Oktober 21, 2006

DVD: FEAST

Immer wenn Figurenentwicklung und narrativer Aufbau so dürftig ausfallen, dass sich die Unfähigkeit, den Protagonisten zumindest ein klein wenig Leben einzuhauchen, schon in den ersten 10 Minuten regelrecht aufdrängt, dann setzt man für gewöhnlich einerseits auf verkürzte Schrifttafeln im cool durchstilisierten Freeze, um Charakterisierungsdefizite des Drehbuchs durch lakonische One-Liner einzutauschen, andererseits auf hektische Schnitte, wildes Kameragewackel im Kaminski-Stil und wummernden wie beliebigen Metal-Soundtrack. Ungünstig nur, dass „Feast“, produziert u.a. von Matt Damon, Ben Affleck und Wes Craven, bereits zu Beginn mächtig kaschieren muss, wo für gewöhnlich erst dann auf technisches Gezappel zurückgegriffen wird, wenn sich alles etwas verfangen haben sollte. So will dieser postmoderne Splatterhappen leider keinen rechten Rhythmus finden und krankt besonders anfänglich und in der Mitte an langatmigen Hängern.

Es liegt wohl an Regieneuling John Gulager (Sohn des beinahe legendären Clu Gulager, „Return of the Living Dead“), dass dieser eindeutig retrospektiv orientierte Low-Budget-Horror einigermaßen Spaß bereitet, etwas naiv und auch verspielt versucht er der einfallslosen Geschichte – eine weitere einfältige Wiederholung der Hitchcockschen Grundprämisse aus „The Birds“ – durch einige Klischeebrüche und verhältnismäßig überraschend eingestreute Einfälle hier und da frischen Wind entgegen zu blasen. Die Bemühungen sind ersichtlich, über die vermutlich kurzweilig veranschlagten, aber doch ziemlich zähen 85 Minuten Spielzeit retten sie indes kaum, dafür bedient man sich zu deutlich beim 08/15-Genretopoi und verschenkt spannend variierbare Konflikt- und potentielle Ausbruchssituationen durch die leider merklich schnöde Dramatis personae.

Unnötig zu erwähnen, dass der Gorehound mit schnell montierten, aber drastisch-blutigen Bildern verwöhnt wird, die in ihrer ausnahmsweise nicht komisch überzogenen Darstellung an die Matschorgien vieler Vorbilder von Scotts „Alien“ bis zu Carpenters „The Thing“ erinnern, mit unübersichtlicher Rasanz durch die eindeutig künstliche Inszenierung aber entschärft werden. Da auch die Action, mit Western-Elementen und trockenem Humor angereichert, betont im Vordergrund steht, ist „Feast“ ordentlich heruntergekurbeltes Videofutter, das von Connaisseurs wohl dankbar aufgenommen wird. Immerhin ruft das Ganze zeitweise Erinnerungen an vergangene Genretage hervor, das ist ja schon mal was.

50%