Ein Schlüsselfilm in der langen kinogeschichtlichen Auffassung und Darstellung von Homosexualität, den Veit Harlan ursprünglich zur Differenzierung des im Nationalsozialismus noch einmal verschärften § 175 drehen wollte, weil nämlich Schwule, "an denen die Natur etwas verbrochen" habe, "unser ganzes Mitgefühl" verdienten. Das Ergebnis wurde 1957 von der FSK als unsittlich (sprich: zu "schwulenfreundlich") empfunden und nicht freigegeben, erst in einer veränderten Fassung kam "Das Dritte Geschlecht" unter dem Titel "Anders als du und ich" in die bundesdeutschen Kinos. Der Film ist, typisch für seinen Regisseur, ebenso raffiniert erzählt, kurzweilig und schnörkellos wie auch grobschlächtig, menschenverachtend und durch und durch ideologisch (vermutlich postfaschistisch).
Selbst noch in der vermeintlich milderen Ursprungsversion gerinnt die schmähliche "Unterscheidung" bzw. Kate- gorisierung schwuler Typen in bekehrbare Junge und gemeingefährliche (pädophile) Alte zur grotesken Scheinkritik am berüchtigten Paragraphen. Harlan inszeniert Homosexuelle vielmehr exakt so, wie er auch ("den") Juden in seinem bekanntesten Film, "Jud Süß" (1940), inszenierte: Fratzenhaft, durchtrieben und hinterlistig. Nicht ohne noch einmal alle Klischees vom Homosexuellen als künstlerischem Freigeist zu unterstreichen, verurteilt der Film in bemerkenswert verrückter Weise auch gleich noch experimentelle Kunst sowie Lyrik und Prosa im Allgemeinen. "Das Dritte Geschlecht" funktioniert, um ehrlich zu sein, großteils vorzüglich als unmessbarer Trash, aber ob und wie man darüber lachen kann, bleibt eine Ermessensfrage. Noch unglaublicher als dieser Film ist eigentlich nur die Tatsache, dass der § 175 erst 1994 abgeschafft wurde.
30%
Selbst noch in der vermeintlich milderen Ursprungsversion gerinnt die schmähliche "Unterscheidung" bzw. Kate- gorisierung schwuler Typen in bekehrbare Junge und gemeingefährliche (pädophile) Alte zur grotesken Scheinkritik am berüchtigten Paragraphen. Harlan inszeniert Homosexuelle vielmehr exakt so, wie er auch ("den") Juden in seinem bekanntesten Film, "Jud Süß" (1940), inszenierte: Fratzenhaft, durchtrieben und hinterlistig. Nicht ohne noch einmal alle Klischees vom Homosexuellen als künstlerischem Freigeist zu unterstreichen, verurteilt der Film in bemerkenswert verrückter Weise auch gleich noch experimentelle Kunst sowie Lyrik und Prosa im Allgemeinen. "Das Dritte Geschlecht" funktioniert, um ehrlich zu sein, großteils vorzüglich als unmessbarer Trash, aber ob und wie man darüber lachen kann, bleibt eine Ermessensfrage. Noch unglaublicher als dieser Film ist eigentlich nur die Tatsache, dass der § 175 erst 1994 abgeschafft wurde.
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