Nach der Fortsetzung seines 80er-Jahre-Hits "Gremlins" zur zügellosen Nummernrevue verrückter Einfälle und einem Beinahe-Overkill fantasievoller Spezialeffekte, schaltete Regisseur Joe Dante in "Matinee" wieder eins, zwei Gänge runter, um zu seinen filmemacherischen Wurzeln zurück zu kehren. In dieser nostalgischen Hommage an die eigene Kindheit wirft er einen fast intimen Blick zurück in die frühen 60er Jahre, als sich die amerikanische Bevölkerung während der Kubakrise in einem Ausnahmezustand befand. Dante verknüpft die kollektiven Ängste vor einem drohenden Atomkrieg interessanterweise mit einer Beschwörung an zeitgenössische Horrorfilme, die effektvoll gesellschaftliche Angstszenarien kanalisierten, während das Kino seine Position als Hort von Spektakel und Attraktion gegen das Konkurrenzmedium Fernsehen verteidigen musste. Die Verschränkungen von Genrefilm und politischer Realität, die nicht nur den jungen Dante, sondern auch viele Altersgenossen hinreichend beschäftigt und irritiert haben dürften, werden in "Matinee" auf eine amüsante, sentimentale und vor allem harmonische Art zugunsten des Kinos gelöst. Dessen eskapistische Möglichkeiten betont der Film insbesondere durch eine sehr freie, aber liebevolle Würdigung der Showmanship-Legende William Castle nachdrücklich: John Goodman spielt einen leicht verrückten Gimmick-Regisseur, der wie eine gute Seele über der Handlung thront und mit seinen Filmen eine vergnügliche Zuflucht vor den Schrecken der Wirklichkeit schafft, ohne diese auszublenden.
70%
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