Weder bloßer reaktionärer Vigilantenreißer, noch 'britische Antwort' auf Clint Eastwoods "Gran Torino", sondern gerissen inszeniertes, rechtsradikales Affektkino zwischen fröhlicher Sozialpornographie und kläglichem Gesellschaftspessimismus, das von Beginn an entsprechende Manipulationshebel bedient, um die unterstellte und plakativ, um nicht zu sagen: primitiv, bebilderte Machtlosigkeit von Staat und Justiz, sowie die zur totalen weltfremden Dystopie übersteigerte Verrohung der kollektiven Jugend in so genannten Problemvierteln gegen einen armseligen Rentner (clever besetzt mit einem crowd-pleaser wie Michael Caine) zu positionieren. Dieser macht sich mit Waffengeschütz und Foltergepäck auf, um seine Gegend von Mördern, Drogendealern oder Homosexuellen – und was aus Sicht des Films sonst noch so unter "Abschaum" firmiert – zu befreien (Kinderschänder habe ich sträflich vermisst!). Ein Polizeiermittler kommentiert dies damit, dass Mr. Brown ihm letztlich einen Gefallen tue, ehe er selbstredend ermordet und die Liste der zu rächenden Gewaltakte Harrys wieder etwas länger wird. Chapeau.
"Harry Brown" formuliert nie den Hauch eines Zweifels am perfide und geschickt motivierten Selbstjustizakt seines autoritären Helden, er bejubelt die pathetischen Taten des Amok laufenden Witwers mit heiterer Genugtuung und fragwürdig symbolträchtigen Bildern unter versuchter Einbeziehung seines Publikums, während er die Titelfigur munter glorifizierend über bessere Zeiten im Krieg sinnieren lässt, weil dort schließlich noch sinnvoll gemordet worden sei. Regisseur Daniel Barber mag hier ja auf umständliche Art wichtige Fragen anreißen, seine Antworten aber sind die denkbar simpelsten. Dank seiner effektiven propagan- distischen Inszenierung, seines starken Hauptdarstellers und milde diskursiven Potenzials ist das immerhin ein unterhaltsamer Scheißfilm, der in seiner teils grotesken Überzogenheit und lachhaften Weltanschauung schon fast Comiccharakter besitzt. Unterm Strich aber ein gefährlich dummer Aufmerksamkeitserreger, verkleidet als makelloser Thriller für ideologische Analphabeten, geistige Hinterwäldler und die Thilo Sarrazins von morgen.
20%
"Harry Brown" formuliert nie den Hauch eines Zweifels am perfide und geschickt motivierten Selbstjustizakt seines autoritären Helden, er bejubelt die pathetischen Taten des Amok laufenden Witwers mit heiterer Genugtuung und fragwürdig symbolträchtigen Bildern unter versuchter Einbeziehung seines Publikums, während er die Titelfigur munter glorifizierend über bessere Zeiten im Krieg sinnieren lässt, weil dort schließlich noch sinnvoll gemordet worden sei. Regisseur Daniel Barber mag hier ja auf umständliche Art wichtige Fragen anreißen, seine Antworten aber sind die denkbar simpelsten. Dank seiner effektiven propagan- distischen Inszenierung, seines starken Hauptdarstellers und milde diskursiven Potenzials ist das immerhin ein unterhaltsamer Scheißfilm, der in seiner teils grotesken Überzogenheit und lachhaften Weltanschauung schon fast Comiccharakter besitzt. Unterm Strich aber ein gefährlich dummer Aufmerksamkeitserreger, verkleidet als makelloser Thriller für ideologische Analphabeten, geistige Hinterwäldler und die Thilo Sarrazins von morgen.
20%