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Juli 08, 2015

Kino: TERMINATOR - GENISYS

Er habe schon auf ihn gewartet, sagt der alte Terminator zur jüngeren Version seiner selbst, bevor ein mittlerweile 67jähriger Arnold Schwarzenegger zeigen kann, dass er zumindest das am Computer entstandene Replikat seiner 1984er-Kultfigur noch zu vermöbeln imstande ist. In diesem Bild steckt eine große, wenn auch leider nur ironische Wehmut. "Terminator: Genisys" produziert viele solcher Bilder. Weil ihm nichts anderes einfällt, als den eigenen Kinomythos zum Abschuss freizugeben. [...]

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Februar 17, 2015

Kino: WHIPLASH



Ich habe einige Jahre selbst Schlagzeug gespielt. Und ich hatte einen energischen Musiklehrer. Er war vernarrt, verschroben, wahrscheinlich auch verstörend. Wer sich für Musik nicht einigermaßen begeisterte, konnte bei ihm schnell unten durch sein. Wer Musik machte, aber nicht fürs Musikmachen brannte, erst recht. Aber: Wer lernen, wer über sich hinauswachsen wollte, den förderte er. Organisierte Konzerte, Zusammenkünfte. Und sorgte für ein erfinderisches, vor allem hochmusikalisches Miteinander. Wir, die erst für ihn und dann mit ihm musizierten, hatten Respekt vor diesem Mann. 

"Whiplash" hätte ein Film sein können über genau diese produktiven Spannungsverhältnisse. Stattdessen aber ist es ein Film, der Musik als Drill begreift. Arschlochstudent lässt sich von Arschlochlehrer die hohe Kunst des Jazz einprügeln. Lässt sich homophob beschimpfen und drangsalieren, bis das Blut fließt. Einen Autounfall und 'ne geplatzte Dozentenkarriere später heißt es dann: Nur wer auch bis zum Äußersten getrieben werde, könne aus der Reihe tanzen und es weit bringen. Alle anderen müssten sich damit abfinden, lediglich einen "guten Job" zu machen. Nichtsnutze zu sein, über die kein Mensch jemals sprechen wird. 

Natürlich ist das eine faschistische Logik. Aber der Film glaubt fest an sie. Er glaubt, der Drill mache den Unterschied. Und lässt seine beiden Protagonisten im grenzdebilen Finale zu einem buchstäblich gleichen Rhythmus finden, damit das Drangsalieren produktiv werden kann – wahrscheinlich möchte "Whiplash" seine welt- und definitiv musikfremde Vorstellung von Leistungsfähigkeit also auch noch als Heilmittel verstanden wissen. Ich habe selten einen blödsinnigeren Musikfilm gesehen. Oder vielleicht sogar noch nie. Faschokino, durch und durch.

Januar 06, 2009

Zuletzt gesehen: BLACK NARCISSUS

Man will gar nicht glauben, dass "Black Narcissus" bereits 1947 produziert wurde. Andererseits ließe sich so einfach auch gar kein zeitlicher Bezug ausmachen: Das Gefühl für Orientierungslosigkeit ist Michael Powells und Emeric Pressburgers Film in beinahe jeder Einstellung eingeschrieben – und die Verortung wird noch zusätzlich mittels extremer Stilisierung erschwert: So ist der Film nahezu komplett in den Pinewood-Studios gedreht, verwirrt und begeistert jedoch ununterbrochen mit spektakulären Außenaufnahmen Indiens, die keine sind. Jack Cardiffs Kameraarbeit ist schlicht sensationell, atemberaubend und übermächtig, die Matte Paintings und Farbgestaltung bis heute unübertroffen (und der ungeheure Einfluss auf Regisseure wie Dario Argento nicht zu übersehen). Ein Technicolor-Rausch von einem Film, wahrlich. Powell und Pressburger erweisen sich im Umgang mit ästhetischen Prinzipien dabei überraschend verspielt, sie nutzen changierende Farb- und Lichtsetzung mal zugunsten einer fiebrigen Atmosphäre, die die an und für sich konfuse Handlung begleitet, dann wieder für melodramatische Effekte oder Orientmärchen-Pomp. Dass "Black Narcissus" dabei als sorgfältiges, filmisch interpretiertes Stimmungsbild ebenso wie als Film über Wahnsinn und Hysterie erscheint, liegt nicht zuletzt am enervierenden Spiel insbesondere Deborah Kerrs, deren Rolle zu einem Karriere-Archetypen werden sollte – eine Variation der ‚repressiven Nonne’ gab sie später noch einmal meisterhaft in Jack Claytons "The Innocents".


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