Das in nicht wenigen Komödien der 40er Jahre vortrefflich trivialisierte
Sujet der überhasteten Hochzeit einmal als B-Thriller-Aufhänger: In "When
Strangers Marry" muss die frisch vermählte Kim Hunter ihrem des Raubmordes
verdächtigten Ehemann Dean Jagger beistehen und dabei auch noch irgendwie
Nebenbuhler Robert Mitchum in Schach halten. Lange bevor William Castle im
Showmanship-Kino zu sich fand, drehte er verschiedenste Genrefilme für kleinere
Studios wie Monogram Pictures, die sein Talent als Filmemacher heute beinahe
eindrucksvoller demonstrieren als die effizienten Gruselhits seiner
bekanntesten Schaffens- phase. Diese nahezu alle Kennzeichen des Film noir
tragende Kriminalgeschichte ist nicht nur mit einem für Castle so typischen
blumigen Enthusiasmus inszeniert, sondern stellt vielleicht auch am
deutlichsten seine Fähigkeiten als visueller Erzähler heraus: Das am Ende aus
dem Briefumschlag purzelnde Geld im Postschacht ist wohl die denkbar schönste
Zurschaustellung eines MacGuffins überhaupt. Neben einer Fülle an bildlichen
Einfällen fasziniert "When Strangers Marry" (nach Mitchums Durchbruch
unter dem Titel "Betrayed" erneut veröffentlicht) aber auch durch das
mitreißende Spiel Kim Hunters als Femme Fatale zwischen entschlossener Agilität
und bedingungsloser Gutgläubigkeit. Ein wahrlich toller Film, den Don Miller womöglich
nicht zu Unrecht als "the finest B-picture ever made" adelte.
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