Überaus einnehmendes Actiondrama, das auf verschiedenen Ebenen Grenzsituationen verhandelt, sowohl geographisch-räumlich (Nordkorea – China – Russland) als auch in Hinblick auf vor dem Abgrund stehende, sich an emotionalen Klippen entlang hangelnde Figuren, für die das Leben zwischen Grenzen zur eigenen psychischen und körperlichen Grenz- erfahrung wird. Mit einer recht vordergründig gestalteten Geschichte über soziale Milieus und zwischenstaatlich organisiertem Verbrechen thematisiert "The Yellow Sea" einerseits Existenzialismus im Allgemeinen und Heimatlosigkeit im Besonderen, bewegt sich jedoch mit deutlich ausgespielten Motiven des Actionthrillers (Vergeltung, Verschwörung, Verfolgung) auch stets in einem weitgehend konventionellen Genrekontext. Der in der ersten Hälfte ganz dem Blick seines zentralen Antihelden verpflichtete Film bedient damit beides, ein auf die Authentizität der Milieus gebürstetes Drama ebenso wie spannendes, vom Plot vorangetriebenes Actionkino. Wenn sich im zweiten Teil der Fokus vom individuellen "Erlebnisbericht" zur überladenen Ensemble-Geschichte verlegt, büßt "The Yellow Sea" leider einiges an Intensität ein und enttäuscht nach seinen nahezu grandiosen ersten beiden Kapiteln mit einer gerade auf den letzten Metern unnötig verschachtelten Handlung und doch recht übermäßig zelebrierter Brutalität. Ein sehr guter, aber kein herausragender Film.
60%