Viel und heftig geschunden wurde das Sequel zu "The Hills Have Eyes", dem Schmuddelklassiker der hiesigen 70er-Jahre-Exploitation, und selbst Regisseur Wes Craven gesteht sich heute ein, dass er den Film besser nicht hätte machen sollen. Dabei ist der 1985 erst drei Jahre nach seiner Entstehung veröffentlichte Nachzügler im Kontext des Schaffens Cravens ein interessantes Kind seiner Zeit, dessen Produktionsrahmen einige reizvolle Betrachtungen und Rückschlüsse auf den Regisseur und seine Arbeitsweise zulässt, und nicht zuletzt ein anschauliches Resultat hanebüchener Drehumstände darstellt, das abermals Zeugnis ablegt, wie gehemmt und dürftig Craven unter unzufriedenen Bedingungen arbeitet (weitere Beispiele wären "Invitation to Hell" oder "Cursed").
"The Hills Have Eyes Part II" ist vor allem das Ergebnis von viel Frust und Ärger Cravens, der den Film aus einer finanziellen Flaute heraus inszenieren musste, nachdem er bei nahezu jedem Independentstudio hausieren ging, um das Script für ein Projekt, an das er fest glaubte, und in dem es um einen dämonischen Kindermörder ging, der Teenagern in den Träumen das Fürchten lehrte, an den Mann zu bringen und entsprechendes Interesse dafür zu wecken. Kurze Zeit später – einige Produzenten bekundeten Interesse, hielten Craven aber hin – wurde ein Film mit dem bezeichnenden Namen "Dreamscape" angekündigt. Darin geht es um die Fähigkeit, mittels moderner Forschungsmittel in die Träume von Menschen einzusteigen, um diese dort zu manipulieren und – wenn nötig – auch zu töten. Die Autoren dieses Films waren nicht zufällig in eines der vielen Studiogespräche Cravens involviert gewesen: Die Grundidee wurde dreist dem Script zu "A Nightmare On Elm Street" entnommen. Der Regisseur konnte das nie erfolgreich beweisen, obwohl das Thema in entsprechenden Stellen einst zu hitzigen Diskussionen führte und Craven den ohnehin nur beschränkten Glauben an das Studiosystem der Traumfabrik beinahe verlor. Da der Film von Joseph Ruben zudem ein Flop wurde, verschwand auch jegliches Interesse am "Nightmare"-Stoff.
Unbefriedigt, da er sein Wunschprojekt nicht realisieren konnte, tat sich Craven 1982/83 deshalb mit seinem alten Freund Peter Locke, Produzent des ersten "Hills"-Films und ebenfalls einige berufliche Niederlagen erleidend, zusammen, um dem Angebot von Castle Hill entgegenzukommen, eine Fortsetzung zu ihrem 77er Erfolg zu inszenieren. Das Drehbuch schrieb er schnell herunter, es erfüllte seinen Zweck, die kannibalische Sippe erneut auf die Jagd nach unschuldigen Vorstadtamerikanern zu schicken, und konnte trotzdem die Figuren des Vorgängers weiter entwickeln. Das knappe Budget von nicht einmal 1 Mio. US-Dollar machte dem ganzen allerdings einen Strich durch die Rechnung: Das Geld kam nur etappenweise, der Dreh wurde mehrfach verschoben, einige Crewmitglieder sprangen ab, das Script musste aus finanziellen Gründen immer wieder umgeschrieben werden, sodass letztlich ein wahllos zusammen gewürfeltes Team unter katastrophalen Bedingungen die Produktion einfach nur schnell beenden wollte. Schließlich verabschiedete sich selbst Craven noch von dem Projekt, das unfertig in die Archive des Studios wanderte.
