
"Deliverance" und "Southern Comfort" waren gestern: Die stets nach neuen Herausforderungen suchenden weiblichen Extremsportjunkies Sarah, Juno, Beth, Rebecca, Sam und Holly verbringen ein Wochenende in den tiefen Gebirgen der Appalachen, um sich den ultimativen Adrenalinkick zu geben - den Abstieg in ein gigantisches Erdhöhlensystem. Seit sie bei einem Autounfall Tochter und Ehemann verlor, hat sich Sarah nicht mehr an den Abenteuertreffen der Freunde beteiligt. Nach kurzer Zeit bereits entdecken die sechs einen kleinen Durchgang zu einem noch unmarkierten System. Gerade dort angekommen, stürzt die Luke durch einen Erdrutsch ein. Und schon bald muss die Gruppe feststellen, dass sie dort unten keineswegs allein sind.
Mit sicherer Hand projiziert Marshall einen Alptraum auf Zelluloid, der das Unterbewusstsein des Zuschauers erstaunlich raffiniert beansprucht, ja geradezu herausfordert und der die Nerven bis aufs äußerste strapaziert. Mit einfachsten Mitteln, in stark komprimierter Form, geschieht das alles. In den verwinkelten Höhlen lassen Licht und Schatten meist nur erahnen, was sichtbar scheint, die plätschernde Feuchte macht die Enge unweigerlich spürbar, die Kamera ist beklemmend nah dran an den Gesichtern der Frauen, an den rauen Gesteinsmassen, schafft eine ungeheuer klaustrophobische Intensität und eine beinahe einzigartige atmosphärische Dichte.
Die Figuren sind knapp und verkürzt gezeichnet, man erfährt nur so viel über sie, wie notwendig ist. Das aber trifft nur auf die Sidekicks zu, die dementsprechend nicht frei von Klischees konzipiert wurden. Doch es funktioniert. Es ist fast erstaunlich, wie sich die ihrer filmischen Reduktion gegenüber adäquat dezenten Schauspielerinnen frei und vor allem jenseits von Genre üblichen Hysterieeskapaden bewegen, wie natürlich sie sich in dieser räumlichen Natur anfühlen.
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