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September 09, 2015

Kino: KILL THE MESSENGER

Der Film erzählt die Geschichte des US-Journalisten Gary Webb, der 1996 in einer kontroversen Artikelserie den angestiegenen Drogenhandel Kaliforniens mit geheimen CIA-Operationen verknüpfte – und so vor allem hiesige Mainstream-Medien gegen sich aufbrachte. Willkommenes Material für verschwörungsgläubige Kritiker einer angeblichen Systempresse, dem leider ungeheuerliche Tatsachen zugrunde liegen. "Kill the Messenger" rekonstruiert sie.

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September 23, 2013

TV: TRUE BLOOD - SEASON 6

In Bon Temps ist die Hölle los. Das gemütliche kleine Städtchen hat sich im Verlauf von fünf Staffeln "True Blood" zu einem Kriegsschauplatz entwickelt, auf dessen Boden sich Vampire und Feen, Gestaltenwandler und Werwölfe, Hexen und Dämonen behaupten. Der in der vergangenen Season zugespitzte Konflikt zwischen Menschen und Blutsaugern erreicht nun einen Höhepunkt, an dem die sechste Staffel der HBO-Serie den Status Quo friedlicher Koexistenz endgültig bricht. [...]

Februar 16, 2007

Kino: BRIDGE TO TERABITHIA

Der kleine Jess (Josh Hutcherson) gilt als flinkster Läufer an seiner Schule, wenn er ansonsten auch eher ein Außenseiter ist. Da ergeht es der neuen Nachbarin und Mitschülerin Leslie (AnnaSophia Robb) nicht anders – mit ihr teilt Jess nicht nur die Liebe fürs Rennen, sondern die beiden verstehen auch auf Anhieb ihre gegenseitigen Probleme und Ängste von Verantwortung, Schule und Eltern. Nach anfänglichen Bekundungen entwickelt sich schnell eine tiefe Freundschaft. An einem abgelegenen Bach richten sich die beiden ein Baumhaus ein und erschaffen ihre eigenes Fantasiereich – Terabithia. Dort müssen sie sich als König und Königin gegen riesige Trolls und wundersame Feen behaupten. Bis zu dem Tag, als die Realität sie plötzlich aus ihren Träumen reißt.

’Die Brücke nach Terabithia’ ist so etwas wie die Quintessenz eines Walden-Media-Films.“, wird Vorstands- mitglied Cary Granat im Presseheft zitiert. Da sind berechtigte Zweifel wohl erlaubt, immerhin gilt die Produktionsfirma – im Selbstverständnis mit dem göttlichen Auftrag versehen, durch familienfreundliche Filme der vermeintlichen Hollywood- blasphemie Einhalt zu gewähren – als konservatives und überaus aktives Unternehmen, das weder Kosten noch Mühen scheut, um die amerikanische Filmlandschaft vor dem prophezeiten Untergang zu bewahren. Jüngste Kassen- und Kritikererfolge wie "Brokeback Mountain" sind den selbst erklärten Bibelhütern besonders scharfe Dornen im Auge, diese würden nicht nur amoralische Sünden feiern, sondern auch traditionelle Familienwerte zersetzen. Den Boy- kottaufrufen folgen nicht wenige; fundamentalistische Christenverbände erleben in den letzten Jahren einen regelrechten Aufschwung, der besonders an der Traumfabrik nicht vorbeizieht.

Ausgehend von Mel Gibsons unabhängig produziertem "The Passion of the Christ", jenem pornographisch angehauchten S/M-Spektakel, das sich als erfolgreichster R-Rated-Film aller Zeiten erwies, wird der umtriebigen MTV-Generation zunehmend in ansprechender Genreverpackung der Wert der Bibel vermittelt. Ob Opfertod und Auferstehung im mit penetranter Aufdringlichkeit kreationistisch geschwängerten "The Chronicles of Narnia: The Lion, the Witch and the Wardrobe", einem der sicherlich perfidesten und fragwürdigsten Kinderfilme dieser Zeit, oder aber in Form einer Ode ans männliche Patriachart im Kitsch erfüllten "The Nativity Story" – am neu entfachten Christus-Run möchten sich alle eine Scheibe abschneiden. Das größte Stück ist dabei zweifellos für Walden-Media reserviert, die gemeinsam mit Marketing-Gigant Walt Disney Pictures nun einen weiteren wertvollen, an Kinder adressierten Bibel-Film in die Kinos bringen.

