Mit 17 Jahren ist Justin Bieber der weltweit populärste Teenie-Star. Sein Bekanntheitsgrad geht weit über seine jugendlichen Fans und deren in Mitleidenschaft geratene Eltern hinaus. Der US-Präsident lud Bieber ins Weiße Haus ein, Ellen DeGeneres holt ihn jede zweite Woche auf die Couch ihrer Erfolgsshow und John Waters schmückt sich mit dem Schmusebübchen auf Photos. Zu seinen Freunden zählen Usher, Ludacris, Snoop Dogg oder Rihanna, selbst ein deutsches 68er-Urgestein wie Rainer Langhans hat schon von dem kanadischen Kinderstar mit der Wuschelfrisur Notiz genommen. Bieber singt von erster Liebe und Herzschmerz, seine Alben und Singles haben sich millionenfach verkauft und diverse Download-Rekorde gebrochen, bis auf den Grammy stehen bereits alle wichtigen Musikpreise in seiner Vitrine. Wenn der Junge sich die Haare abschneidet, füllt das die Neuigkeiten selbst noch der hiesigen Feuilletons, und auch die bei jedem kollektiven Teenphänomen vorprogrammierte virtuelle Gegenbewegung scheint seine Popularität nur noch anzuheizen.
Mit 12 präsentierte Justin Bieber seine Wohnzimmervideos bei YouTube, mit 16 spielte er im ausverkauften Madison Square Garden in New York vor 20 000 kreischenden Fans. Er ist das jugendliche Aushängeschild der Web-2.0-Generation, sein Erfolg wäre undenkbar ohne Social Networking. Und hinter dem Medienphänomen verbirgt sich auch eine geradezu märchenhafte Cinderella-Story, die findige Musikproduzenten jetzt nach der bereits erschienenen Autobiographie auch noch einmal in 3D erzählen, im Film zum eigenen Hype. Die allzu frische Karriere des Sängers wird darin auf dem vorzeitigen Höhepunkt des so genannten Bieber-Fiebers als Erfolgsgeschichte zwischen Erbauungsduktus, Aufsteiger- fantasie und medialem Größenwahn zum Teenage Dream stilisiert. Du kannst es schaffen, du musst daran glauben, du darfst niemals nie sagen. Die Message ist klar und unverstellt, ihr Protagonist ein niedlicher und talentierter Sunny Boy aus der Nachbarschaft.
Hinter der moralischen Vermittlung und ihrer Dramaturgie stehen Marketing-Experten, Plattenbosse, Manager, Gesangstrainer, Choreographen, Kostümbildner und Familie, die das Phänomen entsprechend ausstatten. Sie alle kommen zu Wort in "Never Say Never", eine Maschinerie gibt sich transparent: Der wahr gewordene Traum eines singenden Knirpses spricht schließlich für sich. Man soll glauben, Justin Bieber sei kein Produkt. Er habe Musik von klein auf an gemacht, viel gesungen, viel Gitarre gespielt und leidenschaftlich getrommelt. Millionenfach angeklickte YouTube-Videos des milchgesichtigen Teenager-Schwarms belegen das, dazwischen montiert der Film eher ungelenk inszenierte Ausschnitte eines "ganz normalen" Jungen, der auch als Superstar noch sein Zimmer aufräumen muss, bevor er mit seinen Freunden Basketball spielen darf.
Und dann geht es immer wieder zurück auf die Bühne, wo Bieber mit allerlei visuellen Bonbons seine formatierten Popsongs performt. Das kann man tatsächlich irgendwie glaubwürdig finden – so auf seine Art, als geschliffener Diamant, als nicht gemachtes, sondern erarbeitetes Popphänomen, (v)erklärt der Film die Bieber-Hysterie zumindest effektiv und unterhaltsam. Bei aller Rätselhaftigkeit und Ablehnung, die Justin Bieber und in erster Linie seine Vermarktung provozieren mögen, kann ein Vergleich differenzierend wirken: In die finale Bühnenshow im Madison Square Garden haben sich auch Kinderstarkollegen wie Jaden Smith oder Miley Cyrus verirrt, die offenbar ein bisschen teilhaben wollen am Bieber-Fieber. Im Gegensatz zu ihnen und Konsorten ist der 17jährige Kanadier kein Casting-Resultat, kein Disney-Produkt und kein Sohn berühmter Eltern.
