Stop! Hammertime! Nach "The Incredible Hulk" und "Iron Man" nehmen die Marvel Studios das nächste Gründungsmitglied ihrer "Avengers" unter die eigenen Produktionsfittiche und bringen die Abenteuer des Donnergottes Thor als 150 Millionen Dollar teures 3D-Spektakel in die Kinos. Mit der Verpflichtung des britischen "Hamlet"-Regisseurs Kenneth Branagh traf der Konzern eine unkonventionelle Wahl für die Leinwandadaption seines Comicsuperhelden. Entgegen berechtigten Vorabzweifeln aber ist "Thor" eine vergnügliche und kunterbunte Melange aus Action, Romanze und Familientragödie zwischen Ernst und Unernst. Marvel meets Shakespeare
In Asgard ist die Hölle los. Das prunkvolle Reich der Götter leidet unter dem Übermut seines Königssohns Thor (voller Charisma: Chris Hemsworth), dessen Ehre und Tapferkeit ihn nicht davon abhält, längst befriedete Dispute im Universum der Götter neu zu entfachen. Nach einem unerlaubten Ausflug mit folgenschweren Konsequenzen verbannt Vater Odin (Anthony Hopkins) den Störenfried schließlich auf die Erde. Dort soll er unter Menschen lernen, seine Überheblichkeit zu zügeln und sich stattdessen ganz auf die edelmütigen Tugenden der Götter zu berufen, sehr zur Freude seines von Komplexen geplagten Bruders Loki (Tom Hiddleston).
Im irdischen Exil wider Willen stößt Thor bei seiner Ankunft auf die junge Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman, die vor ihrem Schwangerschaftsurlaub noch schnell circa 500 Filme gedreht hat). Die keusche Forscherin ist schnell bereit, dem durchtrainierten Donnergott bei der Suche nach seinem Hammer behilflich zu sein, allerdings muss sie ihn gleichfalls vor dem neugierigen Militär schützen, das Thors Ankunft auf Erden ebenfalls zur Kenntnis genommen hat. Währenddessen spitzt sich der Konflikt im Göttereich weiter zu, als Loki die Krone des kranken Königs Odin an sich reißt.
Zu Beginn noch irritiert die "Thor"-Verfilmung mit ihrem allzu ausgespielten Pathos, wenn der Titelheld als Muster-Arier mit blonder Haarpracht und strahlend blauen Augen das große Heldenepos ausruft. Die aufmarschierenden Götter Asgards setzt Branagh in "Triumph des Willens"-Manier in Szene, was ein weiteres Mal erstaunen lässt, wie selbstverständlich sich virile Posen von majestätischen Herrschern im US-Blockbuster eingerichtet haben – von "Star Wars" über Zack Snyder bis hin zum knuddeligen Marvel-Eventfilm. Der Germanenkult der nordischen Sagenwelt scheint wohl einfach zu prädestiniert dafür, ihn ästhetisch ins entsprechende Licht zu rücken.
Dennoch macht "Thor" sehr schnell sehr viel Spaß, und es ist kein schuldiges Vergnügen. Wenn der törichte Held auf Mutter Erde aufschlägt, um von der liebreizenden Natalie Portman gezähmt zu werden, schwindet der anfänglich martialische Tonfall. Branaghs Gespür für Komik verleiht dem schwergewichtigen Göttergetöse eine ausreichende Prise Selbstironie, lässt "Thor" aber auch nicht zum einfachen Gaga-Spektakel verkommen. Der Film hält durchweg die Waage zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern, wodurch er sich einen gewissen Charme bewahrt und seine Geschichte weder allzu verbissen noch – anders als es die Trailer vermuten ließen – sonderlich trashig erzählt.
Überraschenderweise gelingt es Branagh, der Dank filmischer Katastrophen wie "Frankenstein" (1994) durchaus geeignet war, "Thor" als Camp-Burleske aufzuziehen, seiner quietsch- fidelen Kinoadaption des Donnergottes eine milde Tiefe zu verleihen. Im Comickontext wird die Vorliebe des Regisseurs für operettenhaften Trash auf eine seltsame Art kanalisiert: Die Shakespearesche Familiengeschichte um Habgier, Neid, Missgunst und Wahnsinn harmoniert bestens mit der halsbrecherischen Action und den fantasievollen CGI-Panoramen. "Thor" hat Herz und sogar ein wenig Verstand, und es ist endlich mal wieder ein US-Blockbuster, den man sich nicht erst schönsaufen muss.