Doch "Bridge to Terabithia", die Verfilmung des 1977er-Jugendromans „Die Brücke in ein anderes Land“ von Katherine Paterson, möchte mit den indoktrinierten Phrasen des Vereins spürbar wenig zu tun haben. Der grundehrliche Kinderstoff über eine Freundschaft zweier Außenseiter wurde mit einigen mehr oder weniger störenden Bibel-Dialogen und rührseliger Familiensüße überzogen, obwohl er an derartigen Belehrungen eigentlich gar nicht interessiert ist. Die aufdringlichen Passagen, in denen die sonst so cleveren und aufgeklärten Kids plötzlich darüber zu schwadronieren beginnen, wie cool doch Kirche und Gott eigentlich seien, wirken wie Fremdkörper und behindern die ansonsten ebenso fantasie- wie gefühlvolle Geschichte erheblich. Und wenn gegen Waldelfen und Feen mit Handgranaten (!) in den Kampf gezogen wird, ruft das unschöne Erinnerungen an "The Chronicles of Narnia" hervor, wo der Weihnachtsmann den lieben Kindern nichts weniger als Waffen in die Hände drückte – was witziger klingt, als es wirklich ist.

Als "Pan’s Labyrinth" für die jüngeren Zuschauer könnte man "Bridge to Terabithia" schon ein wenig bezeichnen, auch wenn letzterer seine phantastischen Elemente weniger dafür nutzt, das Seelenleben seiner kindlichen Helden widerzuspiegeln, sondern sogar gerade in den Effektmomenten schwächelt (was nicht an der Arbeit der neuseeländischen WETA-Schmiede liegt). Über jene verfügt der Film allerdings ohnehin kaum, die imaginäre Parallelwelt ist als Zufluchtsort deutlich erkennbar und hat keine über ihren reinen Zustand hinausgehende Funktion – mit der (heilenden) Kraft der Fantasie setzt sich zumindest die Filmadaption nicht wirklich auseinander. Diesbezüglich wird sie indes auch irreführend vermarktet: Das Spielfilmdebüt von Gabor Csupo ist trotz seines Fantasy-Anstrichs ein überwiegend menschliches Drama, das seine Figuren und Themen von Freundschaft, Außenseitertum und Verlustangst erstaunlich ernst nimmt.

Sensibel erzählt gefällt der Film vor allem mit seinem Blick durch Kinderaugen. Die Abenteuer der beiden Helden Joss und Leslie werden aus einer entdeckerischen, kindlichen Perspektive beleuchtet, ohne dass die Inszenierung eine übergeordnete Position einnimmt. Entsprechend zurück- haltend sind die filmischen Mittel – zwar dient der musikalische Einsatz als emotionaler Führer, ansonsten dominiert jedoch eine Kamera auf Augenhöhe, die das unbefangene Spiel der Darsteller so einfängt, dass ein jüngeres Publikum keine Probleme haben dürfte, sich den Figuren zu nähern. Als schlicht herausragend muss deshalb auch die Leistung des 14jährigen Josh Hutcherson ("R.V.") bezeichnet werden, seinen cleveren, aber auch unsicheren Charakter interpretiert er mit natürlicher Zerbrechlichkeit und beeindruckender Ausdruckskraft. Nicht weniger überzeugt seine Filmfreundin, die von der ebenso talentierten AnnaSophia Robb gespielt wird – Aufmerksamkeit erlangte sie erstmals als Kaugummi kauende Göre in Tim Burtons "Charlie and the Chocolate Factory".

"Bridge to Terabithia" ist also durchaus ein einfühlsamer Film, dessen belehrende Entgleisungen und eingeschobene Moralgüsse manchem allerdings zu Recht aufstoßen dürften. Der moraline Unterton geht dabei zweifellos aufs Konto der Walden-Media, kann mit etwas gutem Willen aber sicher ausradiert werden, sofern man das darin vermittelte Weltbild nicht als verabsolutiert betrachtet. Dass der Trend liberal maskierter Kinderhaltung mit übersteigertem christlichen Erziehungsauftrag grundsätzlich höchst fragwürdig ist, sollte man jedoch nicht außer Acht lassen – so schön und anrührend dieser Film hier auch erscheinen mag.

65%

Review erschienen bei: Wicked-Vision.de

Dezember 02, 2006

Kino: FLAGS OF OUR FATHERS

Sie erleben nur einen Bruchteil dieses Pazifikkrieges, es sind Tage, die wie Wochen, fast Jahre erscheinen mögen, doch sie prägen sie bis weit in den Lebensabend hinein. Die drei Marine-Soldaten, die kurz nach der Schlacht an der Küste Iwo Jimas abgezogen werden, sind erzwungene Hoffnungsträger einer Nation, eine fleischgewordene Legitimierung für Krieg, dieses organisierte Töten von Menschen, und das nur, weil sie auf einem Bild zu sehen sind, das sechs Männer zeigt, die die Flagge der Vereinigten Staaten hoch oben auf dem Mount Suribachi hissen. Die Hälfte von ihnen wird die Folgetage nicht überleben, die blutjungen John, Ira und Rene aber werden dem Schlachtgetümmel entrissen, als sich das zufällig geknipste Bild in der weit entfernten Heimat zum symbolischen Aushängeschild manifestiert.

