In der Tradition diverser Psychothriller der späten 80er und frühen 90er Jahre muss sich in Atom Egoyans Neubearbeitung des französischen Films "Nathalie..." eine Familie gegen die sexuelle Bedrohung einer jungen aufreizenden Schönheit verteidigen. Lange Zeit behauptet "Chloe" mit den reaktionären Ideen seiner geistigen Genrevorgänger zu brechen, beispielsweise in der Darstellung dysfunktionaler Familien- und Beziehungsverhältnisse, ehe er die profillose Titelfigur geradezu ungeniert als lesbische Psychopathin zu entlarven und gegen die ganz plötzlich wieder intakte Kernfamilie auszuspielen versucht. Die um Eleganz bemühte, aber selbst simpelste Dialoge plump erotisierende Inszenierung entpuppt sich dabei als verkrampftes zur Schau stellen billiger Sexeinlagen, die sich in ihrer massiven Unglaubwürdigkeit dem unlogisch entwickelten Plot fügen. Alle etwaigen Versuche des Films, das konventionelle "Monster" Chloe (Seyfried) nur als Opfer einer repressiven Ehefrau und Mutter (Moore) zu verstehen, bleiben ungenau und letztlich machtlos gegenüber dem Wiederkäuen alter Werte. Bestenfalls unentschlossenes, aber im Prinzip ärgerliches und biederes Erotikfilmchen. Damit ist Atom Egoyans Œuvre ganz offiziell erschreckend durchwachsen.
30%
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