„Ich glaube, dass ein leidenschaftlicher Journalist kaum einen Artikel schreiben kann, ohne im Unterbewusstsein die Wirklichkeit ändern zu wollen.“ (Rudolf Augstein)
Auf den Inhalt von "His Girl Friday" trifft dieser Ausspruch sicherlich nicht uneingeschränkt adäquat zu, so muss geklärt werden, wie viel schlimmer die Realität tatsächlich erst ist, doch er fasst nichtsdestotrotz die Stimmung des Drehbuchs zusammen. Die große Stärke dieser zeitlosen Komödie ist genau jenes, adaptiert vom Gespann Ben Hecht ("Wuthering Heights", "Notorious") und Charles MacArthur ("Barbary Coast", "The Senator Was Indiscreet") auf Grundlage ihres eigenen Bühneerfolgs „The Front Page“ (1928), ein Drehbuch, wo beinahe jede Nuance stimmt, gradlinig und unnachahmlich geschickt geschrieben.
Aus dem Starreporter Hildebrand Johnson des Stücks wurde für die zweite Verfilmung des Stoffes, die erste inszenierte Lewis Milestone 1931, Hildegard „Hildy“ Johnson, eine Frau. Regisseur Howard Hawks ("To Have and Have Not", "The Big Sleep") entschied sich bewusst für diese Änderung, die im Kontext des Geschlechterkampfes die Grundlage für seine mit "Bringing Up Baby" auf die Höhe der Zeit katapultierte Screwball-Comedy darstellt. Und Rosalind Russell ist der große Star dieses Films, die sich einst u.a. gegen Katherine Hepburn, Carole Lombard und Irene Dunne durchsetzen konnte. Selten trägt eine Frau so erstklassig, charmant und selbstbewusst einen Film auf ihren Schultern, selten stimmte eine Chemie so sehr wie zwischen Russell und Cary Grant, der diesen Umstand gar nicht als solchen betrachtet, sondern längst nur der Mann an ihrer Seite ist.
"His Girl Friday" ist dabei eine in sich geschlossene, von unüberwindbarem Tempo gekennzeichnete Tour de Force der Dialoge und Schlagzeilen, die den ohnehin turbulenten Stil der Komödie maßgeblich beeinflusste. Hawks verfeinert im Einklang mit Inhalt und Technik die aberwitzigen und süffisanten Wortgefechte, in dem er die tonale Überlappung in sich übergreifender Dialoge erweitert. Russell und Grant wirbeln mit ihren Wortfetzen energisch umher und fallen sich kontinuierlich so ins Wort, dass ganze Enden verschluckt werden. Das Geschick besteht jedoch darin, nie die inhaltliche Bedeutung abhanden kommen zu lassen, denn trotz der Fülle an Gesprochenem und dem daraus resultierenden Witz, dass ein Hinterherkommen zur Herausforderung wird, kann der Zuschauer dem Geschehen stets folgen. Raffiniert ist besonders, wie Hecht und MacArthur mit dieser Form des Humors umgehen: Immer wieder greift der Protagonist Wortfetzen des Antagonisten auf, ironisiert diese, verändert sie genüsslich und holt zum mündlichen Gegenschlag aus. Handwerker Hawks vertraut ganz auf diese Methodik, verzichtet auf anderweitige Spielereien und lässt seine Kamera stets auf Augenhöhe, um den Zuschauer unmittelbar in den Genuss dieses – nur in der Originalfassung empfehlenswerten - feinsinnigen Spiels kommen zu lassen.
Der wahre Geschlechterkonflikt bleibt jedoch erfreulicherweise stets ein Konflikt im Subtext. Besonders in der Screwball-Comedy schwingt mit, welche gesellschaftlichen Einschnitte die Kriegsgeschichte markiert - die nach außen zu starker Schlagfertigkeit avancierte Frau als Ausdruck einer neuen Rollenverteilung, als gleichermaßen überzogene wie unausgesprochene Angst vor dem Statusverlust des Mannes. Dabei ist "His Girl Friday" unübersehbar von einer bissigen und tiefschwarzen Kritik an ausbeuterischem Journalismus und skrupellosem Opportunismus durchzogen und liefert ein zynisches Bild der modernen Welt, die geprägt vom, den zwischenmenschlichen Diskurs überlappenden, Kapitalismus scheint - in der Konsequenz also schlicht und ergreifend verrückt ist.
