September 01, 2006

Kino: THE BARNYARD

Auf diesem Bauernhof ist alles so, wie es sich gehört: Die Kühe auf der Weide, die Hühner und Schweine im Stall und der Esel auf der Koppel. Doch wenn der Farmer seinen Hof verlässt, abends die Lichter ausgehen oder auch sonst kein Mensch in Sicht scheint, dann veranstalten die Tiere bunte Partys und allerhand Streiche. Als jedoch die feindlichen Hyänen bei ihrer Hühnerjagd eines Abends den Chefbullen Ben ermorden, hat die friedliche Stimmung der Tiere ein Ende. Sein Sohn Otis beschließt gemeinsam mit seinen Freunden, darunter eine Maus, ein Schwein und ein Maulesel, Rache für den Tod ihres Anführers zu üben.

Regisseur und Drehbuchautor Steve Oedekerk ("Ace Ventura: When Nature Calls") erfindet mit seinem von der US-Kritik viel gescholtenen "The Barnyard" das Rad der Animationsfilme wahrlich nicht neu, und doch hat auch dieses Abenteuer aus dem Hause Paramount und Nickelodeon genügend Witz, um sein Zielpublikum begeistern zu können. Erhebliche Schwächen in der Erzählstruktur und zahlreiche Klischees werden erwachsenen Zuschauern aber wohl schon schwerer ins Gewicht fallen, denn auch wenn Oedekerks Idee soweit funktionieren mag, ganz so einfach muss auch ein Kinderfilm nicht gestrickt sein.

Problematisch ist der Konflikt der Identifikationsfigur Otis, einer Kuh, die im Original von Kevin James ("King of Queens") gesprochen wird. Nicht nur Disney bewies immer wieder, wie lehrreiche Geschichten übers Erwachsenwerden und schicksalhafte Bestimmungen auch dezent verpackt werden können, aber die Vater/Sohn-Geschichte in "The Barnyard" ist ohne eigene Einfälle und merklich unoriginell ersonnen, denn alles fußt zu unkonzentriert auf der platten Erkenntnis zwingender Verantwortung. Dem pädagogischen Auftrag zum Trotz langweilen Oedekerks konventionelle Themen um Freundschaft und Treue, die belehrenden Appelle hätten mit wesentlich prätentiöserer Zurückhaltung eingearbeitet gehört.

Etwas mehr Innovation hätte auch dem Drehbuch nicht geschadet: Papi stirbt, Sohnemann rückt zum Gegenzug an, alles haben sich lieb - so vorhersehbar kann ein Animationsfilm sein. Selbst abzüglich dramaturgischer Zugeständnisse für die kleineren Zuschauer verläuft die Geschichte insgesamt zu stark nach hinlänglich bekannten Schemata. Man muss leider immer wieder den Vergleich zu Pixar ziehen, deren Ergüsse neben inhaltlicher Frische auch immer mit überraschenden Wendungen oder zumindest variierten Abläufen aufwarten können. Daran scheitert die Konkurrenz - besonders "The Barnyard" - mit ihren lieblosen Scripts bislang immer wieder. Und auch in Bezug auf die Animation kann der Film den Standards nur mühsam entsprechen, zu glatt sind die Oberflächen und zu wenig detailliert erscheinen die Bilder, von erheblichen künstlerischen Abweichungen gegenüber der Natur einmal abgesehen.

Was die Kinder davon halten, das ist letztlich entscheidend. So gesehen wird der mitunter durchaus treffsichere Humor die nötigen Lacher garantieren - die Tiere unternehmen allerlei niedliche Dummheiten, um die Aufmerksamkeit der kleinen Zuschauer gewinnen zu können. Dass diese ihre schnarchenden Eltern im Kino das ein- oder andere mal werden anstupsen müssen, ist dabei wohl verschmerzbar.

50%