60% - erschienen bei: gamona
In Asgard ist die Hölle los. Das prunkvolle Reich der Götter leidet unter dem Übermut seines Königssohns Thor (voller Charisma: Chris Hemsworth), dessen Ehre und Tapferkeit ihn nicht davon abhält, längst befriedete Dispute im Universum der Götter neu zu entfachen. Nach einem unerlaubten Ausflug mit folgenschweren Konsequenzen verbannt Vater Odin (Anthony Hopkins) den Störenfried schließlich auf die Erde. Dort soll er unter Menschen lernen, seine Überheblichkeit zu zügeln und sich stattdessen ganz auf die edelmütigen Tugenden der Götter zu berufen, sehr zur Freude seines von Komplexen geplagten Bruders Loki (Tom Hiddleston).
Im irdischen Exil wider Willen stößt Thor bei seiner Ankunft auf die junge Wissenschaftlerin Jane Foster (Natalie Portman, die vor ihrem Schwangerschaftsurlaub noch schnell circa 500 Filme gedreht hat). Die keusche Forscherin ist schnell bereit, dem durchtrainierten Donnergott bei der Suche nach seinem Hammer behilflich zu sein, allerdings muss sie ihn gleichfalls vor dem neugierigen Militär schützen, das Thors Ankunft auf Erden ebenfalls zur Kenntnis genommen hat. Währenddessen spitzt sich der Konflikt im Göttereich weiter zu, als Loki die Krone des kranken Königs Odin an sich reißt.
Zu Beginn noch irritiert die "Thor"-Verfilmung mit ihrem allzu ausgespielten Pathos, wenn der Titelheld als Muster-Arier mit blonder Haarpracht und strahlend blauen Augen das große Heldenepos ausruft. Die aufmarschierenden Götter Asgards setzt Branagh in "Triumph des Willens"-Manier in Szene, was ein weiteres Mal erstaunen lässt, wie selbstverständlich sich virile Posen von majestätischen Herrschern im US-Blockbuster eingerichtet haben – von "Star Wars" über Zack Snyder bis hin zum knuddeligen Marvel-Eventfilm. Der Germanenkult der nordischen Sagenwelt scheint wohl einfach zu prädestiniert dafür, ihn ästhetisch ins entsprechende Licht zu rücken.
Dennoch macht "Thor" sehr schnell sehr viel Spaß, und es ist kein schuldiges Vergnügen. Wenn der törichte Held auf Mutter Erde aufschlägt, um von der liebreizenden Natalie Portman gezähmt zu werden, schwindet der anfänglich martialische Tonfall. Branaghs Gespür für Komik verleiht dem schwergewichtigen Göttergetöse eine ausreichende Prise Selbstironie, lässt "Thor" aber auch nicht zum einfachen Gaga-Spektakel verkommen. Der Film hält durchweg die Waage zwischen Ernsthaftigkeit und Augenzwinkern, wodurch er sich einen gewissen Charme bewahrt und seine Geschichte weder allzu verbissen noch – anders als es die Trailer vermuten ließen – sonderlich trashig erzählt.
Überraschenderweise gelingt es Branagh, der Dank filmischer Katastrophen wie "Frankenstein" (1994) durchaus geeignet war, "Thor" als Camp-Burleske aufzuziehen, seiner quietsch- fidelen Kinoadaption des Donnergottes eine milde Tiefe zu verleihen. Im Comickontext wird die Vorliebe des Regisseurs für operettenhaften Trash auf eine seltsame Art kanalisiert: Die Shakespearesche Familiengeschichte um Habgier, Neid, Missgunst und Wahnsinn harmoniert bestens mit der halsbrecherischen Action und den fantasievollen CGI-Panoramen. "Thor" hat Herz und sogar ein wenig Verstand, und es ist endlich mal wieder ein US-Blockbuster, den man sich nicht erst schönsaufen muss.
60% - erschienen bei: gamona