Erst mit dem unerwarteten Erfolg von "A Nightmare On Elm Street", der für klingelnde Kassen bei New Line Cinema sorgte, wurde der Name Wes Craven schlagartig lukrativ für diverse Vermarktungsstrategien und "The Hills Have Eyes Part II" erblickte doch noch das Licht der weltweiten Kinosäle, notdürftig vom Studio selbst fertig gestellt und mit vielen hübschen Rückblenden des ersten Films versehen, um die Laufzeit auf die erforderlichen 90 Minuten zu strecken (sogar der Schäferhund Beast leidet unter Flashbacks!). Dazu beauftragte man noch schnell Harry Manfredini, der offenbar wahllos diverse Klänge und Soundfetzen seiner hinlänglich bekannten wie mitunter auch ziemlich stumpfen Musik aus den "Friday the 13th"-Filmen über das Geschehen legte. Die Rufschädigung hielt sich in Grenzen, auch wenn das ungeschulte Publikum reichlich verdutzt ob der fundamentalen Qualitätsunterschiede beider Werke reagiert haben dürfte, dass der mit seinem Film vom massentauglichen Elm Street-Schlitzer Freddy Krueger auf den Horrorolymp gehievte Craven einen derart einfältigen Backwoodslasher zu verantworten hat.
Der Film ist streng genommen all das, was sein Vorgänger "The Hills Have Eyes" nicht war - ein rein auf seine Effektdramaturgie hin produziertes B-Movie, das nur auf oberflächliche Spannung abzielt und sich wenig um seine Figuren oder die Auseinandersetzung mit den Themen des vorherigen Films schert. Zu unglaubwürdig ist bereits die ganze Konstruktion der Geschichte, dass die offenbar problemlos sozialisierte, einst verwildert lebende Ruby (Janus Blythe, "Eaten Alive"), deren Passageritus dem Zuschauer ein Rätsel bleibt, mit diversen „dezent“ anstrengenden Teenagern einen Ausflug in die Wüste – jenem Ort ihrer schrecklichen (?) Vergangenheit – unternimmt, um die Konfrontation mit ihren alten Familienmitgliedern, allen voran Pluto, erneut vom großartigen Michael Berryman ("The Devil’s Rejects") verkörpert, geradezu herauszufordern. Dass der überaus gelungene Einstieg, in dem Bobby (Robert Houston) von den traumatischen Erinnerungen der Vorfälle aus dem ersten Film geplagt wird, jeglichen Zusammenhang zum eigentlichen Plot vermissen lässt, ist schade, höchstwahrscheinlich aber auch nur der klägliche Rest eines prinzipiell anders ersonnenen Drehbuchs, das unter anderen Umständen wohl wesentlich tiefgründiger die Psychologie der Figuren zu erforschen versucht hätte. Der Charakter Bobby verschwindet leider sang- und klanglos (interessanterweise die letzte Rolle des heute u.a. als Regisseur tätigem Houston), ebenso wie dessen Beziehung zu Ruby nicht weiter beleuchtet wird, ist sie immerhin einst Teil genau der Familie gewesen, die für den Verlust von seinen Eltern verantwortlich zeichnet.
Und so steht hier Cravens Name über einem Film, der so stark nach den Lehrbuchregeln des reinen Slashers gestrickt ist, wie ihn der Regisseur in der Form ohne weiteres nie inszeniert hätte. Die unkonventionelle Machart, rigorose Abrechnung mit bürgerlichen Werten, die Aufbruchstimmung, beinahe revolutionär dreckige Ungeschminktheit, die "The Hills Have Eyes" zu einem Kultfilm werden ließen, zu einem Aushängeschild einer Generation von Filmemachern, die es sich groß auf die Fahnen geschrieben hat, eine so ganz und gar andere Seite ihres strahlenden Heimatlandes abzubilden, ist kaum mehr spürbar in diesem Sequel, das brav nach den gängigen Mustern des Genres einen daherplappernden Teenie nach dem anderen ins Jenseits befördert, freilich nachdem sie vorehelichen Sex hatten. Inmitten dem Getümmel finden sich auch farbige und blinde Protagonisten zurecht, politisch korrekte Zugeständnisse, wie sie Craven nie und nimmer freiwillig abgesegnet haben kann, demonstriert doch gerade er für gewöhnlich, wie man auf Klischees zu verzichten hat. Und so weicht die kompromisslose Grundtendenz des Vorgängers einer mit 3-4 selbst zweckhaft eingestreuten Splattermetzchen versehenen, ungleich harmloseren Stimmung, die mit solide eingefädelten Slasherszenen im Antlitz wunderbarer Settings zwar noch unterhalten, an das Original und Vorbild aber nicht heranreichen kann.
