September 27, 2006

Kino: THE LAST KISS

Es geht um das alte Thema: Mann und Frau. Der Architekt Michael (Zach Braff, „Scrubs“) führt ein Leben, wie es sich ein 29jähriger nur erträumen kann. Er hat eine wunderbare Freundin (Jacinda Barrett, „Poseidon“), die ihr erstes Kind erwartet, einen guten Job, pubertäre, aber liebenswerte und zuverlässige Freunde, nette Schwiegereltern und so weiter eben. Doch so perfekt diese Welt für ihn auch sein mag, es macht dem jungen Mann Angst. Seine Unsicherheit führt ihn unerwartet in die Arme der jungen Collegestudentin Kim (Rachel Bilson, „The O.C.“) – ein Kuss, der die heile Welt zu zerstören droht.

Hört sich nicht nur austauschbar an, ist es auch. Es war sogar schon einmal genauso so auf der Leinwand zu sehen, in Gabriele Muccinos „L’Ultimo Bacio“. Und dennoch erzählt Regisseur Tony Goldwyn (in „Ghost“ oder „The 6th Day“ einst noch vor der Kamera agierend) diese betuliche Geschichte mit charmanter Leichtigkeit, viel Witz und natürlich ebenso viel Herzschmerz. Ganz im Stile von „High Fidelity“ und „Garden State“, in dem sich Zach Braff bereits mit der hinreizenden Natalie Portman amüsante Lebensweisheiten austauschen durfte.

„The Last Kiss“ konzentriert sich aber nicht nur auf Michaels vorgezogene Midlife Crisis und die Verzweiflung seiner Freundin Jenna, sondern blickt auch in das Leben all der anderen Figuren, die sich mit den Problemen des Zusammenseins herumschlagen. Scheidung und Trennung, Einsamkeit und Selbstfindung, Familie und Freunde sind die Themen im Drehbuch von Paul Haggis („Million Dollar Baby“). Das bietet natürlich genug Raum für dramatische Konflikte, für heftige Geschlechterkämpfe und tränenreiche Auseinandersetzungen, unterlegt durch süßliche Popklänge von Coldplay und den üblichen Verdächtigten.

Und so schön das alles anzusehen ist, so oberflächlich ist es leider auch. Es sind die Probleme gesetzter Kleinstädter, bürgerlicher Jungunternehmer, die stets im Rahmen einer selbstgefälligen Lebensart verharren. Als Zuschauer möchte man nur schwer akzeptieren, dass die Seifenblasenkonflikte der Protagonisten derart an die Substanz gehen, wie es suggeriert werden soll. Bei all dem Wohlstand wirken die Lebensfragen der Figuren seltsam aufgesetzt, es drängt sich ein wenig die Frage auf, warum Haggis die übertriebene Lebenskrise seines Paares ausgerechnet in eine neuzeitliche Bourgeoisie hinein konstruiert.

So darf ruhig gelacht und geweint werden, am Ende geht es einem ja irgendwie doch wieder ganz gut. Schnell ertönt noch ein beliebiger Song irgendeiner ebenso beliebigen Indieband. Und was dann übrig bleibt ist wohl Definitionssache.

5/10 - Kinostart: 16.11.2006