Um ein Praktikum bei einem renommierten Botaniker (Ling Dong Fu) zu absolvieren, verlässt die junge Li Min (Mylène Jampanoï) das Waisenhaus und reist nach China. Der cholerische Witwer verhält sich dem chinesisch-russischen Mädchen gegenüber allerdings eher reserviert als aufge- schlossen, nur seine Tochter Cheng An (Xiao Ran Li) zeigt Interesse an der schüchternen Praktikantin. Die beiden entwickeln ein inniges Freundschaftsverhältnis – und nach ersten Annäherungsversuchen bei der Arbeit im Garten und Ausflügen in die Natur entdecken sie rasch auch ihre körperliche Zuneigung. Als jedoch Ans Bruder, der Soldat Dan (Wei-chang Wang), seine Familie besucht, hat das Glück ein jähes Ende: Er soll Mins künftiger Ehemann werden.
Ätherische Öle haben bekanntlich eine wohltuende Wirkung. Noch viel stimmungsvoller aber ist der heiße Dampf von siedendem Blumenwasser, der das feucht-fröhliche Gewächs- haus – zentraler Ort von Lust und Leid dieses Films – durchfährt. Als Zuschauer lässt man sich nur zu gern von diesem irgendwo zwischen spirituellem Verführungswahn und hochkitschiger Homoillusion bebildertem Liebesgeplänkel einlullen – die Bilder in "The Chinese Botanist's Daughters" sind so blumig und überhöht, dass man sich in ihnen verlieren möchte. Doch der Schein trügt, denn trotz der fantasievollen Lustszenarien wird hier die Geschichte einer unmöglichen gleichgeschlechtlichen Liebe erzählt. Die erotisch-träu- merischen Momente können also, das ist schnell abzusehen, nicht von Dauer sein im kommunistischen China der 80er-Jahre.
Ganz sicher meint es Regisseur Sijie Dai ("Balzac and the Little Chinese Seamstress") gut mit seinem Film, jeder Einstellung wohnt eine Spur Ambition inne und jeder sehnsüchtig-tragische Moment, in dem die beiden Mädchen ihren unterdrückten Gefühlen nachgeben, ist von poetischer Schönheit getragen. Die Musik ist dabei mindestens so süßlich wie sich die Bilder pittoresk ausstellen, die Geschichte in etwa so dramatisch wie auch vorhersehbar und die metaphorische Komposition homosexueller Symbolik – man nehme den im viel zu kleinen Käfig gefangen gehaltenen Vogel – bestimmt so nett wie auch ersichtlich. "The Chinese Botanist's Daughters" geht über seine visuelle Ebene allerdings nie hinaus, es fehlen einheitliche Erzählstruktur, vielschichtige Figuren und Ansätze bei Drehbuch und Regie, eine gesellschaftlich untersagte Liebe mitsamt ihres traditionellen wie politischen Kontexts in Beziehung zur inneren Zerrüttelung dieser Frauen zu stellen.
Wenn der angesprochene Vogel dann stets "Lang lebe Mao Tsetung" vor sich her gackert, bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wie wichtig dem Film jener Hintergrund wirklich scheint. Und so krankt "The Chinese Botanist's Daughters" vor allem am Unwillen zur Differenzierung: Die Sympathien werden eindeutig verteilt, für Zwischen- und Spielräume ist diesbezüglich kein Platz vorgesehen. Der Vater als Repräsentant archaischer Traditionen ist eben einfach grimmig, alt und böse; während der kommunistische Bruder eintönig als chauvinistischer Schläger erscheint. Da bemitleidet der Film die nicht tolerierte Liebe seiner tragischen Heldinnen so ausgiebig selbst, dass man in diesen Chor als Zuschauer nur noch bedingt mit einstimmen möchte. Selbst einem aufgeschlossenen Publikum dürfte dieser elegische Gefühlstrip deshalb zu Recht ein wenig seltsam vorkommen.
45%
Ätherische Öle haben bekanntlich eine wohltuende Wirkung. Noch viel stimmungsvoller aber ist der heiße Dampf von siedendem Blumenwasser, der das feucht-fröhliche Gewächs- haus – zentraler Ort von Lust und Leid dieses Films – durchfährt. Als Zuschauer lässt man sich nur zu gern von diesem irgendwo zwischen spirituellem Verführungswahn und hochkitschiger Homoillusion bebildertem Liebesgeplänkel einlullen – die Bilder in "The Chinese Botanist's Daughters" sind so blumig und überhöht, dass man sich in ihnen verlieren möchte. Doch der Schein trügt, denn trotz der fantasievollen Lustszenarien wird hier die Geschichte einer unmöglichen gleichgeschlechtlichen Liebe erzählt. Die erotisch-träu- merischen Momente können also, das ist schnell abzusehen, nicht von Dauer sein im kommunistischen China der 80er-Jahre.
Ganz sicher meint es Regisseur Sijie Dai ("Balzac and the Little Chinese Seamstress") gut mit seinem Film, jeder Einstellung wohnt eine Spur Ambition inne und jeder sehnsüchtig-tragische Moment, in dem die beiden Mädchen ihren unterdrückten Gefühlen nachgeben, ist von poetischer Schönheit getragen. Die Musik ist dabei mindestens so süßlich wie sich die Bilder pittoresk ausstellen, die Geschichte in etwa so dramatisch wie auch vorhersehbar und die metaphorische Komposition homosexueller Symbolik – man nehme den im viel zu kleinen Käfig gefangen gehaltenen Vogel – bestimmt so nett wie auch ersichtlich. "The Chinese Botanist's Daughters" geht über seine visuelle Ebene allerdings nie hinaus, es fehlen einheitliche Erzählstruktur, vielschichtige Figuren und Ansätze bei Drehbuch und Regie, eine gesellschaftlich untersagte Liebe mitsamt ihres traditionellen wie politischen Kontexts in Beziehung zur inneren Zerrüttelung dieser Frauen zu stellen.
Wenn der angesprochene Vogel dann stets "Lang lebe Mao Tsetung" vor sich her gackert, bekommt man eine ungefähre Ahnung davon, wie wichtig dem Film jener Hintergrund wirklich scheint. Und so krankt "The Chinese Botanist's Daughters" vor allem am Unwillen zur Differenzierung: Die Sympathien werden eindeutig verteilt, für Zwischen- und Spielräume ist diesbezüglich kein Platz vorgesehen. Der Vater als Repräsentant archaischer Traditionen ist eben einfach grimmig, alt und böse; während der kommunistische Bruder eintönig als chauvinistischer Schläger erscheint. Da bemitleidet der Film die nicht tolerierte Liebe seiner tragischen Heldinnen so ausgiebig selbst, dass man in diesen Chor als Zuschauer nur noch bedingt mit einstimmen möchte. Selbst einem aufgeschlossenen Publikum dürfte dieser elegische Gefühlstrip deshalb zu Recht ein wenig seltsam vorkommen.
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