Der fehlende Drive, die schwachen darstellerischen Leistungen und ein Mangel an stilistischen Eigenheiten in der Inszenierung führten somit schnell dazu, dass der hierzulande zusammenhangslos zum Vorgänger vermarktete "The Hills Have Eyes Part II" ebenso unbemerkt wieder in der Versenkung verschwand, wie er einst plötzlich auftauchte. Als Relikt im Cravenschen Werk betrachtet ist er dennoch eine amüsante Fußnote, ein Beispiel der Sorte "So nicht", und ein hübscher Mitternachtskinofilm, der eigentlich so schlecht ist, dass manch einer ihn längst tief in sein Herz geschlossen haben dürfte.
40%
"The Hills Have Eyes Part II" ist vor allem das Ergebnis von viel Frust und Ärger Cravens, der den Film aus einer finanziellen Flaute heraus inszenieren musste, nachdem er bei nahezu jedem Independentstudio hausieren ging, um das Script für ein Projekt, an das er fest glaubte, und in dem es um einen dämonischen Kindermörder ging, der Teenagern in den Träumen das Fürchten lehrte, an den Mann zu bringen und entsprechendes Interesse dafür zu wecken. Kurze Zeit später – einige Produzenten bekundeten Interesse, hielten Craven aber hin – wurde ein Film mit dem bezeichnenden Namen "Dreamscape" angekündigt. Darin geht es um die Fähigkeit, mittels moderner Forschungsmittel in die Träume von Menschen einzusteigen, um diese dort zu manipulieren und – wenn nötig – auch zu töten. Die Autoren dieses Films waren nicht zufällig in eines der vielen Studiogespräche Cravens involviert gewesen: Die Grundidee wurde dreist dem Script zu "A Nightmare On Elm Street" entnommen. Der Regisseur konnte das nie erfolgreich beweisen, obwohl das Thema in entsprechenden Stellen einst zu hitzigen Diskussionen führte und Craven den ohnehin nur beschränkten Glauben an das Studiosystem der Traumfabrik beinahe verlor. Da der Film von Joseph Ruben zudem ein Flop wurde, verschwand auch jegliches Interesse am "Nightmare"-Stoff.
Unbefriedigt, da er sein Wunschprojekt nicht realisieren konnte, tat sich Craven 1982/83 deshalb mit seinem alten Freund Peter Locke, Produzent des ersten "Hills"-Films und ebenfalls einige berufliche Niederlagen erleidend, zusammen, um dem Angebot von Castle Hill entgegenzukommen, eine Fortsetzung zu ihrem 77er Erfolg zu inszenieren. Das Drehbuch schrieb er schnell herunter, es erfüllte seinen Zweck, die kannibalische Sippe erneut auf die Jagd nach unschuldigen Vorstadtamerikanern zu schicken, und konnte trotzdem die Figuren des Vorgängers weiter entwickeln. Das knappe Budget von nicht einmal 1 Mio. US-Dollar machte dem ganzen allerdings einen Strich durch die Rechnung: Das Geld kam nur etappenweise, der Dreh wurde mehrfach verschoben, einige Crewmitglieder sprangen ab, das Script musste aus finanziellen Gründen immer wieder umgeschrieben werden, sodass letztlich ein wahllos zusammen gewürfeltes Team unter katastrophalen Bedingungen die Produktion einfach nur schnell beenden wollte. Schließlich verabschiedete sich selbst Craven noch von dem Projekt, das unfertig in die Archive des Studios wanderte.
Erst mit dem unerwarteten Erfolg von "A Nightmare On Elm Street", der für klingelnde Kassen bei New Line Cinema sorgte, wurde der Name Wes Craven schlagartig lukrativ für diverse Vermarktungsstrategien und "The Hills Have Eyes Part II" erblickte doch noch das Licht der weltweiten Kinosäle, notdürftig vom Studio selbst fertig gestellt und mit vielen hübschen Rückblenden des ersten Films versehen, um die Laufzeit auf die erforderlichen 90 Minuten zu strecken (sogar der Schäferhund Beast leidet unter Flashbacks!). Dazu beauftragte man noch schnell Harry Manfredini, der offenbar wahllos diverse Klänge und Soundfetzen seiner hinlänglich bekannten wie mitunter auch ziemlich stumpfen Musik aus den "Friday the 13th"-Filmen über das Geschehen legte. Die Rufschädigung hielt sich in Grenzen, auch wenn das ungeschulte Publikum reichlich verdutzt ob der fundamentalen Qualitätsunterschiede beider Werke reagiert haben dürfte, dass der mit seinem Film vom massentauglichen Elm Street-Schlitzer Freddy Krueger auf den Horrorolymp gehievte Craven einen derart einfältigen Backwoodslasher zu verantworten hat.
