November 28, 2007

TV: DURCH DIE NACHT MIT...

... Joe Coleman und Asia Argento. Erstausstrahlung: Dienstag, 04.12. um 0:30 Uhr auf Arte

Die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Arte-Reihe ist ja längst kein Geheimtipp mehr. Und nachdem sich bereits allerlei illustre Gestalten aus den verschiedensten Kulturbereichen begegnet sind, sollen nun auch Asia Argento und Joe Coleman unter der Regie von unserem Jörg Buttgereit eine gemeinsame Nacht vor der Kamera verbringen. Beide sind zweifellos Multitalente: Während erstere kaum vorgestellt werden muss – als Tochter von Kinovirtuose Dario wurde Asia zunächst mit Filmen wie "Trauma" und später durch "XXX" oder "Land of the Dead" einem größeren Publikum bekannt –, sei zu Joe Coleman nur gesagt, dass er über ein ausgiebiges Archiv höchst eigenwilliger Ausstellungsstücke verfügt, und sich vor allem als "Outsider-Artist" versteht. Das umfasst im Genauerem u.a. obskure Bilder, inspiriert von bekannten Serienmördern, und kuriose Live-Shows, bei denen schon einmal diversen Kleintieren das Köpfchen abgebissen wurde. Kein Wunder also, dass der gemeinsame Nenner bei Marilyn Manson anfängt – und irgendwo mit "Scarlet Diva" aufhört. In diesem Film nämlich – ein Ausschnitt belegt es erinnernd – hatte Asia dem stattlich gekleideten Joe bereits eine Rolle verpasst, die beiden sind sich also keinesfalls fremd. Tatsächlich sogar könnte die Chemie kaum besser sein. Und das ist eine günstige Voraussetzung für 50 amüsante, bizarre, höchst unterhaltsame Minuten, auch wenn mitunter jegliches Konfliktpotential anderer Ausgaben der Reihe dem vorprogrammiert friedvollen Miteinander weichen muss. Die angepeilten Stationen reichen vom alten Jahrmarkt auf Coney Island samt Holzachterbahn und echter Freakshow bis zu einem Besuch beim Performance-Künstler David Blaine, angereichert mit zahlreichen wunderbaren Konversationen und Lebensweisheiten ("What’s much scarier than death is life."). In ihren Zwischentönen ist die Episode ebenso interessant wie lehrreich, während der Blick ins New Yorker Nachtleben wie immer ganz beiläufig zum ungemein nuancierten Stadtportrait gerät. Spätestens wenn beider Blick in den Trinkkelch so tief ausfällt, dass nur noch hemmungsloses Herumalbern möglich scheint, weiß der Zuschauer: Auch das ist eine weitere unverzichtbare Stunde TV-Kultur.


erschienen in: DEADLINE #6/07