Neun kleine Stoffpuppen kämpfen auf der menschenleeren Erde gegen eine Übermacht der Maschinen. Düster, bedrohlich und vor allem actionreich erzählt Shane Ackers "9" eine computeranimierte Schöpfungsgeschichte: In einer post- apokalyptischen Welt aus Schmutz und Metallresten begründen die kleinen durchnummerierten Geschöpfe eines verstorbenen Wissenschaftlers die Grundlage für neues Leben. Ein unkonventioneller, schöner, melancholischer Animationsfilm, der es Dank seiner Produzenten Tim Burton und Timur Bekmambetov ("Wanted") auf die große Leinwand geschafft hat.
Die Welt scheint nur noch eine einzige Ruine. Staubwolken tummeln sich in der Luft, rostige Schrotthaufen ragen bis zum Himmel, von Leben gibt es weit und breit keine Spur. Inmitten dieser dystopischen Öde erwacht der kleine 9, eine fragile Stoffpuppe. Verwirrt stolpert er umher, als er unerwartet Bekanntschaft mit Nummer 7 macht. Ehe sich 9 versieht, lernt er seine Kollegen 1-8 kennen, trifft auf das gigantische Metallmonster "Beast" und muss bald einige gefahrenvolle Missionen auf sich nehmen, um übermächtige Maschinen zu bekämpfen und schließlich das Erbe seines Erschaffers zu wahren.
In Ansätzen hat Regisseur Shane Acker diese Geschichte vor fünf Jahren schon einmal erzählt. Im gleichnamigen 10minütigen Animationsfilm kämpft 9 gegen ein bewegliches Schrottmonstrum, um die Seelen seiner Freunde zu befreien. In wenigen Minuten gelang es Acker, ganz unvermittelt, eine kleine futuristische Endzeitfantasie zu spinnen, die dem Zuschauer ebenso verwirrend wie faszinierend einen Ausschnitt aus dem Leben einer kleinen Stoffpuppe zeigte. Nachdem der Kurzfilm 2006 für den Oscar nominiert wurde, durfte Acker seine Idee mit prominenter Unterstützung nun noch einmal als großen kleinen Kinofilm ausbauen.
"9" war bereits in Kurzfilmform mit zahlreichen Anspielungen gespickt. Die Pixar-Lampe Luxo Jr. tauchte ebenso auf wie der Verweis auf bekannte Science-Fiction-Filme. Acker hat seine Kombination aus den kindgerechten Animationsmotiven unschuldig wirkender, niedlicher Stoffpuppen und den gewalttätigen Endzeitbildern eines "Matrix" oder "Krieg der Welten" für die Kinofassung entsprechend zugespitzt: Die kleinen Helden des Films müssen sich permanent gegen die verselbständigten Maschinen eines von künstlicher Intelligenz geführten Systems zur Wehr setzen, das ihnen und damit dem Film keine Ruhe gönnt.
Der Run-and-Hide-Charakter des ungewöhnlich actionreichen und mit 80 Minuten Spielzeit ohnehin recht kurzweiligen "9" ist selbst für ein erwachsenes Publikum mitunter eine Belastungsprobe. Wie in der Kurzfilmvorlage verzichtet Acker auf eine erklärende Exposition und füttert den Plot erst nach und nach mit spärlichen Informationen zum Auslöser der Apokalypse. Das ist vor allem in seiner Humorlosigkeit mutig und im immer noch kindlich besetzten amerikanischen Animationsfilm eine willkommene Ausnahme, aber es erklärt auch, wieso "9" ein PG-13-Rating erhielt und bei Publikum und Kritik in den USA durchgefallen ist.
Dabei hat Acker eines der noch am wenigsten Mainstream-Konventionen entsprechenden Details seines Kurzfilms für die Kinoadaption aufgegeben, im Gegensatz zur Vorlage verzichtet er hier nicht auf Dialoge. Das ist, wie schon in den letzten beiden Dritteln von Pixars Sci-Fi-Genrebeitrag "Wall-E", insofern schade, als es einen besonderen Reiz für die Untermalung der kommunikationslosen, verwilderten Endzeitwelt geboten hätte, würden sich die lebendigen Stoffpuppen wortlos verständigen müssen. Das hätte mit Sicherheit eine weitere Herausforderung, wenn nicht gar Zumutung für die Sehgewohnheiten eines Animations- filmpublikums bedeutet, aber eben auch eine besondere Note, um den ohnehin tristen, verstörenden Charakter des Films zu unterstreichen.
Immerhin jedoch, und hier bildeten sich einige Missverständnisse bei der Kritik, entsprechen die einfachen, präzisen und mitunter banalen Dialoge logischerweise den beschränkten Ausdrucksformen simpler Stofflappen auf zwei Beinen. Am Wirkungsvollsten erweckt Acker seine Figuren ohnehin mit mimischen und gestischen Bewegungen zum Leben: In den wenigen stillen Momenten seines Films wird der Einfluss Tim Burtons deutlich, wenn sich die letztlich kuriosen Gestalten in ihrer artifiziellen Andersartigkeit liebevoll umeinander kümmern. "9" pflegt nicht zufällig eine ästhetische und emotionale Verwandtschaft mit "Nightmare Before Christmas" oder "The World of Stainboy" – Burton mag hier, wie einst bei Henry Selick, einen Gleichgesinnten gefunden haben.
Tiefsinnig ist der Film bei alledem selten, und seine schlüssige, aber auch allzu simple Actiondramaturgie lässt wenig Raum für Existenzialismus oder die Widersprüchlichkeit eines Zukunftskonflikts der Künstlichkeiten. Dennoch ist "9" nicht zuletzt wegen seiner glasklaren, beeindruckend ausgeleuchteten und expressionistischen Computeranimation, der man das verhältnismäßig geringe Budget von 30 Millionen Dollarn nur selten ansieht, ein faszinierend beklemmender, geradezu dadaistischer Film. So möge Shane Acker der kommerzielle Misserfolg bitte nicht davon abhalten weitere Filme zu drehen.