Zwar vertritt auch Bieber das anständige Bild eines adoleszenten, aber keimfreien, eines auf Teenie-Sexsymbol gebürsteten und doch ganz braven Jungen, vereint also die branchenüblichen Widersprüche in sich. Aber glücklicherweise kolportieren die Bieber-Macher keine Enthaltsamkeitsideologie und reaktionäre Sexualmoral wie die Jonas Brothers oder Hannah Montana. Sie vermitteln nicht den Eindruck, einen unschuldigen Jungen zum Teenie-Star gedrillt, sondern vielleicht einem bereits ausgeprägten Talent zum Erfolg verholfen zu haben. Das kann nicht mehr als Spekulation sein, aber Justin Bieber hat sich bisher eine gewisse Natürlichkeit bewahrt. Er ist unter all den geformten Americana-Kids der Musik- und Fernsehmaschinerien nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der ungefährlichste. Eine Versicherung, damit vor dem ganz großen Absturz bewahrt zu werden, ist das aber natürlich auch nicht.
50% - erschienen bei den: 5 Filmfreunden
Mit 12 präsentierte Justin Bieber seine Wohnzimmervideos bei YouTube, mit 16 spielte er im ausverkauften Madison Square Garden in New York vor 20 000 kreischenden Fans. Er ist das jugendliche Aushängeschild der Web-2.0-Generation, sein Erfolg wäre undenkbar ohne Social Networking. Und hinter dem Medienphänomen verbirgt sich auch eine geradezu märchenhafte Cinderella-Story, die findige Musikproduzenten jetzt nach der bereits erschienenen Autobiographie auch noch einmal in 3D erzählen, im Film zum eigenen Hype. Die allzu frische Karriere des Sängers wird darin auf dem vorzeitigen Höhepunkt des so genannten Bieber-Fiebers als Erfolgsgeschichte zwischen Erbauungsduktus, Aufsteiger- fantasie und medialem Größenwahn zum Teenage Dream stilisiert. Du kannst es schaffen, du musst daran glauben, du darfst niemals nie sagen. Die Message ist klar und unverstellt, ihr Protagonist ein niedlicher und talentierter Sunny Boy aus der Nachbarschaft.
Hinter der moralischen Vermittlung und ihrer Dramaturgie stehen Marketing-Experten, Plattenbosse, Manager, Gesangstrainer, Choreographen, Kostümbildner und Familie, die das Phänomen entsprechend ausstatten. Sie alle kommen zu Wort in "Never Say Never", eine Maschinerie gibt sich transparent: Der wahr gewordene Traum eines singenden Knirpses spricht schließlich für sich. Man soll glauben, Justin Bieber sei kein Produkt. Er habe Musik von klein auf an gemacht, viel gesungen, viel Gitarre gespielt und leidenschaftlich getrommelt. Millionenfach angeklickte YouTube-Videos des milchgesichtigen Teenager-Schwarms belegen das, dazwischen montiert der Film eher ungelenk inszenierte Ausschnitte eines "ganz normalen" Jungen, der auch als Superstar noch sein Zimmer aufräumen muss, bevor er mit seinen Freunden Basketball spielen darf.
Und dann geht es immer wieder zurück auf die Bühne, wo Bieber mit allerlei visuellen Bonbons seine formatierten Popsongs performt. Das kann man tatsächlich irgendwie glaubwürdig finden – so auf seine Art, als geschliffener Diamant, als nicht gemachtes, sondern erarbeitetes Popphänomen, (v)erklärt der Film die Bieber-Hysterie zumindest effektiv und unterhaltsam. Bei aller Rätselhaftigkeit und Ablehnung, die Justin Bieber und in erster Linie seine Vermarktung provozieren mögen, kann ein Vergleich differenzierend wirken: In die finale Bühnenshow im Madison Square Garden haben sich auch Kinderstarkollegen wie Jaden Smith oder Miley Cyrus verirrt, die offenbar ein bisschen teilhaben wollen am Bieber-Fieber. Im Gegensatz zu ihnen und Konsorten ist der 17jährige Kanadier kein Casting-Resultat, kein Disney-Produkt und kein Sohn berühmter Eltern.
Zwar vertritt auch Bieber das anständige Bild eines adoleszenten, aber keimfreien, eines auf Teenie-Sexsymbol gebürsteten und doch ganz braven Jungen, vereint also die branchenüblichen Widersprüche in sich. Aber glücklicherweise kolportieren die Bieber-Macher keine Enthaltsamkeitsideologie und reaktionäre Sexualmoral wie die Jonas Brothers oder Hannah Montana. Sie vermitteln nicht den Eindruck, einen unschuldigen Jungen zum Teenie-Star gedrillt, sondern vielleicht einem bereits ausgeprägten Talent zum Erfolg verholfen zu haben. Das kann nicht mehr als Spekulation sein, aber Justin Bieber hat sich bisher eine gewisse Natürlichkeit bewahrt. Er ist unter all den geformten Americana-Kids der Musik- und Fernsehmaschinerien nicht nur der erfolgreichste, sondern auch der ungefährlichste. Eine Versicherung, damit vor dem ganz großen Absturz bewahrt zu werden, ist das aber natürlich auch nicht.
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