
Selbst noch in der vermeintlich milderen Ursprungsversion gerinnt die schmähliche "Unterscheidung" bzw. Kate- gorisierung schwuler Typen in bekehrbare Junge und gemeingefährliche (pädophile) Alte zur grotesken Scheinkritik am berüchtigten Paragraphen. Harlan inszeniert Homosexuelle vielmehr exakt so, wie er auch ("den") Juden in seinem bekanntesten Film, "Jud Süß" (1940), inszenierte: Fratzenhaft, durchtrieben und hinterlistig. Nicht ohne noch einmal alle Klischees vom Homosexuellen als künstlerischem Freigeist zu unterstreichen, verurteilt der Film in bemerkenswert verrückter Weise auch gleich noch experimentelle Kunst sowie Lyrik und Prosa im Allgemeinen. "Das Dritte Geschlecht" funktioniert, um ehrlich zu sein, großteils vorzüglich als unmessbarer Trash, aber ob und wie man darüber lachen kann, bleibt eine Ermessensfrage. Noch unglaublicher als dieser Film ist eigentlich nur die Tatsache, dass der § 175 erst 1994 abgeschafft wurde.
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