Mai 05, 2007

Kino: THE INVISIBLE

Unschuldig ins Jenseits befördert zu werden ist ja schon eine Misere für sich. Dann allerdings auf der Schwelle von Leben und Tod einen Zwischenstopp einlegen zu müssen, um als Geist auf Erden wandeln und den eigentlich nur so halbtot vor sich her vegetierenden Körper doch noch erretten zu können, gestaltet die Lage schon weitaus problematischer. Der lethargische Schüler Nick Powell (Justin Chatwin, zuletzt an der Seite von Tom Cruise in "War of the Worlds") bleibt davon nicht verschont. Eine Verwechslung ist der Grund, weshalb ihn die draufgängerische Annie (Margarita Levieva) kaltblütig ermordet. Doch der vermeintlich tote wandelt fortan "zwischen zwei Welten", wie es der deutsche Verleihtitel schon andeutet – und möchte nichts lieber, als dass sein Körper gefunden, ehe ihm das Lebenslicht gänzlich ausgeblasen wird. Einziges Problem: Er ist unsichtbar und kann weder gehört noch gesehen werden.

Regisseur David S. Goyer ("Blade Trinity") bewegt sich mit dem Remake des schwedischen Thrillers "Den Osynlige" auf neuem Terrain. Große Gefühle und theatralischer Gestus bestimmen ein Mystery-Drama, das sich gern mit exis- tenzialistischen Fragen nach Leben und Tod, Schuld und Sühne oder schicksalhafter Vorherbestimmung auseinander- setzen würde. Leider aber ist "The Invisible" nicht viel mehr als die Teenvariante von Jerry Zuckers "Ghost" – beliebig ausstaffiert, zäh wie Kaugummi und vor allem gänzlich ziel- und ideenlos spult Goyer eine wahllose Abfolge zusammen- hangsloser Szenen herunter, ohne jegliche Motivation in der Erzählung. Von Sinn und Unsinn des Konzepts einmal abgesehen (Fragen nach der Logik bitte hinten anstellen), trifft der Film nie einen konstanten Ton: Meist gefühlsduselig und wesentlich zu dick aufgetragen, dann wieder mit Krimi- und Gruselelementen bis zum Anschlag überzogen. Was also wie ein Ausflug in die "Twilight Zone" beginnt, das wandelt sich schnell zum steifen Teenie-Drama mit besonders süßlichem Finale. Wenn hier dann jedermann um Vergebung bittet, wünscht man sich als Zuschauer nur noch eines: Wann wird’s mal wieder richtig unsichtbar?


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- erscheint bei: DEADLINE 03/07