"F
lags of our Fathers" ist eine akribische Untersuchung dieses historischen Phänomens, ein Versuch, diese Stimmung sowohl bei den Menschen daheim, die für den Krieg sensibilisiert werden sollen, als auch den kämpferischen Soldaten direkt vor Ort durch das symbolhafte Bild der „Fahnenhisser“ zu verbinden. Und diese Geschichte von der Entstehung und Auswirkung eines einzigen Photos, das ist auch gleichzeitig die Geschichte des ganzen Krieges in komprimierter, vereinfachter Form, als transzendierte Darstellung des eigentlich Unvorstellbaren. Dafür wählt Regisseur Clint Eastwood weniger einen Hyperrealismus, der die Schlachten als blutig-lautes Splattergetümmel erscheinen lässt, sondern erzählt den Film nicht ausschließlich über die Sicht seiner Protagonisten – die Momente des Krieges erscheinen zwar roh und dreckig, dunkel verfärbt und kühl, aber es sind mitunter Bilder einer Schlacht, wie sie sich ein Unbeteiligter vorstellen könnte.

Demgegenüber stehen die vielfältigen Eindrücke, der Überschwall an Emotionen, den die drei Soldaten unmittelbar erfahren, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren. Hier blickt Eastwood durch die Augen der ehemals Unschuldigen, die jetzt zu Stars umgeschrieben werden, die Touren durch das ganze Land absolvieren. Ein einziger Moment, auf Film festgehalten, wird zum Ausdruck siegreichen Heldentums. Nicht wenige Regisseure hätten die Gelegenheit so genutzt, wie sie sich auch leichtfertig ergäbe, als unkritisch-feierliche Zelebrierung von Nationalstolz, als symbolisches Hohelied auf den unwiderruflichen Erfolg im Krieg. Das wäre dann in blutige, alptraumhafte Bilder getränkt, vielleicht würde die Kamera auch fliegenden Kanonenkugeln bis zum Einschlag folgen, aber es stünde ganz im Zeichen glorreicher Notwendigkeit, an deren Ende nur der Sieg stehen könnte.

Weder erliegt Eastwood dieser Verlockung, noch ist er überhaupt an Derartigem interessiert. Seine Vorstellung von diesem Krieg ist eine subtile, stellenweise etwas zu ehrgeizige Abstraktion. Er feiert keine Helden, sondern er zeichnet deren Bloßstellung in doppelter Hinsicht: Wie sie hineingedrängt werden in eine Schlacht um Leben und Tod, die in ihrer Willkürlichkeit Verlierer oder Gewinner gar nicht kennen kann, und wie sie zu Werbefiguren einer durchorganisierten Kampagne für Kriegsanleihen degradiert werden. Das Blitzlichtgewitter der Photographen, das fast perverse Nachspielen elementarer Kriegsmomente auf Pappmache vor einem Massenpublikum, all das ist nicht weit entfernt von der Auslieferung nach Iwo Jima, und die drei jungen Männer erleben genau diese Zeit auf individuelle Weise als absurde Farce.

"Flags of our Fathers"
überzeugt mit unaufgeregtem, distanziertem Blick, er stellt Ruhe- und Aktionsmomente gegenüber, um die Geschehnisse weitsichtiger zu betrachten. Damit gelingt ihm einer der sensibelsten Filme zum Thema, dem oftmals nur der rechte Rhythmus fehlt. Nicht immer sind die Ebenen glücklich verknüpft, und auch einige der Schauspieler, vor allem Ryan Phillippe, sind der Ausdrucksstärke ihrer gebrochenen, unsicheren Figuren nicht gewachsen. Hier meint man zu glauben, dass die Vorstellungen der Produzenten um Steven Spielberg nicht immer den intendierten Absichten Eastwoods entsprochen haben mögen, was die latente, aber auch nicht maßgebliche Instabilität des Films erklärte. Interessant dürfte sich jedoch der Seitenwechsel gestalten – der in Japanisch gedrehte "Letters From Iwo Jima" widmet sich dem anderen Blick auf den Pazifikkrieg. Das allein verdient noch keine Liebesbekundungen, aber es ist von Notwendigkeit: „In den Kriegsfilmen meiner Jugend war die Welt klar in die Guten und die Bösen aufgeteilt. Das hat aber mit dem wirklichen Leben, mit dem wahren Krieg nichts zu tun. In meinen Filmen geht es nicht um Sieg oder Niederlage. Es geht um das, was der Krieg in den Menschen anrichtet, es geht um jene, die viel zu früh sterben müssen.“. Eastwood hat das begriffen. Vielleicht werden es ihm andere nachmachen.


75%