Nachdem die Disney-Animationsschmiede Ende der 90er Jahre in eine finanzielle und vor allem kreative Schaffenskrise rutschte, die viele billige Sequels zu hauseigenen Meisterwerken für den Videomarkt und nur noch einige wenige Kinofilme von durchwachsenem Erfolg mit sich brachte, sah man sich auch angesichts der immer populäreren Animation aus dem Computer gezwungen, den klassischen Zeichentrickfilm aufzugeben. Gegen die CG-Tricksereien von DreamWorks und Co. wollte sich Disney jedoch nie so wirklich durchsetzen, und so überrascht es nicht, dass sich das Studio nach dem Einkauf des Quasi-Konkurrenten Pixar nun wieder auf jenes Handwerk berufen wissen möchte, mit dem es jahrzehntelang Filmgeschichte schrieb. John Lasseters erster Amtshandlung, alle Direct-to-Video-Fortsetzungen einzustellen, folgte sogleich die zweite: Die Produktion eines neuen klassischen Zeichentrickfilms, eines Musicals.
In der Geschichte von "Küss den Frosch" verschlägt es die erste afroamerikanische Prinzessin des Disney-Universums in die Sümpfe Louisianas, wo sie gemeinsam mit Prinz Naveen alles unternimmt, um wieder ein Mensch zu werden – die hübsche Kellnerin, noch eine Prinzessin in spe, ist nach einem Kuss des verwandelten Traumprinzen genau wie er zum Frosch mutiert. Als quakendes Pärchen wider Willen lernen sie tapfere Wegbegleiter kennen, entkommen dem bösen Fluch des Voodoo-Magiers Dr. Facilier und landen nach einigen Hindernissen natürlich doch noch in ihren richtigen Armen. Die Handlung derlei Märchen ist so unbedingt vorhersehbar wie zweitrangig, denn natürlich wissen Ron Clemens und John Musker, ihrerseits etablierte Disney-Hasen, dass die altmodische Animation, quirlige Sidekicks und eingängige Musicalnummern die Trümpfe ihres Zeichentrickfilms bilden.
"Küss den Frosch" ideologisch durch die Mangel zu nehmen, erscheint bei einem Traditionsunternehmen überholter Wertvorstellungen wie Disney gewiss müßig. So gewinnt der Film weder durch seine erstmalige Besetzung einer schwarzen Prinzessin in der Hauptrolle, wie er durch den hinreichenden Gebrauch entsprechender Südstaatenklischees verlieren mag. Er ist schlicht als vergnügliche Einladung zu nostalgischen Erinnerungen zu verstehen: Ganz offensiv knüpft der Film an die Magic Moments der Disney-Geschichte an, mit einer wundervollen Jazz-Musik von Randy Newman. Die Animation überrascht dabei mehr als einmal, besonders in der herausragenden Dinner-Sequenz im Art-Deco-Stil. Nicht so fein und detailliert wie in den frühen Produktionen des Studios zwar, aber auch weitaus weniger klobig und grob als die Arbeiten der späten 80er und frühen 90er Jahre. Dass die Zeichner dabei nicht gänzlich auf die Unterstützung des Computers verzichten konnten, verrät indes jedoch auch einiges über die allzu betonte Rückbesinnung auf den klassischen Trickfilm.
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