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September 28, 2011

Zuletzt gesehen: BRIDESMAIDS

Strukturell den derzeitigen Trends der US-Comedy verpflichtete Hochzeitskomödie, in der statt bierseliger Männer nun eine bunt zusammen gewürfelte Truppe mehr oder weniger hysterischer Frauen ihren Teil zur mehr denn je verspießten Befindlichkeitslage des Genres beitragen darf. Der geschlechtliche Vorzeichenwechsel hindert "Bridesmaids" überraschenderweise nicht daran, sämtliche Klischees der jüngeren US-Komödie akkurat nachzuempfinden, was man sowohl schrecklich unoriginell, als auch ausgleichend gerecht finden kann. Nun also sind es übergewichtige Frauen, die als rülpsende und furzende Sidekicks zum komödiantischen Abschuss freigegeben werden, während sich die Leading Ladies mit einer verhinderten Bachelorette Party herumschlagen müssen. Und auch ein jeder Bissigkeit zuwiderlaufendes Ende aus Sentiment, Läuterung und Harmonie kann und möchte "Bridesmaids" nicht missen. Interessant aber, dass Regisseur Paul Feig das hierdurch evozierte Gegen- oder vielleicht eher Ergänzungsstück, Todd Phillips’ "The Hangover", und dessen miefige Männerbündel-Meriten in ein quasi-feminines Gegenteil verkehrt – mit dem erstaunlichen Resultat, dass "Bridesmaids" zu großen Teilen tatsächlich umwerfend lustig ist, und mit Kristen Wiig zudem eine der talentiertesten Komödiantinnen des jüngeren Kinos entdeckt.


60%

August 13, 2008

Kino: YOU DON'T MESS WITH THE ZOHAN

Nachdem sie in I Now Pronounce You Chuck and Larry ein Pärchen wider Willen spielten, stehen Adam Sandler und Kevin James erneut gemeinsam vor der Kamera. Letzterer muss sich in You Don't Mess with the Zohan zwar mit einem Gastauftritt begnügen, dafür hat jedoch abermals Dennis Dugan auf dem Regiestuhl Platz genommen und lässt Sandler vom israelischen Geheimagenten zum Frisör reifen. Hinter gewohnt vulgär ausgestelltem Ulk ist der neueste Sandler-Spaß die politisch garantiert korrekteste Kinokomödie des Jahres.

Gegen Zohan Dvir (Sandler), den besten Mann beim Mossad, ist jeder arabische Terrorist chancenlos. Sein herber Charme lässt Frauenherzen höher schlagen, sein Gemächt sorgt gar für Ohnmachtsanfälle. Während er tagein, tagaus Bösewichte ins Jenseits befördert, möchte er eigentlich Frisör werden! Doch leider trachtet dem israelischen Superagenten immer wieder dessen Erzrivale "The Phantom" (John Turturro) nach dem Leben. Schließlich täuscht Zohan seinen Tod vor und zieht mit neuer Identität nach New Yor, um endlich waschen, schneiden, legen zu dürfen.

In den USA muss der einstige James Bond des Nahen Ostens zunächst lernen seine Kräfte zu zügeln, ehe er bei der jungen Dalia (Emmanuelle Chriqui) im Haarsalon anheuern darf. Die schöne Palästinenserin kann sich über die eigenwilligen Methoden des Selfmade-Friseurs zwar nur wundern, die Kundschaft jedoch rennt ihr die Türen ein. Während sie und der Ex-Geheimagent sich langsam – aber freilich sicher – näher kommen, erfährt "The Phantom" von der beschaulichen Neuexistenz seines Kontrahenten und fordert Zohan zum Duell heraus.

Für ihre nunmehr vierte Zusammenarbeit haben sich Sandler und Dugan 12 Jahre nach Happy Gilmore den derzeit meistgefragten Mann im Komödienfach ins Boot geholt: Judd Apatow, gefragt als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent, verantwortlich für Komödienhits wie Knocked Up oder Superbad. Apatows Gespür für sensible Zwischentöne und ernstzunehmende Figuren hat sich dabei als wahre Erfolgsformel erwiesen, die nun auch aus You Don't Mess with the Zohan herzliche Gags generieren soll.

Apatows Einfluss aufs Drehbuch scheint sich vor allem im ersten Drittel bemerkbar zu machen. Für eine Sandler-Komödie werden hier einige verhältnismäßig gute Jokes gebracht, alles zwar nicht originell, aber schön derb. Man vergisst auch gern die besonders in Aussehen und Dialekt signifikanten Analogien der Zohan-Figur zu Borat.

Nach einem amüsanten und überdrehten ersten Akt geht dem Happy-Madison-Team dann rasch die Puste aus. Viel Plot, wenig Gags. Und anders als bei Borat führen die zahlreichen Pups-, Penis- und Schwulenwitzchen in You Don't Mess with the Zohan nicht zur Subversion, sondern einem unerträglich rührseligen Showdown, dessen Friede-Freude-Eierkuchen-Botschaft zum großen Ringelpietz mit Anfassen einlädt.

Dennis Dugan geht den Weg des geringsten Widerstandes: Wo zuletzt schon Chuck and Larry seine Homoklischee-Parade mit einem großen Toleranzbekenntnis zu entschärfen versuchte, ist nun eben auch Zohan schwer darum bemüht, es allen irgendwie recht zu machen. Ganz plötzlich ist der herbe Film schrecklich bekömmlich.

erschienen bei gamona.de

März 26, 2008

Zuletzt gesehen: SUPERBAD

Die Judd Apatow-Crew wartet bei dieser Komödie um pubertierende Jungs in US-Suburbs einmal nicht mit genre- typischem Gaga-Humor aus dem Pups- und Kackawitzchen- Bereich auf, sondern schlägt trotz herber Dialoge eher in eine etwas ernsthaftere Kerbe. "Superbad" verschreibt sich seinen drei Slackern, die augenscheinlich nur an Titten und den ersten Sex denken können, nämlich erstaunlich sensibel: Obwohl der Film zugespitzt und naiv erscheint, ist er grundsätzlich in einem realistischen Ton erzählt und zeigt ehrliches Interesse an seinen Figuren. Die plagen sich indes nicht nur mit Hormonschüben, sondern auch Außenseiter- und Zukunftsängsten, was den Film über seine Blödelattitüde hinaus zur schönen Geschichte über Freundschaft und das Ende der Jugend wachsen lässt. Dabei gar nicht einmal so lustig, wie man annehmen könnte, und sogar recht düster in Szene gesetzt, ist "Superbad" deshalb in gewisser Hinsicht so etwas wie die Ehrenrettung der US-Teeniekomödie.


70%