Der Film ist streng genommen all das, was sein Vorgänger "The Hills Have Eyes" nicht war - ein rein auf seine Effektdramaturgie hin produziertes B-Movie, das nur auf oberflächliche Spannung abzielt und sich wenig um seine Figuren oder die Auseinandersetzung mit den Themen des vorherigen Films schert. Zu unglaubwürdig ist bereits die ganze Konstruktion der Geschichte, dass die offenbar problemlos sozialisierte, einst verwildert lebende Ruby (Janus Blythe, "Eaten Alive"), deren Passageritus dem Zuschauer ein Rätsel bleibt, mit diversen „dezent“ anstrengenden Teenagern einen Ausflug in die Wüste – jenem Ort ihrer schrecklichen (?) Vergangenheit – unternimmt, um die Konfrontation mit ihren alten Familienmitgliedern, allen voran Pluto, erneut vom großartigen Michael Berryman ("The Devil’s Rejects") verkörpert, geradezu herauszufordern. Dass der überaus gelungene Einstieg, in dem Bobby (Robert Houston) von den traumatischen Erinnerungen der Vorfälle aus dem ersten Film geplagt wird, jeglichen Zusammenhang zum eigentlichen Plot vermissen lässt, ist schade, höchstwahrscheinlich aber auch nur der klägliche Rest eines prinzipiell anders ersonnenen Drehbuchs, das unter anderen Umständen wohl wesentlich tiefgründiger die Psychologie der Figuren zu erforschen versucht hätte. Der Charakter Bobby verschwindet leider sang- und klanglos (interessanterweise die letzte Rolle des heute u.a. als Regisseur tätigem Houston), ebenso wie dessen Beziehung zu Ruby nicht weiter beleuchtet wird, ist sie immerhin einst Teil genau der Familie gewesen, die für den Verlust von seinen Eltern verantwortlich zeichnet.
Und so steht hier Cravens Name über einem Film, der so stark nach den Lehrbuchregeln des reinen Slashers gestrickt ist, wie ihn der Regisseur in der Form ohne weiteres nie inszeniert hätte. Die unkonventionelle Machart, rigorose Abrechnung mit bürgerlichen Werten, die Aufbruchstimmung, beinahe revolutionär dreckige Ungeschminktheit, die "The Hills Have Eyes" zu einem Kultfilm werden ließen, zu einem Aushängeschild einer Generation von Filmemachern, die es sich groß auf die Fahnen geschrieben hat, eine so ganz und gar andere Seite ihres strahlenden Heimatlandes abzubilden, ist kaum mehr spürbar in diesem Sequel, das brav nach den gängigen Mustern des Genres einen daherplappernden Teenie nach dem anderen ins Jenseits befördert, freilich nachdem sie vorehelichen Sex hatten. Inmitten dem Getümmel finden sich auch farbige und blinde Protagonisten zurecht, politisch korrekte Zugeständnisse, wie sie Craven nie und nimmer freiwillig abgesegnet haben kann, demonstriert doch gerade er für gewöhnlich, wie man auf Klischees zu verzichten hat. Und so weicht die kompromisslose Grundtendenz des Vorgängers einer mit 3-4 selbst zweckhaft eingestreuten Splattermetzchen versehenen, ungleich harmloseren Stimmung, die mit solide eingefädelten Slasherszenen im Antlitz wunderbarer Settings zwar noch unterhalten, an das Original und Vorbild aber nicht heranreichen kann.
Der fehlende Drive, die schwachen darstellerischen Leistungen und ein Mangel an stilistischen Eigenheiten in der Inszenierung führten somit schnell dazu, dass der hierzulande zusammenhangslos zum Vorgänger vermarktete "The Hills Have Eyes Part II" ebenso unbemerkt wieder in der Versenkung verschwand, wie er einst plötzlich auftauchte. Als Relikt im Cravenschen Werk betrachtet ist er dennoch eine amüsante Fußnote, ein Beispiel der Sorte "So nicht", und ein hübscher Mitternachtskinofilm, der eigentlich so schlecht ist, dass manch einer ihn längst tief in sein Herz geschlossen haben dürfte.
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