80%Auf den Inhalt von "His Girl Friday" trifft dieser Ausspruch sicherlich nicht uneingeschränkt adäquat zu, so muss geklärt werden, wie viel schlimmer die Realität tatsächlich erst ist, doch er fasst nichtsdestotrotz die Stimmung des Drehbuchs zusammen. Die große Stärke dieser zeitlosen Komödie ist genau jenes, adaptiert vom Gespann Ben Hecht ("Wuthering Heights", "Notorious") und Charles MacArthur ("Barbary Coast", "The Senator Was Indiscreet") auf Grundlage ihres eigenen Bühneerfolgs „The Front Page“ (1928), ein Drehbuch, wo beinahe jede Nuance stimmt, gradlinig und unnachahmlich geschickt geschrieben.
Aus dem Starreporter Hildebrand Johnson des Stücks wurde für die zweite Verfilmung des Stoffes, die erste inszenierte Lewis Milestone 1931, Hildegard „Hildy“ Johnson, eine Frau. Regisseur Howard Hawks ("To Have and Have Not", "The Big Sleep") entschied sich bewusst für diese Änderung, die im Kontext des Geschlechterkampfes die Grundlage für seine mit "Bringing Up Baby" auf die Höhe der Zeit katapultierte Screwball-Comedy darstellt. Und Rosalind Russell ist der große Star dieses Films, die sich einst u.a. gegen Katherine Hepburn, Carole Lombard und Irene Dunne durchsetzen konnte. Selten trägt eine Frau so erstklassig, charmant und selbstbewusst einen Film auf ihren Schultern, selten stimmte eine Chemie so sehr wie zwischen Russell und Cary Grant, der diesen Umstand gar nicht als solchen betrachtet, sondern längst nur der Mann an ihrer Seite ist.
"His Girl Friday" ist dabei eine in sich geschlossene, von unüberwindbarem Tempo gekennzeichnete Tour de Force der Dialoge und Schlagzeilen, die den ohnehin turbulenten Stil der Komödie maßgeblich beeinflusste. Hawks verfeinert im Einklang mit Inhalt und Technik die aberwitzigen und süffisanten Wortgefechte, in dem er die tonale Überlappung in sich übergreifender Dialoge erweitert. Russell und Grant wirbeln mit ihren Wortfetzen energisch umher und fallen sich kontinuierlich so ins Wort, dass ganze Enden verschluckt werden. Das Geschick besteht jedoch darin, nie die inhaltliche Bedeutung abhanden kommen zu lassen, denn trotz der Fülle an Gesprochenem und dem daraus resultierenden Witz, dass ein Hinterherkommen zur Herausforderung wird, kann der Zuschauer dem Geschehen stets folgen. Raffiniert ist besonders, wie Hecht und MacArthur mit dieser Form des Humors umgehen: Immer wieder greift der Protagonist Wortfetzen des Antagonisten auf, ironisiert diese, verändert sie genüsslich und holt zum mündlichen Gegenschlag aus. Handwerker Hawks vertraut ganz auf diese Methodik, verzichtet auf anderweitige Spielereien und lässt seine Kamera stets auf Augenhöhe, um den Zuschauer unmittelbar in den Genuss dieses – nur in der Originalfassung empfehlenswerten - feinsinnigen Spiels kommen zu lassen.
Der wahre Geschlechterkonflikt bleibt jedoch erfreulicherweise stets ein Konflikt im Subtext. Besonders in der Screwball-Comedy schwingt mit, welche gesellschaftlichen Einschnitte die Kriegsgeschichte markiert - die nach außen zu starker Schlagfertigkeit avancierte Frau als Ausdruck einer neuen Rollenverteilung, als gleichermaßen überzogene wie unausgesprochene Angst vor dem Statusverlust des Mannes. Dabei ist "His Girl Friday" unübersehbar von einer bissigen und tiefschwarzen Kritik an ausbeuterischem Journalismus und skrupellosem Opportunismus durchzogen und liefert ein zynisches Bild der modernen Welt, die geprägt vom, den zwischenmenschlichen Diskurs überlappenden, Kapitalismus scheint - in der Konsequenz also schlicht und ergreifend verrückt ist.