Februar 09, 2014

Berlinale 2014: WHEN IT RAINS, IT POURS [DOSHABURI] (1957)

Nichts, das man als Freund des klassischen japanischen Studiokinos nicht schon kennen würde, aber auch nichts, das man missen wollte, wenn die emotionale Kraft solcher und ähnlicher Shomin-geki-Erzählungen einen immer und immer wieder in tiefes, leises Bestürzen zu zwingen vermag: die emotionale Entwurzelung, das vernunftwidrige Erdulden, alle unausgesprochene Unzufriedenheit, die in den großen Alltags- und Familienmelodramen zum Zerbersten der Gefühle führt. When It Rains, It Pours, über ein Unglück also, das selten allein kommt, steht dabei deutlich in Tradition des Haha-mono, und die Mutter (großartig: Sadako Sawamura) muss hier schließlich grundsätzlich alles in Frage stellen: ihr Hotelgewerbe, ihre Kindererziehung, ihre ganze Existenz. Regisseur Noboru Nakamura, 1957 auf einem ersten Erfolgshöhepunkt seiner Karriere, lässt die Züge eines an den Herbergsschauplatz grenzenden Bahnhofs symbolbehaftet durchs Bild rauschen, um menschlicher Bewegungslosigkeit mechanische Wucht gegenüberzustellen. 

In den melodramatischen Effekten seiner Inszenierung – Lokomotivrauch, der die Figuren in die Unsichtbarkeit drängt, veräußerlichtes Leid, das sich nach dem kümmerlichen Griff zum Alkohol explosionsartig Bahn bricht – findet dieser Film vor allem während des letzten Drittels zu ausdrucksstarker Melancholie, die wieder einmal bestätigt: am schönsten seufzen lässt es sich immer noch im Kino.