September 08, 2006

Kino: CLICK

Da ist sie also, die neue Komödie von Hollywoods harmloser Ulknudel Adam Sandler, der seit seiner dezent überbewerteten Performance in "Punch-Drunk Love" offenbar auch gern die leisen Töne anschlägt. So leise allerdings, dass man als Zuschauer nicht nur die Ohren, sondern vor allem die Augen aufsperren muss, um nicht die witzigen Momente des Films zu verpassen. Und die gibt es ja durchaus: Da wird gefurzt, was das Zeug hält, Witzchen über Schniedel, Dicke, Homos und selbstbewusste Frauen gerissen und allerhand anderer, wahnsinnig origineller Unfug fabriziert. Angereichert mit etwas Fantasy und einem kleinen Touch Science-Fiction kommt also "Click" von Regisseur Frank Coraci daher, um unser aller Herzen zu erwärmen.

Immerhin ist Christopher Walken dabei. Der hat zwar auch schon in der ein oder anderen Gurke gespielt, mit Rollen in "The Deer Hunter" oder "Batman Returns" aber nun einmal auch Filmgeschichte geschrieben. Seine Darstellung in dieser Angelegenheit hier gehört nicht gerade zur ersten Kategorie, sondern man möchte doch vorsichtig fragen, welche Drogen Walken eigentlich konsumiert haben muss, um für eine Mitwirkung in diesem völlig irrsinnigen Unfug zu unterschreiben. So sehr Zeuge quälender Unterforderung und ächzender Peinlichkeit wollte man als Zuschauer dann ja doch nicht unbedingt werden.

Nun, der Ansatz des Drehbuchs ist ja zweifelsohne nett, wir alle dürften den Reiz der Geschichte nachvollziehen können. Wenn sich Adam Sandler also einer derartigen Idee annehmen würde, dann könnte das ja theoretisch durchaus eine nette Blödelei werden, oder? Aber nun ja, "Click" ist leider ein sehr, sehr anstrengender Film geworden, eine nach dem "A Christmas Carol"-Prinzip funktionierende Geschichte, die aus ihrer niedlichen Grundidee nichts weiter als einfallslose 08/15-Gags herauspresst, die spannungslos dahinsiecht und einem irgendwie einfach auf die Nerven geht. Man fragt sich schon, was eigentlich los ist mit der amerikanischen Komödie? Selbst in den konservativen 50er-Jahren wurde das Genre nicht annähernd so störend zur Lehrstunde bürgerlicher Werte missbraucht, wie sich das in den letzten Jahren abzuzeichnen scheint. Billy Wilder und Co. durften einst wenigstens im Kino noch höchst intelligente, vor allem aber auch wirklich witzige Gesellschaftsbilder zeichnen. Heute sieht das wohl schon anders aus. Ob es nun Robin Williams in "Mrs. Doubtfire" (bzw. jüngst erst wieder in "R.V."), oder eben Adam Sandler in diesem filmischen Murks betrifft – hier werden Werte propagiert, die nicht nur bedenklich, sondern für den Film selbst auch einfach hinderlich sind.

Denn wie auch immer der reanimierte Trend hin zu konservativen (und nur vermeintlich bissigen) Familienkomödien nun auch zu deuten sei, irgendwie war man darüber doch schon längst hinaus. Und das auch aus gutem Grund - es zähmt den Witz, es stört den Drive, ja es ist eben einfach unnötig, dass nach jeder Slapstick- oder leichten Sarkasmusnummer wieder gekuschelt werden muss. Kate Beckinsale macht sich gut als brave Hausfrau und Mutter, die das traute Heim zwar nie verlassen, aber trotzdem ganz hübsch angezogen sein darf, ebenso wie die kleinen Kinder natürlich ganz niedlich sind, wenn sie ihren Daddy nach der Arbeit knuddeln. Und eines kann hier ruhig schon verraten werden: Trotz all der Eskapaden, durch die Walken als Mad Scientist den guten Sandler mit seiner Remote Control schickt, wird das auch am Ende nicht anders sein, keine Sorge. Im wahren Leben kann man mit seiner Fernbedienung zwar ungleich weniger anstellen, zumindest aber darf man bei derartigem Unfug ungeniert abschalten – das ist doch auch schon was.

25%

Review erschienen bei: Wicked-Vision.de