Schon der Beginn dieses Films ist durch pompöse Dramatik gekennzeichnet: Symbolhaft tobt ein gewaltiger Sturm im abendsonnigen Texas, rötlich-braune Herbstblätter treiben in die große Vorhalle eines gigantischen Anwesens. Die schnelle Schnittfrequenz und schrägen Kameraeinstellungen schaffen Verwirrung – und plötzlich fällt ein Schuss. Dann folgt der Blick auf den Kalender, dessen Abrisszettel eine Zeitreise suggerieren. Der Zuschauer weiß nun, dass hier etwas Schreckliches seinen Lauf nimmt, nur noch nicht wie und warum es dazu kommen wird. Sirk aktiviert somit geschickt die Erwartungshaltung: Ganz egal wie beschwingt, komisch oder sanft die Erzählung auch fortsetzen mag – am Ende steht das große Drama, das für diese Figuren, so unklar sie bis dato noch erscheinen, kein Glück zulassen wird. Schicksalhaftigkeit als eines der wesentlichen Motive ist etabliert.
Dieser grundsätzliche Fatalismus durchzieht die gesamte Inszenierung von "Written on the Wind" und auch vieler anderer Melodramen Sirks. Zwar kann die durch die reißerische Exposition evozierte Spannung nicht auf- rechterhalten werden, doch ist die trotz oder gerade wegen der heiteren Farbenpracht von Ausstattung und Kostümen formulierte Grundstimmung fortlaufend düster und pessi- mistisch: Sirks Geschichte wohlhabender Ölbarone, deren Reichtum nicht vor innerer Einsamkeit, Selbsthass und Entfremdung schützt, ist bedrückend und schwer. Fast schon zu bedrückend und schwer. Denn die sichere Gewissheit, dass diesem Familien- und Ehedrama kein glückseliges Ende bestimmt ist, schafft ironischerweise eine permanente Unsicherheit: Der Film kreiert eine Atmosphäre unangenehmer Ausweglosigkeit, die in den strahlenden, kontrastierenden Panavision-Bildern umso eindringlicher wirkt.
Ähnlich wie in seinem Meisterwerk "All That Heaven Allows" scheitern die Figuren in "Written on the Wind" an ihren eigenen Regeln. Den Ansprüchen und Moralvorstellungen, die man in dieser selbst konstruierten Gesellschaft an sie stellt – und die sie sich auch selbst stellen – können sie nicht gerecht werden: Der vorbildliche Millionärssohn verfällt der Alkoholsucht, seine in feinen Püppchenkleidern gefangene Schwester ist unglücklich verliebt. Gegen den Freund der Familie wird intrigiert, Lügen, Vorwürfe und Neid bestimmen die Beziehungen zueinander. Das Gefühlskarussell aus Liebe, Verzweiflung und Hass wird immer wieder in Drehung gebracht – die Grundsteine für das Wesen der Soap-Opera sind in Sirks Melodramen alle unverkennbar. Nur fehlt den besonders im US-Fernsehen populären späteren Variationen seiner Filme das subversive Element.
Denn dass die tragischen Helden in "Written on the Wind" nicht zuletzt deshalb so verzweifelt sind, weil sie gegen normative Zustände rebellieren und nicht in die Wesens- und Verhaltensmuster passen, in die sie hineinwachsen, ist eine wichtige Erkenntnis. Man muss das theatralische Spiel und die erdrückende Bonbonpracht des Films in einen zeitlichen Kontext setzen: Der Mann kann seinen Führungsverlust ebenso wenig aufhalten wie die allmähliche Emanzipation der Frau. Wenn in "All That Heaven Allows" gegen die eigene (Homo)Sexualität nicht mehr angekämpft oder die Liebe einer weißen Frau zu einem farbigen Mann nicht unterdrückt werden kann, ist der Bruch mit Konventionen unaufhaltbar. Doch zu jener Zeit, als Etikette alles und Individualität nichts bedeuten durften, sind diese Figuren hilflos gefangen. Die klirrende Gefühlskälte im warmen häuslichen Ambiente, die sterile und klinische Leere darin, die Entfremdung und Unnahbarkeit ziehen eine lange Spur in Sirks Filmen. Bis heute.