percussions, wilden Streichern und Spukhauschören das Tempo des Films wahlweise vorantreibt oder dämpft. Dass Jackson hier vor allem eine gänzlich triviale und gerade deshalb so amüsante Gruselkomödie zelebriert, sollte dabei nicht vergessen werden: "The Frighteners" ist innerhalb des Jackson-Oeuvres nämlich vor allem auch eine überaus bedeutsame Fingerübung.