Oktober 12, 2007

Kino: THE HEARTBREAK KID

Vieles bleibt unverständlich an "The Heartbreak Kid". Ben Stiller spielt hier so einen Torschusspanik geplagten Sport- warenverkäufer, einen typischen Heteromann mit ergrauten Haaren, aber noch tüchtig jungenhaftem Auftreten, eben so einen, wie man ihn in Berlin wohl am ehesten in Mitte antreffen würde, wo all diejenigen hinziehen, die ihre midlife crisis mit bemüht jungen Verhaltensmustern zu heilen versuchen. Dieser Ben Stiller nun debattiert andauernd mit seinem Herrn Papa, der natürlich von Jerry Stiller gespielt wird, und zwar über Frauen, Pussies, Kinder, Ehe – und dass es langsam auch mal Zeit würde, sich diesen Notwendigkeiten ein für alle mal hinzugeben.

Soweit ist das zumindest noch nachvollziehbar, wenn auch keinesfalls von irgendeinem Belang. Zumal der erste Witz in diesem Film der Farrelly-Brüder, die zwar zugegeben ohnehin für ihre ausgesprochene Humorlosigkeit bekannt sind, mit "Dumb and Dumber" und "Me, Myself and Irene" aber zumindest mal zwei ziemlich lustige Filme hinbekommen haben, noch rund 30 Minuten auf sich warten lässt. Und bedauerlicherweise wird es der erste und auch letzte komische Moment in "The Heartbreak Kid" bleiben.

Stiller, der jüngere, lernt dann alsbald so ein selten dämliches Blondchen namens Lila (Malin Akerman) kennen, die ihre Wäsche in Waschsalons wäscht, Slips mit David Bowie-Aufdruck trägt und ein seltsames Problem mit ihrer Nase hat, bei dem ihr gelegentlich Essen und Trinken durch ebensolche entfliehen. Das haben wir leicht modifiziert zwar alles schon 1000mal gesehen, allein bei sämtlichen anderen Farrelly-Komödien, aber im Publikum lachen dennoch einige darüber, wenn auch zugegeben verhalten. Nur einmal wird's dann richtig laut, und freilich auch richtig lustig, wenn auf einer Hochzeit ein schwuler Wedding Planer tuntig fuchtelnd durchs Bild läuft. Schwule sind eben einfach immer wieder zum Brüllen komisch!

Das Blondchen und der Ergraute jedenfalls haben sich gesucht und gefunden. Leider verlässt der Film das wunderschöne San Francisco schon nach einem Drittel, um den frisch verliebten Turteltäubchen in die Flitterwochen zu folgen. Dabei hätte ich gern noch gewusst, was aus dem Schwulen oder der überfetten Mutter von der Hochzeit geworden ist. Schade, aber man kann ja nicht alles haben! (Wenigstens folgt besagter Witz, der eine gute wohl gemerkt, bei dem Lila im Auto wie eine hysterische Furie zahlreiche Popsongs mitträllert – womöglich aber fand auch nur ich das amüsant)

Jetzt aber wären wir an dem Punkt, an welchem "The Heartbreak Kid" seine nicht gerade interessante, aber wenigstens ja ganz glückliche Geschichte beenden hätte können. Doch irgendwie müssen die zwei Stunden gefüllt und die Konflikte geschürt werden, und deshalb taucht im Luxushotel so eine Brünette (Michelle Monaghan) auf, die fast noch bekloppter als die andere Schickse ist. Den kleinen Stiller bringt das zumindest dennoch in ein hormonelles Theater, denn während sich seine Angetraute als sexsüchtiges, ehemals drogenabhängiges, für die Umwelt engagierendes und vom Sonnenbrand entstelltes Monster entpuppt, kommt die neue Schönheit als lasziver Vamp daher, dem bald alle Aufmerksamkeit zuteil wird.

Dies soll jetzt genügen, um die ohnehin ziemlich überschaubare Geschichte etwas ins Wanken zu bringen, aber wo um alles in der Welt liegt hier eigentlich das Problem? Warum kann der doofe Ben sein Blondchen nicht zum Teufel scheren und sich mit der Liv Tyler für Arme vergnügen? Warum heuchelt der Film ein moralisches Dilemma vor, wo keines ist, ohne dann wenigstens einmal für fünf Minuten lustig zu sein? Und wieso muss man sich das als Kinobesucher gegen Geld gefallen lassen? Ein ganz und gar nicht nachvollziehbarer Film ist das.


10% - erschienen bei: DAS MANIFEST