Ja, so läuft das hier. "Une femme est une femme" von Jean-Luc Godard ist eine fragmentarische Komödie über Frau und Mann, die sich jedoch mehr für ihr Medium als ihre Figuren interessiert. Ständige Brüche, Aussetzer und unerwartete Stilmittel bestimmen den kurzweiligen Spaß, der sich mit zahlreichen optischen und akustischen Einfällen, heiterem Wortwitz und lakonischer Einfältigkeit experimentell dem Kino widmet: Was sind Genres, was ist der filmische Raum, wie füllt man ihn mit Zeichen und Bedeutung, hat er überhaupt eine Bedeutung, Semantik, Syntaktik, und welche Anordnung benötigen filmische Gestaltungsmittel. Dies ist eine freie, unbeschwerte, verspielte Übung, die sich selbst beobachtet und beobachten lässt. Die augenzwinkernde Seitenhiebe austeilt, gegen klassische Hollywoodfilme, seien es all die Romanzen, Screwball Comedies oder im Besonderen Musicals, deren Wesen dieser Film bewusst aufgreift, oder auch gegen die eigenen Mitspieler der Nouvelle Vague. Ein Lustspiel fast, aber hinter seiner reflexiven Pose überaus ambitioniert. Godard vermengt hier Selbstzitate (ganz konkret wird sein "À bout de souffle" erwähnt) und Storyfetzen in einer Versuchsanordnung, die nicht möchte, dass man hinter der Versuchung auch eine Anordnung ausmachen kann.
Der Film sprudelt dabei geradezu über vor Ideen und absurden Dialogen: "Alfred, bist du schon lange da?" – "Aber nein, 27 Jahre. " – "Und was willst du?". Jump-Cuts wechseln sich mit Musiksprüngen ab, immer wieder wird jegliche musikalische Begleitung abgewürgt, so dass man auch ja nicht erst auf die Idee käme, einer Illusion auf den Leim zu gehen. Lampen werden als Scheinwerfer durch den Raum getragen, Buchtitel dienen der Gefühlswiedergabe. Und zwischendurch werden Textzeilen eingeblendet, die alles kommentieren und zu hinterfragen scheinen, so wie es die Anfangstitel taten. Im Prinzip bricht der Film Regeln, um Nicht-Regeln zu befolgen. Nicht uninteressant, aber er macht es sich denkbar einfach damit. Was eine Eigenparodie, eine unernste Selbstreflexion sein könnte, ist nur eitles Gehabe, kaltherziges, abgeklärtes Gehabe.
Ganz konkret: "Une femme est une femme" ist Godard-Kino in nervigster Ausprägung. Eine einzige Aneinanderreihung scheinbarer Willkürlichkeiten, die nur dazu dienen sollen, ihren Regisseur als denkendes Ingenium auszuweisen. Ein selbstverliebter Film ist das, der sich ausstellt und dabei gehörig gefällt, der aber nicht einladend oder amüsant daherkommt, sondern nur unangenehm wirkt, aufdringlich, mit sich selbst beschäftigt. Das ist fast so etwas wie spätpubertäres Akademikergeplänkel, typisches Filmstu- dentenzeugs, Cineastenmasturbation, Technokratengetue, Egofutter, das sich selbst prostituiert. Eine Klamotte, die sich clever glaubt, aber nur aus lauter Zotteligkeiten und Phrasen besteht über Frauen und Männer und deren Verhältnis, zumindest so wie es sich Godard vorstellt. Und die Frau ist ’ne Stripperin, eine bessere Nutte, Spielzeug für die Männer, bei aller vermeintlichen Selbstbestimmtheit. Ein Film, beschränkt trotz seiner Möchtegern-Weitsichtigkeit, trotz seines Intellekts, seines Willens, mehr über das Kino zu erfahren. Kino spürbar und transparent zu gestalten, aber doch nur zu verhüllen. "Was ist so was wie du? " – "Was? Das ist doch ganz einfach! Eine Frau ist eine Frau." – so viel auf sich selbst aufmerksam machende Trivialität ist doch arg verdächtig. Das ist ebenso undezent wie kein Selbst- bekenntnis, sondern nur ödes Kokettieren.
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