Die Familie, die sich da zu einem kuscheligen Wochenende zusammenfindet, kann einem schon wahrlich üble Alpträume bescheren. Wenn die Riesensippe zusammen kocht, isst, singt, sich alles erzählt, gemeinsam Abende verbringt und scheinbar keine anderen sozialen Kontakte pflegt, ist das noch die eine Sache. In den Bereich der Nötigung geht es hingegen, wenn sie das Liebesleben des erwachsenen Dan beim Zusammenkommen derart unangenehm ausbreitet, dass sie dem Vater von immerhin drei Töchtern sogar noch ein Blind Date aufzwingt, und sich diese als familiäre Harmonie verkaufte Bloßstellung als nahezu unerträglich entpuppt. Sollte man dennoch über die sicherlich gruseligste Filmsippe seit "Little Miss Sunshine" hinwegkommen, dürfte sich Peter Hedges’ "Dan in Real Life" als akzeptable, in seinem wenig hysterischen Tonfall angenehm gesetzte Romanze erweisen. Hier wie dort glänzt Steve Carell als erstaunlich präsenter Schauspieler, der die Figur mit viel Empfindsamkeit und sympathischem Humor ausstattet. Dass sich zwischen ihm und der immer dezent belehrenden Juliette Binoche keine wirkliche Chemie entwickeln will, kann nicht verhüllen, dass diese an ein etwas älteres Publikum gerichtete Romantic Comedy in ihrer Harmlosigkeit gefällt. Wäre da nicht der grausige Epilog, der jene Spießigkeit freilegt, die man zuvor schon permanent vermutete, könnte dieser Dan einem durchaus ans Herz wachsen. So bleibt es nur beim alten Wertebekunden – aber immerhin mit schönen Songs von Sondre Lerche.
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