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Kim Ki-Duk vereint in seiner zwölften Regiearbeit all jene Motive, die auch sein etwas schizophrenes Oeuvre begründen: Die unmittelbare Gewalt wird (wenn auch stark chiffriert) ebenso eingearbeitet wie die meditative Sinnlichkeit seiner letzten Werke. "Hwal - Der Bogen" ist aber weitaus mehr als ein simples Ki-Duk-Best Of. In großartigen Bildkompositionen erzählt er eine konventionelle Geschichte über das Erwachsenwerden, die mit ihren patriarchalischen Motiven radikal bricht. Zwar krankt der Film gelegentlich an seiner Übersymbolik, doch das Initiationsdrama irgendwo zwischen fernöstlichen Mythen und buddhistischer Kultur fesselt durch seine konzentrierte Inszenierung. Im wunderbar surrealen Finale wird dann nicht nur die Trennung von Vater und Stieftochter, sondern auch das Ende zweier Liebender besiegelt: Der Bogenpfeil, zuvor ein Zeichen zwanghafter Enthaltsamkeit, erscheint nun als Auslöser der sexuellen Befreiung.
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