Bereits der Anfang zeigt ganz klar, wo und wie Studiomodul Jeffrey Katzenberg seine Prioritäten setzt. Die Welt der Bienen orientiert sich kaum bis gar nicht an einer gewissen realistischen Form, sondern wird als paralleles, artifizielles und durchgängig vermenschlichtes Reich dargestellt. Im Innern der Bienenstöcke also gibt es allerlei Technik und Errungenschaft, die Familien wohnen in kleinen Häusern mit Pool und Vorgarten, fahren Autos und genießen ihr Leben im Arbeiterstaat. Der Film zeigt diese Welt ganz deutlich als quasi-sozialistisches Gebilde, in dem Vollbeschäftigung und Planwirtschaft dominieren.
Zieht man hier den diesjährigen Rattenspaß "Ratatouille" zum Vergleich heran, so zeigt sich, dass es wesentlich effektiver sein kann und ist, die dargestellten Tiere auch wirklich Tiere bleiben zu lassen. Wo sie leben, wie sie leben, was sie den ganzen Tag so treiben, all das entspricht – in modifizierter Weise – auch den natürlichen Gesetzmäßig- keiten, ohne dass der Pixarfilm deshalb auf Humor, Einfälle oder Verfremdungen verzichten müsste. "Bee Movie" präsentiert seinen Gegenstand jedoch schrecklich bieder, wenn Bienen wie Menschen hausen und innerhalb eines derart ungreifbaren und deshalb auch beliebigen Mikrouniversums agieren. Wo sind die Grenzen in dieser Bienenwelt, die sogar über Fernsehen verfügt, wo berühmte Moderatoren (Larry King) im Bienenkostüm auftreten? Da fehlt schon einmal jegliche Herausforderung, mit der die Produzenten sich an der Realität orientieren und dennoch ein eigenes Subreich generieren müssten, das in sich logisch die Norm verklärt. Wie eben im Falle von "Ratatouille", bei dem die Tiere vor Häusern, auf Dachböden und in Kanalisationen leben.
Dabei ist das erste Drittel des Films sogar noch recht dynamisch und unterhaltsam geraten. Die übliche Essenz – aus dem Alltagstrott ausbrechen und die Welt da draußen entdecken zu wollen – bedient freilich auch "Bee Movie", jedoch sind die ersten Ausflüge raus aus dem Stock und rein in die Stadt einfallsreich und durchaus mit Witz versehen. Sobald der Film aber anfängt, seine Geschichte zu erzählen – Biene trifft Menschenfrau, verliebt sich in sie und unternimmt einen Rachefeldzug gegen die Honigindustrie und damit Ausbeutung der eigenen Art – wird es nahezu unerträglich. Denn was DreamWorks ganz grundsätzlich anders und damit falsch macht: Tiere sind bei ihnen keine Tiere, sondern Menschen. Die Bienen sprechen nicht nur untereinander, was zugunsten eines derartigen Films auch unvermeidbar ist, sondern eben auch mit Menschen. Das effektive Gegenteil hat gerade Pixars "Ratatouille" zuletzt so wunderbar demonstriert, wo sich Ratten und Menschen eben nicht einfach unterhalten konnten.
Das führt zu dem Problem, dass die Geschichte hanebüchen und beliebig verläuft, weil sie keine eigenen Grenzen steckt. Da ziehen die Bienen dann vors Gericht, verklagen erfolgreich die Honigindustrie und spornen gleich noch die ganze Tierwelt an, den Mund aufzumachen und gegen die Ausbeutung durch den Menschen zu rebellieren. So richtig daneben geht es, wenn die Honigproduktion eingestellt und die Bestäubung hinfällig wird, sowie die gesamte Natur den Bach herunterzugehen droht. Wo da nun der logische Zusam- menhang besteht, interessiert angesichts der Beliebigkeit der inneren Struktur sowieso nicht mehr, aber es ist schon dreist, wenn der Film erst die Moralkeule schwingt (Menschen missbrauchen die Natur), nur um dann die verheerenden Folgen zu zeigen und einen Appell an die Richtigkeit des Bestehenden zu formulieren. Das bedeutet: Die durch die Identifikationsbiene angeprangerte Uniformität des Staates, der er zu entfliehen versuchte, wird dann hinten raus doch für richtig erklärt. Denn: Wenn die Bienen nicht ihrer Bestäubung nachgehen, dann stirbt die Natur. Sozialistischer Arbeiterstatt gleich guter Staat.
Dass Jerry Seinfelds Projekt (er schrieb den Film und spricht die Hauptfigur) mit seinem lauen, offensichtlichen und immer den leichtesten/plumpsten Weg ansteuernden Witz ("Hallo, du scharfe Biene!") darüber hinaus auch Fans des Comedians enttäuschen wird, steht außer Frage. Doch die lahme Animation, die viel zu glatt, wenig detailliert und bei den Menschen regelrecht hässlich aussieht, dürfte auch Animationsfreude kaum zufrieden stellen. Da helfen dann womöglich nur noch die obligatorischen Verweise auf Popkultur und Postmoderne, mit dem sich die Dream- Works-Heuler so gerne schmücken. Was in "Shrek" für den ein oder anderen noch leidlich witzig schien, wird hier zur nervtötenden Masche: Musiker Sting steht vor Gericht, weil sein Name (=Stachel) diskriminierend sei (wie originell!) und Ray Liotta wird als Werbegesicht für Honig verklagt, darf aber zumindest seinen gewonnenen Emmy streicheln. Das ist in der Tat so dermaßen blöd, dass der nächste Pixar gar nicht schnell genug kommen kann.
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