April 23, 2011

Zuletzt gesehen: PSYCHO II, III & IV

Psycho II (1983, Richard Franklin)

Wagemutige Fortsetzung des legendären Modernitäts- manifests von Alfred Hitchcock, die die Handlung 23 Jahre später munter weiterspinnt. Statt einer eigenständigen Exposition lässt der Film einfach noch einmal den Duschmord des Originals durchlaufen und wiegelt damit gleich jede Impertinenz ehrwürdig ab, indem er Komplexität gegen Genreelemente eintauscht. Die Geschichte von Richard Franklins Sequel konzentriert sich auf Norman Bates’ Rehabilitationsversuche nach jahrelanger psychiatrischer Behandlung, die jedoch von Störenfrieden aus der Vergangenheit mühevoll sabotiert werden. Da das Drehbuch offenbar zu viele dramatische Akzente setzt, wurden dem Film einige Horrorkonventionen beigemengt, weshalb sich
"Psycho II" neben seiner eigentlich zentralen Charakterstudie auch noch auf einen spannenden Whodunit-Plot konzentrieren muss. Die letztlich recht verschnörkelte Handlung gleicht einer unkontrollierten Geisterbahnfahrt, die sogar einmal in Richtung des zeitgenössischen Teenie-Slashers ausschert (was sich im nächsten Teil der Serie schließlich verselbständigen wird). Anthony Perkins hat folglich einiges zu tun und changiert kräftig zwischen Unschuldslamm und Psychopath, während sein Counterpart Meg Tilly hilflos an ihm vorbeispielt. Formal besticht "Psycho II" durch ausgeklügelte Kamerapositionen und Jerry Goldsmiths wohldosierte Musik über seine augenscheinlichen Schwächen hinaus, ehe er in einem hanebüchen-genialen Epilog zu später Hochform aufläuft.


70%

Psycho III (1986, Anthony Perkins)

Während Richard Franklins "Psycho II" noch als ambitionierter Versuch verstanden werden kann, Hitchcocks Meisterwerk zumindest inhaltlich fortzusetzen, gerinnt die Figur Norman Bates im dritten Film der Serie zum klischeehaften Prototyp und bewegt sich nur noch in den Pfaden zeitgenössischer Franchise-Killer, die schuldigen Teenagern nach dem Leben trachten. Anthony Perkins steuert sein offenbar zum Fluch verkommenes Alter Ego nunmehr auch hinter der Kamera mächtig über, um jede Abgründigkeit als Witz auszuweisen: Permanent zitiert "Psycho III" das Original und wiederholt dessen berühmte Dialoge, die als One-Liner und fast schon parodistische Einlagen nur noch zur Comedy taugen. Am Rande der Selbstvertrashung bedient der Film mit einer vollkommen abstrusen Slasher-Handlung und blödsinnigen Knallchargenfiguren nur noch Standards des Genres und gibt jeden Versuch seines Vorgängers, die grobschlächtigen Motive des Originals weiterzuspinnen, zum Abschuss frei. Der ganze Quatsch wird zusätzlich mit viel nackter Haut und der hässlichen Diana Scarwid als dahergelaufene Nonne garniert. Obwohl Perkins seinen Norman hiermit ins verdiente Aus befördert, sollte der Stoff mit einem vierten Film von Mick Garris noch einmal weiter trivialisiert werden. R.I.P., Mr. Bates.


30%

Psycho IV: The Beginning (1990, Mick Garris)

Unsägliches TV-Prequel zum Hitchcock-Klassiker, das die beiden offiziellen Fortsetzungen ignoriert und sich aus fragmentarischen Ereignissen zusammensetzt, die zeitlich vor dem ersten "Psycho"-Film liegen. Joseph Stefano, der Drehbuchautor des Originals, schildert Norman Bates jr. als entwicklungsgestörten Teenager zwischen Ödipuskomplex und Transvestitismus, der schon früh zu Mutters Perücke und dem scharfen Küchenmesser griff. So zumindest erinnert sich der mittlerweile verheiratete und in Kürze Vater werdende (!) Bates an die Geschehnisse seiner Jugend, während er in einer Radioshow seine Lebensgeschichte ausbreitet. Das selten dämliche Framing des Films, die schulbuchartigen Flashbacks und psychologisch hanebüchene Fortschreibung der Bates-Figur bezwingen den Mythos, so es denn überhaupt je einer war, formal und inhaltlich endgültig auf Soap-Opera-Niveau. Am Ende setzt Norman, den Perkins hier nur noch auf Autopilot schaltet, sein altes Mutterhaus in Brand, treibt sich die Dämonen der Vergangenheit aus und fällt seiner Ehefrau und Mutter in spe erleichtert in die Arme. Dass dieser infantile Schlusspunkt der Serie sich auch noch durchgehend der Originalmusik Bernard Herrmanns bemächtigen darf, setzt der Unverschämtheit nur die Krone auf.


10%