65% - erschienen bei: gamona
Die Welt scheint nur noch eine einzige Ruine. Staubwolken tummeln sich in der Luft, rostige Schrotthaufen ragen bis zum Himmel, von Leben gibt es weit und breit keine Spur. Inmitten dieser dystopischen Öde erwacht der kleine 9, eine fragile Stoffpuppe. Verwirrt stolpert er umher, als er unerwartet Bekanntschaft mit Nummer 7 macht. Ehe sich 9 versieht, lernt er seine Kollegen 1-8 kennen, trifft auf das gigantische Metallmonster "Beast" und muss bald einige gefahrenvolle Missionen auf sich nehmen, um übermächtige Maschinen zu bekämpfen und schließlich das Erbe seines Erschaffers zu wahren.
In Ansätzen hat Regisseur Shane Acker diese Geschichte vor fünf Jahren schon einmal erzählt. Im gleichnamigen 10minütigen Animationsfilm kämpft 9 gegen ein bewegliches Schrottmonstrum, um die Seelen seiner Freunde zu befreien. In wenigen Minuten gelang es Acker, ganz unvermittelt, eine kleine futuristische Endzeitfantasie zu spinnen, die dem Zuschauer ebenso verwirrend wie faszinierend einen Ausschnitt aus dem Leben einer kleinen Stoffpuppe zeigte. Nachdem der Kurzfilm 2006 für den Oscar nominiert wurde, durfte Acker seine Idee mit prominenter Unterstützung nun noch einmal als großen kleinen Kinofilm ausbauen.
"9" war bereits in Kurzfilmform mit zahlreichen Anspielungen gespickt. Die Pixar-Lampe Luxo Jr. tauchte ebenso auf wie der Verweis auf bekannte Science-Fiction-Filme. Acker hat seine Kombination aus den kindgerechten Animationsmotiven unschuldig wirkender, niedlicher Stoffpuppen und den gewalttätigen Endzeitbildern eines "Matrix" oder "Krieg der Welten" für die Kinofassung entsprechend zugespitzt: Die kleinen Helden des Films müssen sich permanent gegen die verselbständigten Maschinen eines von künstlicher Intelligenz geführten Systems zur Wehr setzen, das ihnen und damit dem Film keine Ruhe gönnt.
Der Run-and-Hide-Charakter des ungewöhnlich actionreichen und mit 80 Minuten Spielzeit ohnehin recht kurzweiligen "9" ist selbst für ein erwachsenes Publikum mitunter eine Belastungsprobe. Wie in der Kurzfilmvorlage verzichtet Acker auf eine erklärende Exposition und füttert den Plot erst nach und nach mit spärlichen Informationen zum Auslöser der Apokalypse. Das ist vor allem in seiner Humorlosigkeit mutig und im immer noch kindlich besetzten amerikanischen Animationsfilm eine willkommene Ausnahme, aber es erklärt auch, wieso "9" ein PG-13-Rating erhielt und bei Publikum und Kritik in den USA durchgefallen ist.
Dabei hat Acker eines der noch am wenigsten Mainstream-Konventionen entsprechenden Details seines Kurzfilms für die Kinoadaption aufgegeben, im Gegensatz zur Vorlage verzichtet er hier nicht auf Dialoge. Das ist, wie schon in den letzten beiden Dritteln von Pixars Sci-Fi-Genrebeitrag "Wall-E", insofern schade, als es einen besonderen Reiz für die Untermalung der kommunikationslosen, verwilderten Endzeitwelt geboten hätte, würden sich die lebendigen Stoffpuppen wortlos verständigen müssen. Das hätte mit Sicherheit eine weitere Herausforderung, wenn nicht gar Zumutung für die Sehgewohnheiten eines Animations- filmpublikums bedeutet, aber eben auch eine besondere Note, um den ohnehin tristen, verstörenden Charakter des Films zu unterstreichen.
Immerhin jedoch, und hier bildeten sich einige Missverständnisse bei der Kritik, entsprechen die einfachen, präzisen und mitunter banalen Dialoge logischerweise den beschränkten Ausdrucksformen simpler Stofflappen auf zwei Beinen. Am Wirkungsvollsten erweckt Acker seine Figuren ohnehin mit mimischen und gestischen Bewegungen zum Leben: In den wenigen stillen Momenten seines Films wird der Einfluss Tim Burtons deutlich, wenn sich die letztlich kuriosen Gestalten in ihrer artifiziellen Andersartigkeit liebevoll umeinander kümmern. "9" pflegt nicht zufällig eine ästhetische und emotionale Verwandtschaft mit "Nightmare Before Christmas" oder "The World of Stainboy" – Burton mag hier, wie einst bei Henry Selick, einen Gleichgesinnten gefunden haben.
Tiefsinnig ist der Film bei alledem selten, und seine schlüssige, aber auch allzu simple Actiondramaturgie lässt wenig Raum für Existenzialismus oder die Widersprüchlichkeit eines Zukunftskonflikts der Künstlichkeiten. Dennoch ist "9" nicht zuletzt wegen seiner glasklaren, beeindruckend ausgeleuchteten und expressionistischen Computeranimation, der man das verhältnismäßig geringe Budget von 30 Millionen Dollarn nur selten ansieht, ein faszinierend beklemmender, geradezu dadaistischer Film. So möge Shane Acker der kommerzielle Misserfolg bitte nicht davon abhalten weitere Filme zu drehen.
65% - erschienen bei: gamona