Denn dass Rowan Atkinson jene Figur, die ihn zum Multimillionär machte, rund 10 Jahre nach einem eher enttäuschenden Kinofilm ("Bean – The Ultimate Disaster Movie") ein zweites Mal auf die große Leinwand befördert, dürfte selbst die alteingesessenen Fans verwundern. Erstaunlicherweise aber ist der Griff in die Mottenkiste auch ansonsten weit weniger tief als zu befürchten war: "Mr. Bean's Holiday" ist ein insgesamt harmloses, überaus kindgerechtes und zuweilen dennoch recht amüsantes Wiedersehen mit dem doof-netten Grimassenschneider.
Insgesamt nämlich bedient sich Atkinson im Gegensatz zum ersten Film wieder bei der Originalserie: Ein absolutes Minimum an Dialogen, dafür umso mehr Situationskomik, Slapstick und Chaos. Der Ton des neuen Kinoabenteuers ist ein deutlich anderer – der Versuch, die Figur und deren Rahmen neu zugestalten, war hingegen die richtige Entscheidung. Zwar arbeitet das Drehbuch mit den gängigen Klischees alberner Komödien und konstruiert wie schon beim Vorgänger eine große Verwechslung, die die turbulenten Ereignisse in Gang setzt (im ersten Film wurde Bean versehentlich für einen Kunstkenner gehalten, woraus die Macher dann allerhand Komik zu generieren versuchten). Allerdings wird das Sequel erfreulicherweise nicht mit einem erhöhten Maß physischer Comedy-Action überladen, was "Mr. Bean's Holiday" ein gewisse Bodenständigkeit verleiht.
Der Titel verweist dabei ganz deutlich auf den Jacques Tati-Klassiker "Les Vacances de Monsieur Hulot": So wie wohl Mr. Bean in seinem Urlaub am Strand der Côte d´Azur für reichlich Ärger sorgen würde, verursachte der Titelheld dort ein großartiges Chaos an der bretonischen Badeküste. Doch diesbezüglich hat man es in gewisser Weise mit einer Mogelpackung zu tun: Den Badeort erreicht Mr. Bean erst ganz am Ende – bis dahin durchlebt er eine ganze Menge Trubel, sodass von Ferien keine Rede sein kann. Dass die Tati-Nähe womöglich auch als Zugpferd ihre Dienste vollbringt, ist unwesentlicher als die ansonsten etwas dürftige Geschichte in "Mr. Bean's Holiday". Grundsätzlich geht es nicht um viel mehr als eine turbulente Fahrt nach Cannes, wo der viel versprechende Urlaub eigentlich stattfinden soll – die üblichen Zoten inbegriffen.
Atkinsons gestische Mutationen sind diesbezüglich wie immer Geschmackssache, ihr permanenter Einsatz nutzt sich im Verlaufe eines 90-Minüters aber doch ein wenig ab, zumal die Gesichtsverrenkungen kaum variiert werden. Das Drehbuch ist auch ganz auf diese Momente abgestimmt und besitzt dadurch einen sehr episodischen Charakter, weil es prinzipiell nur Sketch an Sketch reiht. Der sehr auf die kleineren Zuschauer zugeschnittene Humor speist sich in leicht redundanter Abfolge demnach aus einer Vielzahl irrsinniger Situationen. Durchbrochen wird dieses Grundmuster dann nur durch Dafoes Einsätze als Arthaus-Regisseur bei einem Cannes-Screening: Dessen in Ausschnitten gezeigter Neo- Noir "Playback Time" ist zwar eine wahre Granate, doch das ansässige Publikum verfällt dennoch einem komatösen Tiefschlaf. Erst als dann Mr. Bean über die Stühle stolpert, wird es wieder aufmerksam. Manche wollen so etwas eben einfach nicht sehen. Da kann man nichts machen.
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